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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot
Autoren: Roland Stark
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Ende.«
    Heuchler, fluchte Fischbach stumm. Alle drei gierten doch nur nach
     einer Sensation, die sie brühend heiß hinter vorgehaltener Hand herumtratschen
     konnten. Sie waren keinen Deut besser als eine Horde Waschweiber. Er versuchte,
     sich ein wenig mehr in die Ecke des Schankraums zu verkrümeln. Doch die
     Spiralschnur des Uralttelefons war bereits bis aufs Äußerste gedehnt. Sie war
     so kurz, dass das giftgrüne Gerät nur maximal bis auf die Theke mitgenommen
     werden konnte. Fischbach zerrte noch einige Male daran, doch schließlich gab er
     den Kampf auf und drehte sich so, dass er wenigstens niemanden anschauen
     musste.
    »Erzähl«, forderte er Welscher auf und nahm sich vor, so spartanisch
     wie irgend möglich zu antworten.
    »Ich bin in Kronenburg. Sieht schlimm aus, Hotte, wirklich.«
    »Mord?«, flüsterte Fischbach. Hinter ihm hörte er jemanden scharf
     die Luft einziehen. Mist, die hatten Ohren wie Fledermäuse. Jetzt würde es
     nicht mehr lange dauern, bis es der ganze Kreis Euskirchen erfuhr.
    »Eine ältere Dame. Regelrecht abgestochen. Kein schöner Anblick,
     kannst du mir glauben«, presste Welscher hervor.
    »Abgestochen?«, wiederholte Fischbach. Sofort ärgerte er sich
     darüber.
    »Oh Gott«, hörte er Dödenfeld auch schon aufstöhnen.
    Fischbach wirbelte herum. »Ein Wort zu irgendjemandem, und ihr
     bekommt Probleme, Jungs. Ganz gewaltige. Und zwar mit mir. Ich buchte euch
     eigenhändig ein und ziehe euch die Haut ab.«
    »Wir doch nicht«, wiegelte Hans ab. »Eher bricht hier in der Eifel
     ein Vulkan aus, als dass wir rumtratschen.«
    Fischbach tippte sich an die Stirn. »Gerade dir soll ich das
     glauben, du Klatschmuhl.«
    »Na, na, bisschen höflicher bitte«, echauffierte sich der Wirt und
     straffte die Schultern.
    Fischbach winkte ab, sandte aber sicherheitshalber noch einige böse
     Blicke in die Runde. Dann konzentrierte er sich wieder auf Welscher. »Also gut,
     ich … äh.« Er brach ab. Mit den vier Obstlern im Bauch konnte er nicht mehr
     fahren.
    »Ich schick dir eine Streife«, bot Welscher an, der Fischbachs
     Problem offensichtlich erkannt hatte. Doch half es Fischbach nicht wirklich
     weiter.
    »Nein«, schlug er das Angebot heftiger aus als gewollt, hakte den
     Zeigefinger am Hals seines Hemdkragens ein und zog daran. »Also, du weißt doch
     … hm … nein, auf gar keinen Fall ein Auto.«
    »Mensch, Hotte, mach mal halblang.« Welscher klang genervt. »Das
     wird doch mal gehen. Die Kollegen fahren bestimmt auch besonders vorsichtig,
     wenn du lieb darum bittest.«
    »Kein Auto«, entschied Fischbach und öffnete den obersten Knopf. Der
     Gedanke, in das Innere eines Wagens steigen zu müssen, trieb ihm den Schweiß
     auf die Stirn. Er linste zu Dödenfeld und Lorscheidt hinüber. Ihre Maschinen
     standen vor der Tür. Doch die beiden hatten ebenfalls zu viel intus. Und Hans,
     der Wirt, besaß noch nicht mal einen Führerschein.
    Welscher seufzte. »Also, wenn du es nicht schaffst, ich meine, wenn
     es nicht geht, ich kann auch allein …«
    Klang da ein Vorwurf durch? Bevor Fischbach näher darüber
     nachgrübeln konnte, fiel ihm die Lösung seines Problems ein.
    »Schon gut.« Er überschlug die Strecke. Kronenburg war zwar eine
     Perle des Kreises Euskirchen, lag aber selbst für Eifeler Verhältnisse am Arsch
     der Welt. Über Mechernich auf die Autobahn, die A 1 runter bis zur
     Abfahrt Blankenheim, weiter über die B 51 an Blankenheim und Dahlem
     vorbei, die letzten Kilometer über die B 421. Geschätzte vierzig
     Kilometer. »Keine Stunde, dann bin ich bei dir«, teilte er Welscher mit und
     legte auf.
    »Jungs«, rief er, »ich muss leider weg.«
    Hans schmunzelte. »Der Heilige Stuhl?«
    »Du hast gelauscht«, klagte Fischbach ihn an, konnte sich aber ein
     Lächeln nicht verkneifen.
    »War ja nicht zu überhören.«
    »Kein Wort zu niemandem …«, warnte Fischbach und hob drohend den
     Zeigefinger. »Gilt auch für euch«, fügte er in Richtung von Dödenfeld und
     Lorscheidt hinzu, steckte dann den Zeigefinger in die Wählscheibe und rief im
     »Vatikan« an, um den Heiligen Vater um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten.
    Ein angenehm warmer Wind empfing Fischbach, als er um die Ecke
     bog und den Kirchberg hinaufging. Die kalte Zeit schien vorbei zu sein, doch er
     traute den Frühlingsvorboten noch nicht ganz. Diesmal war es ein langer und heftiger
     Winter gewesen, selbst für die Eifeler, die ja einiges gewohnt waren. Der
     Schnee
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