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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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kommt ein Herr … Anders.»
    Arschlochs Schrei hallt minutenlang über die Flure des «Horst-Hrubesch-Seniorenstifts».

75. STEFAN MAPPUS
    Schwäbischer Name für die Filzlaus
     
    Hätte mir vor zwanzig Jahren jemand zugeraunt, ich würde Helmut Kohl dereinst für einen leidlichen Ehrenmann halten – jedenfalls soweit das in der Politik überhaupt möglich ist –, mir wäre übel geworden. Aber da kannte ich das Wendewesen Mappus ja auch noch nicht.
    Der Mappus gehört zur Familie der Korinthenkacker und dort zur Untergruppe der Großmaulolme. Jahrzehntelang können diese bleichen Kreaturen im politischen Morast eines Landesparteiunterbezirks überleben, ohne aufzufallen. Hier im Sumpf der politischen Willensbildung tröten und blubbern sie populistische Fürze vor sich hin, bis ihre Zeit gekommen ist. Dann aber schnellt der Mappus aus dem Pfuhl hervor und streift sich die ganz dicke Hose über. Plötzlich steht er im Rampenlicht, und da ihn niemand kennt und noch weniger ihn überhaupt kennenlernen wollen, holt er die markigen Worte aus seiner Zeit im Sumpf hervor: «Atom ja, ja, ja, Stuttgart sprengen, Bahnhof bauen prima, prima.»
    So profiliert sich das bissige Biest auch bundesweit und gilt in seiner Partei der angewandten Prinzipienlosigkeit als harter Hund.
    Im Gegensatz zur regierenden Wanderdüne aus Berlin steht der Mappus wie ein tapferer Feldhamster inmitten wogenden Unmuts im Ländle. «Und wenn die Welt voll Grüner wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen», posaunt es aus der Staatskanzlei. Der Mappus kennt seinen Luther wohl und weiß, dass Standhaftigkeit heute in der Politik ein Alleinstellungsmerkmal ist.
    Alleinzustehen ist jedoch dem Politischen als solchem fremd. Das Volk auf den Barrikaden, die Wanderdüne in Berlin längst fortgeweht zu einer neuen Meinung, steht der Mappus plötzlich allein auf weiter Flur. Mit dem Atomstrom ist kein Staat mehr zu machen, zu dumm nur, dass das kleine dicke Mappus gerade den Oberatomgriller EnBW für ein sattes Sümmchen aus Landesmitteln zurückgekauft hat. «Na, is ja nicht mein Geld», grinst er in sich hinein und ruft die Wanderdüne in der bösen Stadt an: «Hallo Chefin, ich mach für dich Neckarwestheim dicht und, scheiß der Hund drauf, auch noch Philippsburg 1, wenn’s sein muss, steck ich mir sogar ’ne Sonnenblume hinten rein und hopse nackend durch den Stuttgarter Schlosspark, nur damit ich meinen schönen Posten nicht verliere.»
    Das hört man in Berlin mit Wohlgefallen, denn wenn die Wanderdüne eines nicht verzeiht, dann, dass man wegen der Meinung von gestern die Macht von morgen aus den Augen verliert. So springt der kleine Wicht wieder frohgemut durchs Ländle und trällert vor sich hin: «Heute back ich, morgen brau ich, Sonntag hol ich dem Wähler seine Stimm; ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich auf seine Meinung scheiß.»
    Doch einmal kommt der Tag auch für einen kleinen korrupten CDU-Hamster, und ein Lkw namens «Schicksal» fährt ihn platt. Dann sind’s nur noch die Gerichte, die sich an den putzigen Nager aus dem Südwesten der Republik erinnern.

74. ALICE SCHWARZER
    Das Sturmgeschütz des Feminismus
     
    Alice Schwarzer hockt im oberen Stockwerk ihres Kölner Frauenturms und setzt den Verschluss des MG 42 wieder zusammen. Abendliches Waffenreinigen ist eine ihrer wenigen verbliebenen Freuden. Das nackte Metall, die Präzision des vorschnellenden Bolzens erzeugen noch immer ein erotisches Kribbeln bei der greisen Feministin. Gut, beim Kachelmann-Massaker in der «Bild»-Zeitung hat sie sich noch einmal gefühlt wie ein junges Füllen. Das Penetristen-Schwein ist erledigt, so oder so, ob verurteilt oder freigesprochen, was spielt das schon für eine Rolle. Alice Schwarzer hat noch einmal das Killergefühl der alten Zeiten gespürt, als jeder Mann ein Feind war und jede Frau eine Kameradin im gemeinsamen Krieg gegen die Schwänze.
    Heute hasst Alice Schwarzer die Männer nicht mehr, eher aus Gewohnheit prangert sie so rum, sie protestiert ein bisschen gegen Vergewaltigung in der Ehe oder redet auch mal irgendwas von gleicher Bezahlung, nicht vergleichbar mit den Kämpfen der guten alten Kriegszeit. Gestern hat sie eine Anfrage bekommen, ob sie Schirmherrin für gesetzliche Warmbadetage muslimischer Frauen in NRW sein will. Das hat sie abgelehnt, so weit unten ist sie noch nicht. Die Grüß-Auguste bei den Vermummten machen? Nein, nicht mit ihr. Noch immer
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