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FO 32 - neue SF 2

FO 32 - neue SF 2

Titel: FO 32 - neue SF 2
Autoren: Langdon Jones
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des Mannes wehen. Wie wär’s denn, wenn – – – ach, ich weiß nicht.«
    »Nimm’s nicht so schwer. Schauen wir uns die Sa che mal an.«
    Das Bild zeigte ein junges Paar in einem Vergnügungspark.
    Andere Leute haben sich umgedreht und starren die beiden bewundernd an. Das Haar des Mädchens ist windzerzaust; der Mann ist dunkelhaarig und sieht gut aus. Sie machen Anstalten, eine Telefonzelle zu betreten.
    Die Unterschrift war in Bleistift angedeutet: »Zusammensein bedeutet die nächste freundliche Telefonzelle.«
    »Was ist mit dem Burschen da im Hintergrund? Soll dem ein Arm fehlen oder was?«
    »Ich war … äh …« Marty stockte einen Augenblick, probierte mit seinem Gesichtsausdruck herum, da der elektronische Schrittmacher, der sein Herz kontrollier te, auszusetzen schien. So etwas geschah etwa einmal die Woche, obwohl ihm der Arzt versichert hatte, daß es überhaupt nicht vorkommen könnte. »… gerade dabei, die Perspektive ein wenig zu ändern. Ich bereinige das.«
    »Tu mir den kleinen Gefallen, und laß um Gottes willen das Haar des Mädchens in die andere Richtung wehen. Wenn ich’s mir genau überlege, mag ich das Gesicht sowieso nicht. Es ist … ist nicht normal genug, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Nun, Phil, ich dachte, ich gestalte sie ein klein wenig individuell. Ich meine, also, du und ich, wir sind ja auch nicht gerade ›normal‹.«
    Phil sah ihn lange an. »So kommt er also, wie? Der Dolchstoß in den Rücken.«
    »Was meinst du, Phil?«
    »Ich bin nicht ›normal‹, wie? Du meinst, ich bin nicht weiß. Ich bin Chinese .«
    »Nein, Phil, ehrlich …«
    »Wahrscheinlich hast du schon immer so über mich gedacht, nicht, Marty? Während ich dich hier aufnahm und dir Arbeit gab, trotz der Tatsache, daß du jeden Augenblick an einem Herzanfall sterben kannst und mich hier mit Tonnen von Arbeit sitzenläßt, während ich dir Arbeit gab, damit du dir dieses komplizierte Gerät zur Rettung deines kaukasischen Herzens kaufen konntest, die ganze Zeit hast du wohl nur daran gedacht, wie chinesisch ich doch bin. Stimmt’s? Stimmt.«
    Martys Schrittmacher setzte wieder aus; er vermoch te nicht zu antworten.
    »Wahrscheinlich komme ich dir wie ein dreckiger Japse aus einem der alten Kriegscomics vor, stimmt’s? Wie? Mit vorstehenden Zähnen und bösem Blick, was? Nun, vielen Dank für den freundlichen Hinweis. Vie len Dank, daß ich nun weiß, woran ich bin.«
    Marty keuchte eine unverständliche Antwort.
    »Nun, dann will ich dir mal was sagen. Ich habe im zweiten Weltkrieg gekämpft, habe mein Leben riskiert – und zwar auf der richtigen Seite. Und was die Japse angeht – die sind sehr in Ordnung – hast du Sayonara gesehen, mit Marlon Brando? –, und sie produzieren clevere kleine Sachen, einschließlich dieses Dingsbums da in deiner Brust.
    Ich werde dich nicht entlassen, damit du dich selbst bemitleiden kannst. Aber sag ja nicht wieder, ich wäre nicht normal, verstanden?«
    An der Tür blieb Phil noch einmal stehen. »Und bring das Mädchen in Ordnung. Mal sie nicht, nimm doch ein paar von den teuren Wachsblättern, für die Drum soviel bezahlt hat.«
    Marty öffnete eine Schublade und nahm die zitternden Bögen heraus. Sie enthielten unzählige Reihen Standardgesichter, bewundernde Menschenmengen, Hände mit Zigaretten, leere Hände, die ein Produkt zu halten bereit waren oder darauf zeigen wollten. Da waren Paare, die sich umarmten, die lachten, tanzten, Geschenke austauschten, Champagner einschenkten, auf dem Land spazierengingen, Sportwagen bestiegen oder verließen, Strandbälle warfen. Da waren Büroangestellte, die Notizen absprachen, telefonierten, Mäntel anzogen. Hausfrauen, die einkauften, kochten, Babies küßten, irgend etwas servierten, das ein herrliches Aroma hatte. Und dazu die Hintergründe, vor denen das alles geschah: gepflegte Büros, Wohnzimmer mit Fernsehen, Einbauküchen, Ladenstraßen, elegante Bistros, schöne Landschaften.
    Marty hielt eine Seite mit zwanzig schönen Landschaften hoch und betrachtete sie liebevoll. Es war sein sehnlichster Wunsch – stärker noch als der Wunsch nach einer Hawaii-Reise –, jung und schlank zu sein und mit einem Mädchen allein durch eine solche Landschaft zu streifen.
    Aber er mußte sich beeilen. Er suchte sich die am durchschnittlichsten aussehende Blondine heraus, verzweifelt grinsend, sommersprossig, und brannte sie auf eine frische weiße Seite. Ausgehend von ihrer wächsernen Lieblichkeit, mit ihrem Haar, das
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