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Forever in Berlin

Forever in Berlin

Titel: Forever in Berlin
Autoren: Mia Landorf
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abgegeben. Da sie es jetzt ohnehin schon geöffnet hatte, könnte sie es auch lesen, befand Lilly. Obwohl es sie – streng genommen – ja eigentlich nichts anging.
    Sie überflog die Zeilen. Von »klarer Manipulation durch Dritte« war da die Rede. Von einer Schadenssumme in fünfstelliger Höhe. Und von der Empfehlung, »dringend polizeiliche Anzeige« zu erstatten.
    Lilly wurde auf einmal ganz übel. Polizeiliche Anzeige. Was, wenn Tim doch etwas damit zu tun hatte?
    Sie kramte sofort ihr iPhone heraus und wählte seine Nummer.
    »Tim hier. Was gibt’s Babe?«, meldete er sich.
    »Ich frage Dich jetzt noch ein letztes Mal: Hast Du etwas mit dem Rohrbruch zu tun?«
    »Prinzessin Lillyfee, wie oft noch?«
    »Nenn mich nicht Prinzessin Lillyfee! Wie oft noch?«
    »Ja, ist ja schon gut, Süße. Jetzt glaub mir doch endlich. Ich habe damit nichts zu tun. Auch wenn ich es zeitlich unglaublich passend fand.«
    »Tim. Das ist kein Spaß mehr. Ich habe einen Versicherungsbericht für da drüben in der Hand, der aus Versehen bei uns abgegeben wurde. Da steht groß und breit »Manipulation durch Dritte« als Ursache drin. Mit riesiger Schadenssumme und der Empfehlung, Anzeige zu erstatten.
    »Ich war’s nicht, Lil. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Lilly atmete einmal tief durch. »Tim, ich warne Dich. Ich werde diesen Bericht bei Chris abliefern. Auch wenn er es absolut nicht verdient hat, sollte er die Wahrheit über sein geplatztes Unterfangen erfahren.«
    »Oh, da ist die Prinzessin aber mal wieder edler als edel.«
    »Ich versuche nur, das Richtige zu tun.«
    »Na dann tu mal. Ich nominiere dich dann kommendes Jahr für den Friedensnobelpreis.«
    »Tschüs, Tim«, ignorierte Lilly seine Sticheleien.
    »Ciao, Lil.«
    Sie hatte ihn gewarnt.
     
    Als Lilly dieses Mal in das großzügige Foyer von Universal Foods & Beverages am Potsdamer Platz trat, war sie nicht bis in die Haarspitzen gestylt. Sie trug Jeans, Bikerboots, einen schwarzen Oversize-Strickpulli und eine kurze Kapuzenlederjacke darüber. Die echte Lil eben.
    Brav meldete sie sich am Empfang an. »Mein Name ist Lilly von Marloffstein. Ich würde gerne Christopher Wortmann sprechen.«
    Die Empfangsdame musterte sie. »Haben Sie einen Termin?«
    »Nein, es ist privater Natur.« Dann schummelte sie etwas. »Chris erwartet mich.«
    Die Empfangsdame wählte wieder die Kurzwahl der Sekretärin. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Da ist heute schon den ganzen Tag dauerbesetzt. Wissen Sie was, junge Dame? Gehen Sie einfach rauf. Der Juniorchef freut sich sicher über Ihren Besuch.«
    Dann winkte sie Lilly einfach durch.
    Lilly fuhr in den 19. Stock, stieg aus dem Aufzug aus und stand vor dem nächsten Empfangstresen, der aber überraschenderweise unbesetzt war. Ein Zimmer weiter hörte sie durch eine offene Tür Christophers Stimme.
    »This is a really good offer, Michael. I appreciate it. I have to discuss it with the board and will get back to you as soon as possible.«
    Er telefonierte ganz offenbar.
    Lilly stellte sich wartend in den Türrahmen.
    Chris hob den Kopf, schaute sie überrascht an, gab ihr ein Zeichen, dass sie sich kurz gedulden sollte und hängte seinen Gesprächspartner nicht ganz höflich einfach ab.
    »Mike, can I get back to you tomorrow? Something really important has come up. Thanks so much. Talk to you tomorrow. Lilly, was machst Du hier?«, brachte er dann gerade so heraus und stand hinter seinem Schreibtisch auf.
    Er sah sehr souverän aus in seinem dunkelgrauen Anzug. Seine Wuschelhaare waren mit was auch immer ein bisschen gezähmt. Er trug jetzt nur noch einen Dreitagesbart.
    Lilly zwang sich zur Konzentration.
    »Ich bin hier, um Dir das persönlich zu geben«, sagte sie so ruhig wie möglich und hielt ihm den Versicherungsbrief hin. »Du solltest es wissen. Es ist aus Versehen bei uns drüben abgegeben worden.«
    Chris nahm den Umschlag. »Was ist es?«
    »Es ist der Untersuchungsbericht der Versicherung zu Eurer Überschwemmung. Ich habe ihn unabsichtlich aufgemacht und gelesen.«
    »Und?«
    »Jemand hat an Euren Rohren manipuliert. Die Versicherung rät zur Anzeige bei der Polizei.«
    »Aha«, sagte Chris nicht wahnsinnig überrascht, fand Lilly. »Ist das alles?«
    »Ja, das ist alles.«
    Sie standen sich schweigend gegenüber.
    »Dann gehe ich wieder«, sagte Lilly schließlich, weil sie nicht recht wusste, was jetzt noch kommen sollte. Auf irgendeine tränenreiche Aufarbeitung ihrer missratenen Fast-Beziehung hatte sie jedenfalls
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