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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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dass uns jemand beachtete, als wir hochgingen. Oben öffnete ich wahllos eine der Türen im Gang. Es war ein Badezimmer. In der Mitte des Raumes stand ein großes Whirlpool und an den Seiten waren große Waschbecken mit riesigen goldenen Spiegeln darüber.
    Er pfiff leicht durch die Zähne. »Wow.«
    Wir setzten uns auf den Badewannenrand, er stellte die Gläser ab und öffnete die Flasche, während ich das spiegelnde Licht des Kronleuchters auf den Fußbodenfliesen betrachtete. Ein Kronleuchter im Badezimmer, was für eine Verschwendung. Als würde man hier Partys feiern, aber irgendwie taten wir genau das. Ich beobachtete ihn, seine ruhigen Bewegungen, hörte seinen Atem. Da gab es definitiv etwas. Energien, die sich mischten, wie zwei perfekt aufeinander abgestimmte Farben. Er reichte mir ein Glas. Es war mein erster Champagner und er schmeckte gut. Ich kippte das Glas herunter und hielt es ihm wieder hin.
    »Weißt du, was jetzt noch fehlt«, sagte er und grinste.
    »Was?«
    Er zog einen Joint aus seiner Hosentasche. Er war nass.
    »Wolltest du den vor dem Wasser retten?«
    »Eigentlich schon.« Er betrachtete den Joint bedauernd.
    Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Dann sah er mich fragend an. »Ist dir kalt?«
    Er berührt mich vorsichtig und erst in diesem Augenblick bemerkte ich, dass ich meine Arme um den Körper geschlungen hatte und leicht zitterte.
    »Etwas.«
    Auf der anderen Seite des Badezimmers gab es eine weitere Tür und auf einmal interessierte mich brennend, was dahinter war. Schwankend stand ich auf und spürte eine leichte Verunsicherung. Vielleicht war es der Alkohol, seine Anwesenheit, vermutlich der ganze Abend. Langsam ging ich zur Tür und öffnete sie. Ein Ankleidezimmer. Auch etwas, was ich nur aus Filmen kannte. Auf der einen Seite hingen Jacken, Anzüge, Kostüme, Kleider und auf der gegenüberliegenden Seite stapelten sich in einer offenen Regalwand Pullover und teure T-Shirts. Ich zog eine Schublade auf: Strümpfe, sauber eingerollt. In einer weiteren Dessous. Und Unmengen von Schuhen.
    »Wenn dir kalt ist, solltest du dich umziehen«, sagte er freundlich. Er stand in der Tür, in der einen Hand ein Glas Champagner, die andere spielte mit dem nassen Joint. Er hatte Recht, aber ich wollte nichts von Nora anziehen und ging zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes. Ankleidezimmer verbinden Badezimmer mit Schlafräumen. Eigentlich wusste ich das, doch erst als ich Noras riesiges Doppelbett sah, fiel es mir wieder ein. Das Mondlicht tauchte den Raum in ein bläuliches Licht. Es war still, nur das Ticken eines Weckers.
    Tick-Tack.
    Auf Noras Bett lag eine weiche Tagesdecke, flauschig, einladend. Ich war betrunken. Ich ließ mich fallen. Alles drehte sich, schraubte sich um die Decke. Ich schloss die Augen und hörte, wie er hinter mir her kam, um das Bett ging, sich setzte.
    »Alles okay?«
    Ich nickte vorsichtig. Er zögerte, dann legte er sich neben mich. So lagen wir eine Weile in dem unwirklich blauen Licht und hörten nur dem Ticken des Weckers zu. Tick-Tack, was für ein seltsames Geräusch.
    Ganz langsam erholte ich mich und der Raum nahm wieder normale Dimensionen an. Auf dem Nachtisch fand ich eine Fernbedienung und drückte auf Play. Von irgendwoher erklangen die Doors. » Break on through «
    Mein Vater liebte die Doors, doch ich fragte mich nicht, was diese CD hier zu suchen hatte, in Noras Schlafzimmer. Ich hörte nur zu. Was für ein genialer Song.
    »He, schau dir das an.« Er richtete sich leicht auf, deutete an die Decke und grinste. Ich folgte seinem Blick und sah zwei helle Gesichter, die nach oben blickten. Ein Spiegel.
    »Die sehen sich beim Ficken zu! Hast du so was schon mal gesehen!«
    »Nö.«
    Ich war erstaunt, dass er es einfach aussprach. Überhaupt erwähnte. Hier machte Nora Liebe mit wem auch immer, aber der Spiegel sah eigentlich mehr nach Sex aus. Ich drehte mich auf den Bauch und sah ihn an. Die Stimmung hatte sich verändert. Er war erregt und zeigte es offen. Ich betrachtete seine muskulösen Oberarme, das schmale Gesicht, die grünen Augen. Wie konnte ein Junge so lange Wimpern haben? Er sah zum Spiegel und ich wusste, er betrachtete auch mich. Meinen freien Rücken, die Schultern, meine Beine, den Po.
    »Ich glaube, es ist nicht okay, dass wir hier sind.«
    Er nickte. »Nein, überhaupt nicht.«
    »Wie mit dem Swimming Pool.«
    »Absolut.«
    »Bist du auch betrunken?«
    »Nein, ich bin ...«
    »Was?«
    Er drehte sich auf die Seite,
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