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Franley, Mark

Franley, Mark

Titel: Franley, Mark
Autoren: Karla
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Eröffnung des Buffets verließen die ersten Gäste den Speisesaal und langsam füllten sich auch die anderen Räumlichkeiten des Schlosses. Überall standen wichtige Persönlichkeiten zusammen, tranken und diskutierten über Themen, die Mike zu Tode langweilten. Nachdem er jeden der Anwesenden in Augenschein genommen hatte, war sich Mike sicher, dass keiner von ihnen eine Gefahr darstellte. Natalie hatte er nun schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Nachdem sie das Glas zum Auto gebracht hatte, einigten sie sich darauf, dass Mike noch eine Weile in der Nähe des Ministers blieb und sie sich solange in dem Schloss umsah. Für eine Frau war es eindeutig leichter, an weitere Proben von Petrovs Männer zu kommen, und vielleicht sogar auch von ihm selbst. Denn auch Mike war nicht entgangen, dass dieser mehr als einmal einen Blick auf seine Partnerin geworfen hatte.
Als sich der Minister an den Tisch eines leitenden Mitarbeiters des Bundesnachrichtendienstes stellte, den Mike vom Sehen kannte, nutzte er die Gelegenheit und verließ seinen Posten für eine schnelle Zigarette.
Da es inzwischen bereits nach 21 Uhr war, konnte man die Parkanlagen rings um das Schloss nur noch schemenhaft erkennen. Das drohende Gewitter hatte sich wieder etwas entfernt, schickte aber unentwegt Blitze zum Fürchten durch die Nacht. Die Szenerie hätte fast aus einem Horrorfilm sein können, denn man erwartete ständig, dass in einem der kurzen Lichtblitze eine unnatürliche Gestalt zwischen den säuberlich geschnittenen Hecken auftauchte und auf das Schloss zuwankte.
Mike stellte sich etwas abseits der anderen rauchenden Gäste, zündete sich eine weitere Zigarette an und dachte über die letzte Nacht mit Jenni nach.

–49–
     
     
       Es war ein festes Ritual im Leben von Oberstaatsanwalt Ehmer und nichts und niemand konnte ihn und seine Frau davon abhalten. Unter der Woche drehte sich für das Ehepaar alles nur um ihre Jobs und den kranken Sohn. In der ersten Zeit, nachdem die Krankheit festgestellt worden war, wechselten sie sich ununterbrochen am Klinikbett ab, mussten aber bald feststellen, dass sie das nicht ewig durchhalten konnten. Ihre Ehe litt durch die Dauerbelastung ebenso wie ihre Jobs, von der körperlichen Verfassung einmal ganz abgesehen. Nach zwei Monaten beschlossen sie, ihr einziges gemeinsames Hobby wieder anzufangen und jeden Samstagnachmittag zusammen auf den Golfplatz zu gehen. Anfangs hatten sie noch ein schlechtes Gewissen, doch als ihr Sohn ihnen versicherte, dass er auch einmal ein paar Stunden alleine zurechtkam, begannen sie langsam die gemeinsame Freizeit genießen.
Entgegen ihren Befürchtungen behielten die bedrohlich aufragenden Gewitterwolken ihre Last bei sich und sie konnten eine komplette Partie zu Ende spielen. Gegen 19 Uhr verließen sie dann den Golfclub und fuhren anschließend zu einem neu eröffneten Thai-Restaurant, in dem jeder der acht Gänge frisch auf einem heißen Tisch zubereitet wurde. Als sie das Essen beendet hatten, lehnte sich Paul Ehmer entspannt zurück, sah seine Frau mit diesem besonderen Blick an und fragte lächelnd: »Nachtisch zuhause, oder möchtest du noch etwas unternehmen.« Chanette tat so, als müsste sie darüber nachdenken, nahm seine Hand und erwiderte: »Du solltest ganz schnell zahlen.«
Zwanzig Minuten später parkte Ehmer den Mercedes in der Garage ihres kleinen, aber freistehenden Häuschens im Randgebiet von Nürnberg. Alles schien wie immer. Sobald sie die Garage verlassen hatten, sprang der Bewegungsmelder an und tauchte den kurzen Weg bis zum Eingang in dämmriges Licht. Kurz vor der Tür verharrte Ehmer.
»Was ist?«, fragte Chanette, doch ihr Mann hielt sich nur den Finger vor den Mund. Da war es wieder und es klang wie ein weit entferntes Stöhnen.
»Kommt das aus dem Haus?« Chanette sah unsicher in das Küchenfenster, neben dem sie gerade stand, konnte aber nichts erkennen.
Ehmer war durchaus bewusst, dass ihm sein Job als Staatsanwalt nicht nur Freunde einbrachte, und war gewarnt. Allerdings klang das Geräusch nicht bedrohlich, sondern eher, als würde jemand Hilfe benötigen. Erst ein wenig zu leise rief er: »Ist da jemand?« Als sich daraufhin nichts rührte, rief er ein wenig lauter: »Ist da wer? Brauchen Sie Hilfe?« Es folgte ein kurzer Augenblick der Stille, in dem selbst die Tiere im Vorgarten die Luft anzuhalten schienen, dann folgte etwas, das wie das Jammern eines kleinen Kindes klang.
»Da hinten, es kommt von da hinten«, flüsterte
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