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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados
Autoren: Caroline Lawrence
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zurück. Er roch nach Zigarrenrauch & Kaffee. Es war ein angenehmer Geruch.
    »Ich hab ihn!«, rief er hinauf. »Ich hab P. K.«
    »Brauchst du Hilfe?« Die tiefe Stimme gehörte Stonewall und sie schien meilenweit von oben her zu kommen.
    »Nein!«, rief Jace. »Es geht schon.« Dann schaute er mich an. »Macht’s dir was aus, wenn ich dich über meine Schultern lege?«
    »Nur zu«, sagte ich.
    Er begann, mich vorsichtig über seine Schulter zu wuchten, hielt aber inne. »Herrgott!«, sagte er. »Was hast du denn da drin?«
    »Das ist Walts Revolver.«
    »Den gib mal lieber her«, meinte er. Ich holte den Colt’s Army Revolver hervor & reichte ihn Jace. Er steckte ihn sich in den Gürtel & hievte mich hoch. Ich versuchte trotz der Schmerzen nicht aufzuschreien, als er mich in Positur gebracht hatte. Noch immer hielt ich die Lampe in meiner rechten Hand, und als er höher & höher stieg, zeigte mir ihr Licht, wie tief wir fallen würden, wenn die Leiter nicht hielt. Ich krallte mich fest & betete, dass ich nicht wieder ohnmächtig und mir auch nicht wieder schlecht werden würde.
    Als wir schließlich auf der obersten Sprosse angelangt waren, stand Stonewall mit einer weiteren Lampe bereit. Sein hässliches Gesicht war wahrlich ein wunderbarer Anblick.
    Das Blut rauschte in meinen Ohren, & mein Arm puckerte. Ich musste für einen Augenblick das Bewusstsein verloren haben, denn als ich die Augen öffnete, hing ich nicht mehr kopfüber. Ich lag in Stonewalls Armen, und Jace lief neben uns her und hielt beide Lampen.
    Wir befanden uns in dem langen, dunklen Tunnel undkamen gerade an dem schwarzen Pony und seinem hölzernen Rad vorbei. Abgesehen von uns dreien & dem Pferd, war die Mine noch immer verlassen. Ich konnte das nicht verstehen.
    Jetzt sah ich den wunderbar gelben Schimmer von Tageslicht, und dann traten wir hinaus in blendendes Sonnenlicht & in die frische Luft. Das war mir willkommen wie ein kühles Glas Wasser. Wenn ich stark genug gewesen wäre, hätte ich den Boden geküsst.
    Ich dachte: Nie mehr geh ich in einen Tunnel hinein.
    Das Licht tat meinen Augen weh, und ich beschirmte sie mit meiner gesunden Hand. Nach einer Weile konnte ich eine Menschenmenge erkennen, die in der Nähe herumstand.
    »Es gab keinen Einsturz«, rief Jace. »Ihr könnt alle wieder zurück an die Arbeit gehen.«
    »Siehst du das?«, brummte Stonewall mir ins Ohr. Er nickte mit dem Kopf in Richtung eines Schildes vor dem Mineneingang. Darauf stand: NICHT BETRETEN! EINSTURZ.
    »Wollen Sie sagen, das war alles nur ein Scherz?«, fragte ein Mann mit einer Drahtbügelbrille. Ich konnte bestimmt hundert bärtige Arbeiter hinter ihm zusammengedrängt stehen sehen.
    »Yep«, sagte Jace. »Walt, der Schnitzer, hat euch heute einen üblen Streich gespielt. Aber keine Sorge. Der wird keine weiteren Streiche mehr aushecken, oder, P. K.?«
    »Nein, Sir«, sagte ich.
    Stonewall trat zurück, als die Männer ihm entgegendrängten, & der Vorarbeiter begann, Befehle zu bellen.
    Während Stonewall mich vom Eingang der Mexiko-Mine forttrug, beugte sich Jace über mich & sagte: »Deshalb hat es so lange gedauert, dich zu finden. Walt muss dieses Schild aufgestellt haben. Alle Minenarbeiter hielten es für echt.«
    »Woher habt ihr denn dann gewusst, dass ich dort war?«
    Stonewall trug mich den Berg hinunter, & Jace ging in langen, ruhigen Schritten neben uns her.
    Er sagte: »Eine Menge Leute haben gesehen, wie Walt dir gefolgt ist, aber es war ein kleines Mädchen, das hier oben auf der A Street in einem der großen Häuser lebt, das es uns schließlich gesagt hat. Sie hatte am frühen Sonntagmorgen aus dem Fenster geschaut & dich in die Öffnung der Mexiko-Mine hineinrennen sehen. Sie hat es ihrem Pa erzählt, und der hat es dem Marshal erzählt, und der Marshal hat es mir erzählt. Ich bin heute Morgen in sein Büro gegangen, weil ich wissen wollte, ob es irgendwelche Neuigkeiten über dich gibt«, fügte er hinzu.
    Ich dachte: Wer dieses kleine Mädchen wohl gewesen sein könnte?
    Jace sprach noch immer. »Als wir Boz & Extra Dub da oben am Bergkamm herumlungern sahen, ist uns klar geworden, dass Walt unten in der Mine sein musste.«
    Ich fragte: »Wo sind denn Boz und Extra Dub jetzt?«
    Jace antwortete: »Als sie uns kommen sahen, sind sie auf ihre Pferde gesprungen und haben sich aus dem Staub gemacht. Es wird nach ihnen gefahndet.«
    »Wie lange war ich da unten?«
    »Ungefähr 30 Stunden.«
    »Nur einen Tag? Es kam mir vor wie eine
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