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Frau Bengtsson geht zum Teufel

Frau Bengtsson geht zum Teufel

Titel: Frau Bengtsson geht zum Teufel
Autoren: Caroline L. Jensen
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wobei sie sowohl an ihn als auch an ihren Briefträger als auch an Gott dachte. Als sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten, dachte sie nur noch an ihn und vergab sich selbst.
    Lieber Gott, vielen Dank für die »So würzen Sie Ihr Sexleben«-Artikel in den Frauenzeitschriften, dachte Herr Bengtsson, bevor er wie ein Stein einschlief.

    Am Mittwochmorgen war es, als hätte der Sex mit Beggo nie stattgefunden, also kann man auch nicht behaupten, dass Frau Bengtsson Reue fühlte.
    Acedia intakt.
    Vergnügt deckte sie den Frühstückstisch ab. Dass es gerade erst zwölf Uhr war, als sie einen Tetrapak Wein öffnete, und sie den ganzen Tag wie eine Verrückte trank und putzte, fiel ihr gar nicht auf. Die Post holte sie erst gegen halb vier, ermutigt von etlichen Gläsern Wein.
    Als sie die Briefe später sortierte, fand sie einen handgeschriebenen Zettel.
    O du, ich weiß, ich muss dich wiedersehn. Du, denn sonst hab ich ein Problem. Du bist alles, was ich will.
    Wütend verbrannte sie den Wisch im Aschenbecher und rauchte eine Zigarette nach der anderen. »Du bist alles, was ich will« – wenn das mal kein Problem war. In der Auffahrt hörte sie das Auto ihres Mannes. Sie leerte den Aschenbecher. Beggo würde schon einsehen, dass es ein einmaliges Abenteuer gewesen war, wenn sie sich eine Zeitlang von ihm fernhielt.
    »Wie schön es hier aussieht«, sagte Herr Bengtsson, als er hereinkam.
    »Danke«, antwortete sie und gab ihm einen Kuss.
    »Aber was hast du denn getrunken?« Er roch demonstrativ an ihrem Mund und sah fragend auf die Uhr, die auf kurz nach sechs stand.
    Frau Bengtsson kicherte wie ein kleines Mädchen. »Ach, ich wollte nur ein Gläschen Wein in der Sonne auf dem Balkon trinken, als ich mit dem Putzen fertig war. Bald wird es zu kalt, um gemütlich draußen zu sitzen. Aber dann habe ich es wohl ein bisschen übertrieben.«
    »Ein bisschen?« Sein Grinsen verriet, dass der barsche Ton nur gespielt war. »Du schwankst ja!«
    »Ja, hab ich doch gesagt. Ich glaube, ich muss mich hinlegen.«
    Herr Bengtsson lachte. »Du bist wirklich nicht wie die anderen, meine Liebe. Aber pass auf, dass das nicht zur Gewohnheit wird.«
    »Natürlich.« Mit einer Geste bedeutete sie ihm, dass das Essen auf dem Tisch stand. »Ich habe schon gegessen. Gute Nacht, Liebling.«
    »Ja, ja. Gute Nacht, du verrücktes Huhn.«
    Auf dem Weg ins Schlafzimmer blieb sie vor dem Kühlschrank stehen und las: 7 . Du sollst nicht stehlen.

    Endlich ein leichtes Gebot, Gott sei Dank. Sie würde stehlen wie eine Elster.

28
    H erzklopfen bekommt man aus verschiedenen Gründen, und genau das hatte Frau Bengtsson am Donnerstag.
    Sie saß im Bus Richtung Jämnviken Zentrum. Ihr Gesicht hatte sie hinter einer gigantischen, schwarzen Sonnenbrille versteckt, das Haar unter einem Kopftuch. Sie trug ein weites Kleid, darüber ein noch weiteres Hemd und eine ausgebeulte Jacke. So, glaubte sie, sah man aus, wenn man stehlen wollte. Dass sie mit ebendieser Absicht auf dem Weg ins Einkaufszentrum war, war nur einer der Gründe, warum ihr Herz klopfte. Sie zog die Nikotinkaugummis aus einer der überdimensionalen Jackentaschen. Die Dragees raschelten in der Packung, und sie musste sie mehrmals schütteln, bis eines in ihre Hand fiel. Ein älterer Herr, der ein paar Sitze weiter vorn saß, drehte sich um und sah sie missbilligend an.
    Verzeihung, dass es mich gibt, dachte sie und starrte zurück.
    Der Zettel, den sie am Vormittag im Briefkasten gefunden hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
    Wie der Sturm auch tost, ich lass dich nicht los!
    »In Jesu Namen, Beggo!«, war ihre erste Reaktion gewesen. »Beherrsch dich!«, hatte sie gesagt, den Zettel zusammengeknüllt und in die Mülltonne der Nachbarn geworfen. Daraufhin hatte sie alle Briefkästen in der Straße abgeklappert, sämtliche Post mitgenommen und auf dem Küchentisch verteilt. Der Tag war dem Diebstahl gewidmet, und in ihrem Eigenheimviertel waren die Möglichkeiten begrenzt. Mit Genugtuung stellte sie fest, dass das Paar an der Ecke, bei dem immer das Außenlicht brannte, einen Brief von einem Inkassobüro bekommen hatte. Allein das zu wissen war die Sache wert. Hinter der reichen Fassade lauerte also der Gerichtsvollzieher? Sie kicherte hohl.
    Aber trotz allem überkam sie bald ein schlechtes Gefühl. Sie saß vor Stromrechnungen, Fachzeitschriften und Mahnungen und sah ein, dass sie großen Schaden anrichten konnte. Und der größte Schaden würde höchstwahrscheinlich Beggo treffen. Zwar
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