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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition)
Autoren: Stefanie Maucher
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gestalten würde. Er müsste nur noch die Druckfahnen zur Druckerei bringen, seine Online-Angebote ins weltweite Netz stellen, die Auslieferung der fertigen Exemplare in Auftrag geben und sich in sein kleines Versteck in den Bergen der Anden zurückziehen.
    Diesen Schlupfwinkel hatte er sich schon vor Jahren, in der Nähe seines liebsten Ausflugziels, von den zähen Urlaubern, die er in seiner Flugameise mitgenommen hatte, aus dem kahlen und eisigen Stein herausmeißeln lassen. Die meisten Touristen hatten ein sklavisches Bedürfnis ihm zu gefallen entwickelt, sobald er sein Messer auspackte und ihnen die Winterjacken abnahm. Dies bot meist schon Anreiz genug, die wärmende Arbeit aufzunehmen und mit den Jahren war die Anfangs enge Behausung zu einem komfortablen Unterschlupf herangewachsen. Es gab einen Stromgenerator, eine gut sortierte Speisekammer, eine funktionierende Küche, ein Schlafzimmer und einen kleinen aber gemütlichen Wohnbereich mit einem Fernseher und einer dekodierten Satellitenschüssel, mit der er auch die verschlüssel ten Programme empfangen konnte.
    Auf diesem Fernseher und jedem anderen auf dieser Welt würden die Nachrichten in Bälde erfüllt sein von den Berichten über feierliche Opferfeste, die man in den Straßen der Metropolen zu Ehren der neuen Genüsse feiern würde. Die Welt würde sich wandeln; die stinkenden, überfüllten Gassen sich leeren und auf den Plätzen würden die Menschen sich zusammenfinden, herrlich duftende Barbecues veranstalten und kleine Kinder würden duftende Blumen streuen, wenn die delikaten Ehr engäste die Festwiese betraten.
    Bald würden neue Fernsehformate auftauchen. Zum Beispiel eine Serie über einen klugen, gewandten Jäger, noch dazu ein versierter Koch, der dem Zuschauer in jeder Folge ein appetitanregendes Feuerwerk der Spannung und Unterhaltung bieten würde. Jedes Mal aufs Neue könnte man mit ihm fiebern, wenn die Beute fast noch entkam, doch noch von ihm erlegt wurde und schließlich, der krönende Abschluss einer jeden Folge, auf seinem Tisch landete. Auch als Real- Life-Format konnte er sich dieses Konzept gut vorstellen. Die Serie würde einschlagen wie eine Bombe, die Zuschauer könnten sich einfach mit dem Star identifizieren, denn auch sie selbst würden ihre Hemmschwelle abbauen und Fan der neuen Geschmacks- und Lebensphilosophie werden.
    Auch die heutige Nacht würde man Verfilmen; ein schwülstiges Filmepos das die Hausfrauen zu Tränen rühren würde. Franklin wurde sich bewusst, dass er Geschichte schreiben würde, mit der Geburt seines königlichen Festbratens und noch mehr mit der Veröffentl ichung seines geistigen Kindes.
    Und bis es soweit war, dass sich der neue Lifestyle etabliert hatte und weltweit gesellschaftliche Akzeptanz fand, solange es dauerte, bis man eine vernünftige Regelung gefunden hatte, wer geschlachtet werden durfte und wer nicht... So Lange würde er ausharren, in seiner warmen, sicheren Höhle, deren Eingang man von außen kaum erahnen konnte.
    Was er mit seinem Zuchtpärchen anstellen würde, hatte er noch nicht endgültig entschieden. Er schwankte zwischen drei Optionen, die jeweils etwas sowohl Verlockendes als auch Praktisches für sich hatten.
    Option Eins war, der Venus einen Pelz zu kaufen und ihrem Begleiter ebenfalls ein wärmendes Fell zu schenken. So würde er Platz in der Höhle sparen und könnte dem Fleisch ein Gatter im weichen Schnee bauen. Allerdings ging er damit das Risiko ein aus der Luft leichter entdeckt zu werden.
    Option zwei war die Unterbringung in der Wohnhöhle. Er könnte sie an den wärme nden Radiator ketten und sich vom Fernsehsessel aus an ihrem goldigen Anblick erfreuen. Nachteil war, dass er sie dann täglich mehrmals Gassi führen müsste, damit sie draußen ihre Notdurft verrichten konnten.
    Option Drei, diese gefiel ihm am wenigsten, wäre die Schlachtung und die anschließende Unterbringung in der Speisekammer.
    Er hatte die Qual der Wahl und die Entsc heidung fiel ihm nicht einfach.
    Die Freilandhaltung, würde sie nicht gleichzeitig das größte Risiko bergen, würde ihm am besten gefallen. Schon sah er die Stute vor seinem inneren Auge mit stolz geschwellter Brust im Schnee traben; mit wehendem Pelz am Rande der Schlucht stehen, die ihre Weide begrenzte und in den Sonnenuntergang blicken. Ihren edlen Schimmel, ihren männlichen Beschützer, könnte sie auf einem Schlitten hinter sich herziehen. Doch die Gefahr kam in diesem Teil der Berge selten, aber wenn, dann aus
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