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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden
Autoren: Tabitha Suzuma
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Friedhof besuchen können. Und wir können immer noch ganz viel an ihn denken und miteinander über ihn reden.«
    »Aber ich will da nicht hingehen, Maya!«, sagt sie schluchzend. »Ich will mich nicht von ihm verabschieden! Ich will nicht, dass Lochie nicht mehr zurückkommt! Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht!« Sie versucht, sich aus meiner Umarmung zu winden, kämpft mit mir. Nicht nur ihr fällt es schwer, die Unabänderlichkeit von Lochans Tod anzuerkennen.
    Ich schlinge meine Arme noch fester um sie. »Willa, hör zu, hör mir zu. Lochan möchte, dass du mitkommst und dich von ihm verabschiedest. Er wünscht sich das so sehr. Er liebt dich doch so, das weißt du doch. Du bist sein lieber kleiner Schatz, auf der ganzen Welt gibt es kein Mädchen, das er so lieb hat wie dich. Er weiß, dass du jetzt sehr traurig und wütend bist, aber er hofft, dass es dir eines Tages wieder besser geht. Und dass du ihn auch weiter magst.«
    Die Tränen laufen Willa noch heftiger übers Gesicht, sie sträubt sich nicht mehr so stark gegen meine Umarmung.
    »W-was wünscht er sich denn noch von mir?«
    Verzweifelt versuche ich, mir etwas einfallen zu lassen. Was könnte Lochan sich von ihr wünschen? Dass du ihm eines Tages verzeihen kannst. Dass du den Schmerz vergessen kannst, den er dir zugefügt hat, selbst wenn es bedeutet, dass du auch ihn selbst vergessen musst. Dass du in deinem Leben glücklich bist …
    »Er … er hat doch immer deine Zeichnungen gemocht, erinnerst du dich? Ich bin mir sicher, er hätte gern gehabt, dass du ihm zum Abschied etwas zeichnest. Vielleicht auf eine Karte. Du kannst auch etwas dazu schreiben oder nur deinen Namen, wie du magst. Wir können das dann in eine Plastikhülle stecken, damit das Papier nicht nass wird, wenn es regnet. Und wenn wir dann das nächste Mal sein Grab besuchen, nehmen wir es mit.«
    »Aber wenn er für immer schläft und die Augen nicht mehr aufmacht, woher weiß er, dass mein Bild da ist? Wie kann er es dann sehen?«
    Ich hole tief Luft, schließe die Augen. »Ich weiß es nicht, Willa. Ich weiß es nicht. Aber ich glaube … vielleicht – vielleicht sieht er es ja doch, weißt du? Und dann –«
    »N-na gut.« Sie löst sich von mir. Ihr Gesicht ist immer noch rot und verweint, doch in ihren Augen ist ein winziger Hoffnungsschimmer zu sehen. »Ganz bestimmt sieht er es, Maya«, sagt sie. »Ganz bestimmt. Glaubst du nicht?«
    Ich nicke langsam und beiße mir auf die Lippen. »Ja, bestimmt.«
    Willa schluckt und schnieft noch einmal, aber ich spüre, wie sie bereits darüber nachdenkt, was sie für Lochan zeichnen will. Sie ist schon unterwegs zur Tür, als sie sich noch einmal umdreht.
    »Und du?«
    Ich schrecke zusammen. »Wie meinst du das?«
    »Was schenkst du ihm denn?«, fragt sie.
    »Ähm … ach, vielleicht Blumen. Ich bin nicht so begabt wie du. Ich glaube, eine Zeichnung von mir würde er gar nicht wollen.«
    Willa schaut mich vorwurfsvoll an. »Lochie will keine Blumen von dir, das glaub ich nicht. Er will etwas anderes von dir!«
    Ich wende mich ruckartig von ihr ab, gehe zum Fenster und schaue zu den Wolken hoch, als würde ich wissen wollen, ob es gleich regnet. »Weißt du was, Willa? Geh doch schon mal runter, und fang an, ihm dein Bild zu malen. Ich komm gleich nach, und wir machen uns dann alle auf. Und auf dem Heimweg gehen wir noch Kuchen essen und –«
    »Das ist nicht fair!«, ruft Willa plötzlich. »Lochie liebt dich! Er will, dass du auch was für ihn machst!«
    Sie rennt aus dem Zimmer, und ich höre, wie sie die Treppe hinuntertrampelt. Ich horche ihr ängstlich hinterher, aber als ich sie dann Kit fragen höre, ob er ihre Filzstifte gesehen hat, bin ich beruhigt.
    Ich kehre vor den Spiegel zurück. Ich brauche noch etwas Zeit für mich, ich kann mich noch nicht davon lösen. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, weiß ich, dass es mich immer noch gibt. Zumindest heute noch. Ich muss heute noch da sein, für Willa, Tiffin und Kit. Für Lochie. Ich muss für die nächsten paar Stunden wieder ins Leben zurückkehren. Ich muss mich selber wieder spüren, nur jetzt, nur während der Beerdigung. Aber sobald das Eis in mir zu schmelzen beginnt, ist auch der Schmerz wieder da. Willas Worte hallen in mir nach. Warum war sie plötzlich so wütend? Spürt sie vielleicht, dass ich aufgegeben habe? Glaubt sie vielleicht, dass es mich nicht länger kümmert, was Lochie vonuns erwartet hätte und für uns gewollt hätte – jetzt, wo er
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