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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden
Autoren: Tabitha Suzuma
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wieder sitzen, lässt sie ihre Blicke rumgehen und strahlt uns an.
    »Schon besser. Jetzt können wir uns alle richtig sehen. Ich erwarte von euch in Zukunft, dass ihr die Bänke immer so aufstellt, bevor ich komme. Und vergesst nicht, sie nach der Stunde wieder an die alten Plätze zurückzuräumen. Jeder, den ich dabei erwische, dass er sich vorher hinausschleichen will, ist eine Woche lang ganz allein für das Möbelrücken verantwortlich. Hab ich mich klar ausgedrückt?« Sie sagt das mit großer Entschiedenheit, aber ich höre keine Bösartigkeit heraus. Ihr Grinsen deutet an, dass sievielleicht sogar Humor hat. Das Gegrummel und Protestieren der üblichen Unruhestifter in der Klasse verstummt.
    Dann verkündet sie, dass wir uns nun alle der Reihe nach vorstellen werden. Nachdem sie uns erzählt hat, dass sie gerne verreist, seit Kurzem einen Hund hat und früher in einer Werbeagentur war, gibt sie das Wort an das Mädchen rechts neben ihr weiter. Heimlich lasse ich das Ziffernblatt der Armbanduhr auf die Innenseite meines Handgelenks gleiten und konzentriere mich auf den Sekundenzeiger. Den ganzen Tag habe ich nur darauf gewartet, dass endlich die letzte Stunde ist, und jetzt halte ich es kaum mehr aus. Nun muss ich nur noch die Minuten bis zum Schulschluss hinter mich bringen. Aber sie ziehen sich unendlich in die Länge. Ich rechne im Kopf die Anzahl der Sekunden aus, bis es endlich klingelt. Da merke ich auf einmal erschrocken, dass Rafi, der Hohlkopf rechts neben mir, schon wieder mal mit seiner Astrologie angefangen hat. Fast alle anderen im Klassenzimmer waren jetzt schon dran. Als Rafi dann endlich den Mund hält mit seinen Sternbildern und dem ganzen Kram, herrscht Schweigen. Ich blicke auf. Miss Azley schaut mich an.
    »Danke, ich nicht.« Ich mustere meinen Daumennagel, während ich meine übliche Antwort murmele.
    Aber sie scheint den Hinweis nicht zu kapieren. Panik bricht in mir aus. Hat sie meine Schulakte nicht gelesen? Sie schaut mich immer noch an. »In meinem Unterricht geht es nicht nach Lust und Laune«, sagt sie.
    Von der Clique um Jed ist ein Kichern zu hören. »Da können wir noch den ganzen Nachmittag warten.«
    »Hat Ihnen das denn keiner gesagt? Er spricht kein Englisch –«
    »Oder irgendeine andere Sprache.« Gelächter.
    »Vielleicht Klingonisch!«
    Die Lehrerin bringt sie mit einem Blick zum Schweigen. »So läuft das bei mir im Unterricht nicht.«
    Wieder Schweigen. Ich fingere nervös an der Ecke meines Englischhefts herum, alle Augen der Klasse sind auf mich gerichtet. Sie verbrennen mir das Gesicht. Das gleichmäßige Ticken der Wanduhr wird von meinem lauten Herzklopfen übertönt.
    »Warum sagst du mir nicht erst mal deinen Namen?« Die Stimme ist etwas sanfter geworden. Ich brauche einen Augenblick, um zu verstehen, warum. Dann merke ich, dass meine linke Hand aufgehört hat, an dem Heft herumzufingern, und mechanisch gegen die aufgeschlagene leere Seite schlägt. Ich nehme die Hand schnell weg und verstecke sie unter dem Tisch, murmele meinen Namen und blicke auffordernd zu meinem Banknachbarn, der sich gleich eifrig in seinen Vortrag stürzt. Die Lehrerin hat gar keine Zeit, dagegen zu protestieren. Aber ich registriere, dass sie einen Rückzieher macht. Sie weiß jetzt Bescheid. Der Schmerz in meiner Brust lässt nach, bis ich nur noch ein schwaches Ziehen spüre, und meine Wangen brennen nicht mehr so stark. Die restliche Stunde wird lebhaft darüber diskutiert, welchen Wert es heutzutage noch hat, Shakespeare zu lesen. Mich fordert Miss Azley nicht mehr auf, an der Diskussion teilzunehmen.
    Als endlich das letzte Klingeln durchs Schulgebäude schrillt, löst sich die Klasse in ein einziges Chaos auf. Ich klappe mein Heft zu, stecke es hastig in die Tasche, stehe auf und verdrücke mich schnell aus dem Zimmer. Draußen auf dem breiten Flur kämpft jeder darum, als Erster ins Freie zu kommen. Aus jeder Klassenzimmertür strömen Schüler heraus, Schultern, Ellenbogen, Taschen und Füße rempeln und stoßen mich … Ich schaffe es eine Treppe hinunter, dann die nächste und habe mich schon fast durch die Eingangshalle geschoben, als sich eine Hand auf meine Schulter legt.
    »Whitely. Ich muss mit Ihnen reden.«
    Freeland, mein Vertrauenslehrer. Ich atme auf.
    Er führt mich in ein leeres Klassenzimmer, wo er auf einen Stuhl deutet und sich selbst vor mir gegen einen Tisch lehnt.
    »Sie wissen bestimmt, dass das nächste Jahr für Sie besonders wichtig sein wird,
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