Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flüsterherz

Flüsterherz

Titel: Flüsterherz
Autoren: Debora Zachariasse
Vom Netzwerk:
Ohrringe, die zu deinen wunderbaren Blauaugen passen. Und mir hat sie ein blödes Tuch aufgedrängt, weil ich leichenblass und hässlich bin.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ach, vergiss es.«

7
    Nach unserem Besuch bei
Pretty Pearls & More
fuhren Tibby und ich zu mir.
    »Puh, hier wohnen wohl Graf Protz und Gräfin Lupenrein«, sagte sie.
    Ich sah mich um. Verglichen mit ihrem Zuhause war bei uns alles sauber und ordentlich. Aber musste sie das so raushängen lassen? Oder war sie noch sauer wegen ihrer Mutter? Tibby musste dringend aufgeheitert werden. Ich holte Cola für uns und legte eine CD ein.
    »Ich kenne niemanden, der so eine coole Mutter hat wie du«, sagte ich.
    »Hmmm …« Noch immer sah sie sich abschätzig um.
    »Ich wollte, meine wäre auch so. Hast du denn keine Lust, mit ihr shoppen gehen?«
    »Ich werd mich hüten. Sie kauft doch nur irgendwelches Zeug, das mir nicht gefällt.«
    »Aber sie hat Ahnung davon.«
    »Von Mode ja, aber nicht von mir«, sagte Tibby trocken. »Ich hasse Orange.«
    »Es steht dir zwar, aber egal: Schließlich muss es dir gefallen.«
    »Genau«, sagte Tibby. »
Mir
muss es gefallen. Aber das kümmert meine Mutter nicht. Sie hat null Ahnung, was mir gefällt, und im Grunde ist es ihr auch scheißegal.«
    »Wollen wir beide mal zusammen losgehen? Dann kaufst du, was dir gefällt.«
    »Klamotten interessieren mich nicht. Außerdem sind nicht alle Leute so Bonzen wie ihr.« Das klang ganz schön bissig.
    »Willst du noch Cola?« Ich schenkte nach und sah mich dann im Zimmer um. Ich versuchte, das alles mit Tibbys Augen zu sehen. Wie kam sie nur darauf, wir seien reich? Wahrscheinlich, weil sie selbst wie ein Putzlappen rumläuft, dachte ich ärgerlich. Aber das sagte ich natürlich nicht laut.
    »Putzlappen!? Vielen Dank auch!« Tibby funkelte mich an und verschüttete dabei fast ihre Cola. »Und so was nennt sich Freundin!«
    »Tut mir leid, ich …«
    Aber Tibby schnappte sich ihre Tasche und stürmte wütend davon.

8
    Keine Ahnung, ob es durch unseren Streit kam, am nächsten Tag jedenfalls war Tibby besser angezogen und trug sogar eine blaue Schleife um ihre Rastazöpfe.
    Ich winkte, als ich sie über den Schulhof gehen sah. Sie winkte zurück, kam aber nicht zu mir herüber.
    In Mathe saß ich neben Eileen. Während Frau Driessen eine Aufgabe an die Tafel schrieb, holte Eileen mit geheimnisvoller Miene eine Wimpernzange aus ihrem Schreibmäppchen.
    »Gut, was?«, flüsterte sie. »Soll ich mal?«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, brachte sie mit der Zange meine Wimpern in Form. Wie ein Profi.
    In der großen Pause kam Tibby zögerlich auf mich zu, als Eileen gerade fragte, ob ich mit ihr zum Bäcker ginge. »Ich hab nämlich mein Brot vergessen«, sagte sie.
    AUSREDE stand mit großen Buchstaben auf ihrer leicht geröteten Stirn.
    »Alles klar: Wer ist es und wie heißt er?«, fragte ich leise und machte Tibby dabei ein Zeichen, kurz zu warten.
    »Du merkst aber auch alles!« Eileen lief jetzt knallrot an. »Bitte, komm doch mit!«, flüsterte sie. »Er sieht aus wie eine Kreuzung aus Johnny Depp und Orlando Bloom. Und er heißt Friso, das steht jedenfalls auf den Kassenbons.«
    Ich lächelte Tibby bedauernd zu und bedeutete ihr, dass ich mit Eileen zum Bäcker gehen musste. Da drehte sie sich abrupt um und ging weg. Die blaue Schleife baumelte schlaff auf ihrem Rücken.
    Ich musste schlucken.
    Beim Bäcker war es gerammelt voll. Wir mussten lange anstehen, was natürlich ganz in Eileens Sinne war. »Guck mal, da ist er. Bei den Brötchen«, flüsterte sie mir zu und zauberte ein hinreißendes Lächeln auf ihr Gesicht.
    Zugegeben, er war hübsch. Sanfte braune Augen, dunkelblondes Wuschelhaar, wenn auch etwas zu stark gegelt, und breite Schultern. Dazu Lachgrübchen in den Wangen, darauf stand Eileen.
    Sie kaufte zur Feier des Tages für jeden von uns ein Würstchen im Blätterteigmantel.
    Ich wusste genau, wie es weitergehen würde: Mindestens dreimal die Woche würden wir nun zum Bäcker gehen, damit Eileen Frisos schöne Augen anschmachten konnte.
Die Naschphase
heißt das bei ihr: seinen Anblick genießen und hoffen, dass sich »etwas ergibt«.
    Lange durfte das jedoch nicht dauern, sonst würden wir beide aufgehen wie Dampfnudeln. Aber vielleicht entdeckte sie demnächst auch einen neuen Schwarm, wer wusste das schon?

Sonnenlicht fällt durch das Fenster auf die leeren Seiten des blauen Notizbuchs. Sie warten geduldig, während ich nach den richtigen Worten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher