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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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alte Dame nahm Ellens Hände. "Was soll daran schlimm sein, Liebes?" Sie schaute ihr ins Gesicht. "Du bist verliebt." Ihr Blick ging in die Ferne. "Ich wünschte, ich hätte auch den Mut aufgebracht, meinem Herzen zu folgen." Sie lehnte sich im Kissen zurück. "Du wirst noch heute nacht Rowland Manor verlassen."
    "Noch heute nacht?"
    "Ja, noch heute nacht", erklärte Lady Georgina. "Ich bin in den vergangenen Wochen nicht müßig gewesen und habe einen Weg gefunden, der dich sicher nach Schottland bringt. Allerdings mußte ich Doktor Morstan ins Vertrauen ziehen." Sie bemerkte, wie Ellen zusammenschrak. "Doktor Morstan und ich sind alte Freunde. Um dieser Freundschaft willen ist er damit einverstanden gewesen, uns zu helfen."
    "Wie wird er davon erfahren, daß ich schon heute nacht Rowland Manor verlasse?" fragte Ellen zweifelnd.
    "Ich werde ihn benachrichtigen lassen." Ihre Großmutter drückte erneut ihre Hände. "Sei ohne Furcht, Ellen, und stelle keine Fragen. Es wird alles gut, glaube mir. In wenigen Tagen wirst du in Schottland sein."
    Sie ließ sich von Ellen Saft aus einer Karaffe einschenken, die auf der Vitrine stand. "Viel mitnehmen wirst du nicht können. Packe bitte nur eine Reisetasche, die du ohne Schwierigkeiten zum Parktor tragen kannst. Unweit des Parktors wird dich heute nacht eine Stunde nach Mitternacht eine Kutsche erwarten. Sie bringt dich nach Exeter. Der Kutscher wird für dich die Fahrkarte nach London lösen. In London kommst du für eine Nacht bei der Schwester des guten Doktors unter. Sie weiß auch bereits, daß sie dich irgendwann aufnehmen muß. Mrs. Lane wird dich am Morgen darauf zum Zug nach Edinburgh bringen. Es wird eine sehr lange und anstrengende Fahrt werden."
    "Und wie erfährt Joshua, wann ich in Edinburgh ankomme?"
    "Mrs. Lane wird ihn über den Bahntelegrafen benachrichtigen lassen, sobald du aus London abgereist bist." Lady Georgina nahm einen Schlüssel aus der Tasche ihrer Bettjacke. "Geh an meinen Sekretär im Wohnzimmer, Ellen, schließ das unterste Fach auf und bringe mir die Eisenkassette, die du dort findest."
    Ellen griff nach dem Schlüssel. Keine drei Minuten später brachte sie ihrer Großmutter die Kassette. Irgendwie konnte sie es noch nicht glauben, daß sie tatsächlich in dieser Nacht Rowland Manor für alle Zeit verlassen würde.
    Lady Georgina schloß die Kassette mit einem weiteren Schlüssel auf. Sie entnahm ihr einen Lederbeutel. "Paß gut auf den Beutel auf, Ellen. Das Geld, das er enthält, wird ausreichen, um dich mit allem zu versorgen, was du brauchst, und es wird dir auch helfen, mit Joshua Bradley einen eigenen Hausstand aufzubauen."
    "Wird es dir nicht fehlen, Großmama?" fragte Ellen überwältigt.
    "Auf die Reise, auf die ich mich in nicht allzu ferner Zukunft begeben werde, kann ich nichts mitnehmen als mich selbst", antwortete die alte Dame. "Ich bin so glücklich, dir helfen zu können. Laß ab und zu von dir hören. Schreibe einfach an Mrs. Lane, sie wird über ihren Bruder dafür sorgen, daß ich deine Briefe erhalte."
    "Was soll ich nur ohne dich tun, Großmama?" Ellen spürte, wie Tränen über ihre Wangen rannen. "Ich werde dich schrecklich vermissen."
    Lady Georgina zog das junge Mädchen in die Arme. Und ich werde dich vermissen, Ellen, dachte sie. "Wenn wir beide ganz fest aneinander denken, werden wir uns nahe sein", sagte sie. "Du mußt gehen, Ellen, es ist der einzige Weg. Wenn du bleibst, bist du verloren."
    Nachdem sie voneinander Abschied genommen hatten, kehrte Ellen in ihr Zimmer zurück und zog sich zum Tee um, den sie mit ihren Eltern und den Moriers einnehmen mußte, die an diesem Nachmittag erwartet wurden. Es fiel ihr unendlich schwer, ein gleichmütiges Gesicht zu machen und sich nicht anmerken zu lassen, daß in wenigen Stunden ihr Leben einen völlig anderen Verlauf nehmen würde, als es ihre Eltern für sie geplant hatten.
    Die Moriers blieben zum Dinner. Danach forderte ihre Mutter sie auf, ihnen im Musikzimmer am Klavier vorzuspielen. Sie wählte das 'Requiem für Mignon' von Robert Schumann, das sie besonders liebte. Während sie ihre Finger über die weißen Tasten des Klaviers gleiten ließ, kam es ihr vor, als würde sie ein Requiem auf das Leben spielen, das sie kurz nach Mitternacht hinter sich ließ.
    "Ihr Spiel ist wunderschön, Lady Ellen", meinte Edward Morier, "doch die Melodie voller Melancholie. Bitte spielen Sie noch etwas, was diesem Abend einen heiteren Abschluß verleiht."
    "Gern", antwortete
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