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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt
Autoren: John D. MacDonald
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Krankenhaus aufwachte, gestand er, daß er mit gezinkten Karten gespielt hatte.
    Das einzige, was für Kirby Winter übrigblieb, war eine leichte Entrüstung, daß er die Millionen nun doch nicht gestohlen hatte. Es half ihm nichts, daß er immer wieder von den guten Werken erzählte, die der verstorbene Omar Krepps vollbracht hatte. Die Öffentlichkeit hat kein großes Interesse an guten Werken. KREPPSERBE BERICHTET VOM LEBEN SEINES ONKELS lauteten winzige Schlagzeilen.
    Betsy Alden verschwand ohne jeden Reklamerummel. Sabbith nahm sie mit nach New York. Seitdem tauchte sie immer wieder in Werbespots auf und erzählte, weshalb ihre Blusen weißer, ihre Waschbecken sauberer und ihr Mundgeruch reiner als bei anderen Leuten war.
    Wilma Farnham wurde nach einigen Lektionen bei Bonny Lee zu einer reifen kleinen Odaliske mit bauschigem Haarschopf, blauen Kontaktlinsen, einer rauchigen Stimme und Kleidern, die zu eng zum Hinsetzen waren. Walton Grumby ließ sie immer wieder in sein Büro kommen und erklären, was sie für Omar Krepps getan hatte. Als er sich für eine Reise nach Paris, Kairo und Rangun entschloß, wo sich offenbar geschäftliche Schwierigkeiten ergeben hatten, nahm er Wilma mit – nur für den Fall, daß ihm weitere Fragen einfielen.
    Nach einer teilweisen Genesung von seinem Nervenzusammenbruch durfte Joseph Locordolos auf die Glorianna zurückkehren. Die Anklage wurde fallengelassen, weil er die Dinge auf privatem Wege mit beträchtlichem Geldaufwand regelte. Sein Visum, ebenso wie die Visa seiner fünf Besatzungsmitglieder, liefen aus und wurden nicht erneuert. Man befahl ihnen, an Bord zu bleiben, bis die Reparaturen beendet waren. Joseph tat alles, was in seiner Macht stand, um die Reparaturen hinauszuzögern, in der Hoffnung, Charla würde vorher noch auftauchen. Er machte sich Sorgen um sie. Insgeheim fürchtete er, daß dieser schreckliche Winter sie umgebracht und ihre Leiche verscharrt hatte. Wenn er an die tote Charla dachte, kamen ihm Tränen in die Augen.
    Am achten Tag nach dem Brand erschien Charla völlig ruhig an Bord. Sie ging in die Hauptkabine und sagte: »Hallo, Joseph.« Sie setzte sich. Er war aufgesprungen. Er sah sie verwirrt an. Sie war um fünfzehn Pfund leichter. Ihre Wangen wirkten hohl. Ihre Augen waren riesig. Ihr hübsches helles Haar war kurzgeschnitten. Sie trug eine billige kleine Bluse und einen billigen Rock und schwang eine große, ordinäre rote Tasche.
    Er lief auf sie zu, kniete vor ihr nieder, schlang seine Arme um sie und schluchzte. »Mein armer Liebling, was ist mit dir geschehen?«
    »Wie geht es dir, Joseph?« Ihre Stimme kam von weit her.
    »Wie es mir geht?« schluchzte er. »Schrecklich!« Er sprang hoch und schilderte in lebhaften Worten, was ihm zugestoßen war. »Sie waren wie Tiger! Er hat die gleichen Teufelsideen wie sein Onkel. Mein Gott, ich sehe immer noch die drei Weiber!« Er kniete wieder neben ihr nieder. »Wir müssen ihm diese Erfindung entreißen, Charla. Wir müssen sie haben. Dieser Schwachkopf hätte uns umbringen sollen, als er die Gelegenheit dazu hatte. Hör zu, Liebling. Ich habe mir ein paar Informationen erkauft. Er fuhr von hier nach New York. Bonny Lee Beaumont, das Mädchen, das dir entwischt ist, begleitet ihn. Sie ist Sängerin. Die beiden wollen nach Paris.« Er unterbrach sich und sah sie an. »Du hörst mir nicht zu, Liebling.«
    Sie starrte die vertäfelte Kabinenwand an. »Weißt du, was unerlaubte Entfernung von der Truppe ist?«
    »Nein, weshalb?«
    »Weißt du, sie waren sehr in Sorge. Dreiunddreißig Mann, die sich unerlaubt von ihrer Truppe entfernten. In einem Armeelaster.« Sie sah ihn sanft an. »Sie waren nämlich auf dem Weg von Port Everglades nach Key West. Dort liegt ihr Zerstörer. Auf Key West.«
    Joseph schlug sich die Faust an die Stirn. »Wovon sprichst du eigentlich? Wo warst du?«
    »Plötzlich befand ich mich in einem Lastwagen, zusammen mit einer Menge Matrosen.«
    »Wie entsetzlich!«
    »Ein Zerstörer ist das kleinste Kampfschiff. Es mißt im allgemeinen dreihundert bis vierhundert Fuß und hat eine Wasserverdrängung von zweitausend bis dreitausend Tonnen. Zerstörer haben die Aufgabe, andere Schiffe abzuschirmen, bestimmte Gebiete zu bewachen oder größere Schiffe zu eskortieren.«
    »Charla!«
    »Zerstörer sind Langstreckenschiffe mit hohen Geschwindigkeiten. Geschützt sind sie durch wasserdichte Abteilungen. Die Seeleute nennen die Zerstörer im allgemeinen Konservendosen, weil sie nur einen
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