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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
Autoren: Anne Alexander
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Ellen und schlug die ersten Takte zu einem weiteren Stück von Schumann an, den Kinderszenen. Zusammen mit ihrer Freundin Damaris hatte sie es oft im Internat gespielt. Sie dachte an ihre Freundin und beschloß, ihr gleich nach ihrem Eintreffen in Schottland eine Nachricht zukommen zu lassen.
    Die Reisetasche war bald gepackt. Ellen hatte sich auf das Nötigste beschränkt. Sie hatte Kleidung und Wäsche zum Wechseln eingepackt, ein zweites Paar Schuhe, Waschzeug, Fotos, ihre Tagebücher und Gedichte, sowie den Schmuck, den sie im Laufe der Jahre von ihren Eltern und ihrer Großmutter bekommen hatte. Viele Dinge, die sie liebte, mußten zurückbleiben, aber daran ließ sich nichts ändern.
    An diesem Abend zogen sich der Duke of Rowland und seine Gattin gegen elf in ihre Schlafzimmer zurück. Um halb zwölf löschte der Butler bis auch einige Nachtlampen die Lichter in Halle und Gängen. Ellen hörte, wie er an ihrem Zimmer vorüberging.
    Sie saß am Fenster in ihrem dunklen Zimmer und starrte in die Nacht. So gern sie ihre Großmutter noch einmal besucht hätte, es wäre absoluter Leichtsinn gewesen. So blickte sie zu den Sternen hinauf und malte sich das Leben aus, das Joshua und sie in Schottland führen würden. Und sie träumte von ihrem Kind.
    Es war nicht schwierig, ungesehen das Haus zu verlassen. Alles schlief. So leise es ging, öffnete Ellen eine der Seitentüren und zog sie lautlos wieder hinter sich zu. Statt die Auffahrt entlangzugehen, nahm sie einen Umweg zum Tor in Kauf. Zweimal drehte sie sich um, weil sie glaubte, Geräusche hinter sich gehört zu haben. Es war nur der Wind, der leise durch die Bäume strich.
    Wie jeden Abend hatte der Torwächter das Haupttor abgeschlossen. Das junge Mädchen schob den Riegel vor der Seitentür zurück. Mit angehaltenem Atem schaute es die Straße entlang. Erleichtert atmete es auf, als es tatsächlich eine dunkle Kutsche etwa fünfzig Meter entfernt stehen sah. Durch die hohe Hecke konnte man sie vom Torwächterhaus aus nicht sehen.
    Nur noch wenige Schritte und sie würde Rowland Manor für immer zurücklassen.
    Ellen wandte sich noch einmal um, dann ging sie entschlossen auf die Kutsche zu. Der Kutscher kam ihr entgegen. "Lady Ellen?" fragte er und zog seinen Hut.
    "Ja."
    "Ich soll Sie nach Exeter bringen." Er nahm ihr die Reisetasche ab, stellte sie auf den Boden und half ihr in die Kutsche. Nachdem er die Tasche verstaut hatte, stieg er auf den Bock.
    Ellen lehnte sich in der Kutsche zurück. Frei, dachte sie, endlich frei. Müde schloß sie die Augen. Das Rattern und Schaukeln der Kutsche wiegte sie in den Schlaf. Deshalb bemerkte sie auch nicht, daß der Kutscher nicht die Straße nach Exeter nahm, sondern in Richtung Barnstaple fuhr.
    * * *
    Mary McKinnon reichte die Zügel ihres Pferdes dem Stallburschen. "Versorg es gut", sagte sie und drückte ihm eine Bronzemünze in die Hand. Mit langen Schritten ging sie zum Portal des Herrenhauses und betätigte dort den eisernen Türklopfer. Nur wenig später öffnete ihr eine ältere Frau.
    "Mylady, das nenn' ich eine Überraschung. Mr. McHatton hat mir kein Wort davon gesagt, daß er Sie erwartet."
    "Mr. McHatton weiß nichts von meinem Besuch", antwortete Mary McKinnon. "Sind er und Mr. Bradley zu Hause?"
    "Der Herr sitzt in seinem Arbeitszimmer. Mr. Bradley unterrichtet den kleinen Miles in der Bibliothek", antwortete die Wirtschafterin. "Bitte, treten Sie ein. Ich werde Mr. McHatton sofort melden, daß Sie hier sind." Sie führte die Besucherin in ein kleines, ziemlich düsteres Empfangszimmer.
    Mary McKinnon mußte nicht lange warten. Schon fünf Minuten später trat Arthur McHatton ins Zimmer. Ihm folgte Joshua Bradley. "Ich hoffe, es sind gute Nachrichten, die Sie zu uns führen, Lady Mary", meinte der Hausherr, nachdem sie Grüße gewechselt hatten. "Steht die Ankunft von Lady Ellen unmittelbar bevor?" Die beiden Männer setzten sich Mary gegenüber auf eine Couch.
    Mary vermied es, Joshua anzusehen. Sie kramte aus ihrer Tasche einen Brief hervor. "Diesen Brief habe ich vor eineinhalb Stunden durch einen Boten erhalten. Doktor Morstan hat ihn geschrieben", sagte sie und berichtete, daß Ellen vor zehn Tagen heimlich bei Nacht Rowland Manor verlassen hatte, jedoch nicht in London angekommen war. "Sie sollte dort bei der Schwester des Arztes übernachten und am nächsten Tag nach Edinburgh weiterfahren", fügte sie hinzu. "Mrs. Lane, die Schwester, wollte ein Bahntelegramm mit der Ankunftszeit von Ellen an
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