Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos
Autoren: Lucy Cardinal
Vom Netzwerk:
ein paar stillen Momenten.
    »Wer bezahlt die dann?«, wollte ich mit einem Seitenblick auf die Rechnungen wissen.
    Sie setzte sich wieder mir gegenüber. »Mein Freund.«
    »Wird das lange ausreichen?«
    Sie seufzte wieder. Ein definitives Nein. »Worauf willst du hinaus?«, fragte sie.
    Ich lächelte. »Du hast die Wahl«, begann ich. »Entweder du nimmst meine Story und bekommst die Chance, dass die Verlage dir die Füße küssen wollen, oder aber du zeigst mir jetzt, wo der Maurer das Loch gelassen hat, und riskierst, dass du in ein paar Monaten auf der Straße sitzt.«
    »War das eine Drohung?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, selbstsicher zu wirken. Ich erkannte aber in ihrem Blick, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte. Einen sehr wunden Punkt.
    »Nein, eigentlich reiche ich dir gerade einen Strohhalm, während der Schlamm, in dem du feststeckst, immer höher steigt.«
    Emilia schwieg. Sie wog ab, was besser für sie war. Schließlich legte sie ihre Hände in den Schoß. »Ich brauche trotzdem einen Beweis«, seufzte sie. »Ich kann denen nicht eine Wahnsinnsstory vorsetzen, und nachher kommt raus, dass du nur eine Wette verloren hast.«
    Ich nickte. Verständlich. Aber ich hatte auch schon eine Idee. »Du hast gerade deinen Freund erwähnt«, sagte ich. »Kannst du über ihn nachdenken?«
    »Was hat Valentin damit zu tun?«, fragte sie. In ihrem Blick lag Skepsis.
    »Du brauchst einen Beweis. Und den möchte ich dir liefern.«
    Nach ein paar stillen Augenblicken seufzte sie. »Gut.« Emilia schloss die Augen und konzentrierte sich. Anders als erwartet, blieb es still.
    »Du darfst nichts Schlechtes über ihn denken«, warf ich ein, als es nach einer Minute immer noch still war. »Also, dass er den Müll nicht nach draußen bringt, oder so.«
    Sie schlug die Augen auf. »Woher wusstest du, dass …«
    Ich unterdrückte ein überraschtes Lachen. »Zufall. Denk jetzt bitte mal darüber nach, was du an … Valentin magst.«
    Sie hielt kurz inne. »Okay.« Wieder schloss sie die Augen, wieder blieb es still. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Wieso funktionierte es jetzt nicht?! Das musste der Vorführeffekt sein, von dem alle sprachen. Sobald man etwas unbedingt brauchte …
    Seine Haare sind der Wahnsinn .
    Ich spürte, wie mir ein schwerer Stein vom Herzen fiel, als ihre Stimme verklungen war. Mein Lächeln wurde fester und ich entspannte mich.
    »Und?«, fragte Emilia, als sie die Augen wieder öffnete. »Was hat das jetzt gebracht?«
    »Erzähl mir von seinen Haaren«, lächelte ich.
    Sie erstarrte. »W… was?«, stammelte sie. Mit einer flüchtigen Bewegung strich sie sich eine dunkelbraune Strähne aus der Stirn. »Woher ...?«
    Ich hob die Schultern und lächelte.
    »Du hast meine … Gedanken gelesen?«, fragte sie.
    Ich nickte. »Wobei ich das nicht lesen nennen würde. Lesen tut man freiwillig, aber ich höre Gedanken. Unfreiwillig. Immer.«
    Sie fuhr sich nervös über den weißen Stoff ihres Kleides. »Alle?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht alle. Sonst hätte ich vorhin doch gehört, wie du über Valentin gemeckert hast. Ich höre nur die, die sich in irgendeiner Form um Liebe oder Anziehung drehen. Von Geiler Arsch bis Ich liebe dich ist alles dabei.« Ich musste grinsen.
    »Liebe«, murmelte sie. »Deswegen Amor.«
    »Genau. Ich bekomme es mit, wenn zwei Menschen voneinander schwärmen, und bringe sie dann zusammen. Deswegen finde ich den Ausdruck Amor ganz passend.« Ich griff nach meiner Tasse und nahm noch einen Schluck Tee. Es wunderte mich, wie kalt er geworden war, in den paar Minuten. Das musste die Kälte des Raums sein, die auf ihn abgefärbt hatte. »Glaubst du mir jetzt?«, wollte ich wissen, als es längere Zeit still gewesen war und nur das Ticken der Wanduhr in der Luft gelegen hatte.
    Sie setzte zu einem Nicken an, verkniff es sich dann aber. »Jein«, sagte sie. »Das reicht mir nicht. Du hättest auch raten können.«
    Sprachlos ließ ich die Tasse sinken. »Was? Ist das dein Ernst? Wer kommt denn bitte beim ersten Mal raten darauf, dass du von seinen Haaren schwärmst? Das ist doch nicht …«
    Emilia unterbrach mich, ohne, dass sich ihre Lippen rührten. Außerdem hat er eine unfassbar tolle Stimme.
    »Außerdem hat er eine unfassbar tolle Stimme«, sprach ich ihre Gedanken sofort aus.
    Ich sah sie schlucken. Sie nuschelte etwas Unverständliches, stand auf und verschwand mit käsebleichem Gesicht ins Badezimmer.
    Ich hob nur die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher