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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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ein eher ruhiger Typ.«
    »Stille Wasser sind bekanntlich tief«, erwiderte Kate.
    »Hat man ihn je mit Donna zusammen gesehen?«
    »Nein, aber das macht ihn nur umso verdächtiger.«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Manchmal glaube ich, Sie haben zu viele Krimis gelesen«, sagte Tim.
    »Und dann dieses Auto«, fuhr Kate fort.
    »Ich habe es noch nie zu Gesicht bekommen«, entgegnete Tim. »Sie etwa?«
    »Nein, aber …«
    »Ich kenne ihn nur auf dem Fahrrad. Es ist nicht einmal ein Rennrad, sondern eines dieser kreuzbraven Hollandräder.«
    »Das ist seine Tarnung«, rief Kate aufgebracht.
    »Tarnung für was?«
    »Wie kommt es dann, dass seine Kollegen im Leicester über seinen schicken Flitzer redeten?«
    »Sie dürfen einen Menschen nicht nach dem Auto beurteilen, das er fährt«, rügte Tim mit einer gewissen Strenge.
    »Was für ein Auto fahren Sie eigentlich?«, preschte Kate kühn vor.
    »Tja … na ja … da gibt es ein kleines Problem.« Tim räusperte sich. »Ich habe nämlich tatsächlich ein Auto. Ja wirklich, ich besitze eines. Leider ist es so, dass man mir vor drei Monaten den Führerschein abgenommen hat und ich es nicht benutzen kann. Ich darf im Augenblick nicht fahren. Das Auto steht in einer Garage des Pfarrhauses und wartet darauf, dass die führerscheinlose Zeit vorübergeht. Und um Ihre Neugier bezüglich der Marke zu befriedigen: Es ist ein Vauxhall Astra.«
    »Sie Ärmster!«, sagte Kate mitleidig. »Was haben Sie denn ausgefressen?«
    »Ich bin auf der Autobahn geblitzt worden.«
    »Dann müssen Sie ja ganz schön Gas gegeben haben!«
    »Leider ja. Und nachdem die Polizei mich angehalten hatte, musste ich auch noch ins Röhrchen pusten.«
    »Und? Hat es sich verfärbt?«
    »Und wie! Ich hatte ganz schön gebechert.«
    »Du liebe Zeit! Kein Wunder, dass der Bischof ärgerlich war.«
    »Das kann man wohl sagen. Außerdem ist es ohne Auto ziemlich unbequem in einem Dorf, das nicht einmal eine Bushaltestelle hat.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen jetzt lieber gleich alles erzählen.«
    »Man sagt, Geständnisse erleichtern das Gewissen.«
    »Nachdem ich Anfang dieses Jahres Donna kennengelernt hatte, brauchte ich einige Zeit, ehe ich es endlich übers Herz brachte, sie zu fragen, ob ich sie zu einem dieser Antiquitätenmärkte begleiten dürfte. Ich bot ihr an, sie zu fahren, und sie sagte zu.« Er hielt inne, als wolle er die wunderbare Gelegenheit noch einmal Revue passieren lassen. »Aber dann, nur wenige Tage vor unserem Rendezvous, war ich plötzlich meinen Führerschein los.«
    »Und wie war Donnas Reaktion?«
    »Sie hat mich ausgelacht und sagte in etwa, dass sie ohnehin nicht an einem Pfarrer interessiert wäre, aber ein führerscheinloser Pfarrer hätte definitiv nicht die geringste Chance bei ihr.«
    »Ziemlich verletzend«, sagte Kate nachdenklich. Aber wie verletzend war es tatsächlich für den Stolz des jungen Pfarrers gewesen? War es möglich, dass er voller Rache Donnas Tod geplant hatte? Vielleicht. Aber sicher nicht auf diese Weise.
    »Warum sind Sie plötzlich so still geworden?« Tim warf ihr einen Seitenblick zu.
    »Ich dachte gerade daran, dass Sie und Donna bei Ihren Treffen sehr diskret vorgegangen sein müssen. Niemand von der Fanning-Hope-Stanhope-Philbee-Kongregation hat auch nur ein Sterbenswörtchen an Klatsch darüber verlauten lassen, und ich war weiß Gott neugierig in allem, was Donna und ihre Freunde angeht!«
    »Nun ja, wir waren nie wirklich ein Paar. Wir haben uns immer nur nett unterhalten, wenn sie im Pfarrgarten arbeitete.«
    »Das könnte eine Erklärung sein.«
    Schweigend setzten sie die Fahrt durch die nachtschwarze Landschaft fort.
    »Gatt’s Hill«, verkündete Kate, als sie die erste der drei Straßenlaternen passierten. »Kaffee bei mir?«
    »Bei Ihnen ist es sicher gemütlicher als bei mir«, antwortete Tim.
    Kate parkte den Wagen vor Crossways Cottage; dieses Mal ging sie erheblich vorsichtiger zu Werke. In den Fenstern brannte noch Licht. Roz schlief also vermutlich noch nicht, und Kate freute sich darüber, weil sie so die Chance hatte, ihrer Mutter die Theorie über Tony Fuller zu unterbreiten. Bestimmt würde Roz dieser mehr Aufmerksamkeit zollen, als Tim es getan hatte.
    Doch nach zehn Minuten höflicher Konversation schützte Roz Müdigkeit vor und zog sich nach oben in ihr Zimmer zurück. Enttäuscht musste Kate feststellen, dass Tim ihre Vermutungen bezüglich Tony Fuller als unglaubwürdig abtat und ihre
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