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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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begann, Zauberworte zu murmeln und magische Formeln.
    Da sprang Honga auf, riß sein Schwert aus der Scheide und drang mit einem lauten Aufschrei auf den Nebel ein, der den Beuteldrache mittlerweile fast völlig einhüllte und dessen Gezeter erstickte. Die Klinge leuchtete und ließ ein leises Wehklagen vernehmen. Doch sie schnitt durch den Nebel, ohne irgend etwas auszurichten.
    Die Schwärze nahm langsam Gestalt an. Vina wußte, daß es sich um eines der unbegreiflichen Wesen aus der Schattenzone handelte, die auf der Suche nach Beute manchmal die Inselwelt Vangas heimsuchten. Aber nie hatte sie davon gehört, daß eines dieser Geschöpfe sich bis unmittelbar an die Große Barriere vorwagte.
    Geheimnisvoll wuchs die Statue vor dem Luftschiff auf. Höchstens noch zwanzig Schritte trennten den Zugvogel von ihr.
    Für die Dauer eines Herzschlags starrten die magischen Augen in die Gondel. Ein langanhaltendes Ächzen ertönte. Im gleichen Moment verblaßte die sich manifestierende Gestalt eines Schattenwesens, und selbst die treibenden Nebelschwaden verschwanden.
    Blendende Helligkeit zwang Vina dazu, die Augen zu schließen. Das Meer vor dem Luftschiff schien golden aufzuglühen; auf den Wellen tanzten Tausende funkelnder Sterne.
    Die Dämmerzone lag hinter ihnen. Der Tag war wieder warm und schön. Möwen stiegen hoch in den Himmel. Ihre Schreie waren wie ein Willkommensgruß des Lichtes.
    Das Düstere blieb hinter dem Zugvogel zurück. Vinas Blick ruhte auf Honga, der sich soeben Ramoas annahm. Die Feuergöttin, die zögernd die Augen aufschlug, schien sich nur schwer zurechtzufinden.
    War Honga wirklich ein Tau?
    Die Art wie er sich bewegte, seine Gesten und manchmal auch sein großes Interesse an allem, was im Dämmerland geschah, ließen Vina allmählich daran zweifeln.
    Sollte der Angriff ihm gegolten haben?
    Die Hexe nahm sich vor, das herauszufinden. Doch zunächst galt es der Gefahr zu begegnen, die von den Medusen drohte. Ein Tag Vorsprung war zwar nicht viel, mußte aber genügen, um eine wirksame Verteidigung aufzubauen.
    Dutzende ungewöhnlich großer Luftgeister hatte Vina am Regenbogen zu Gesicht bekommen. Jeder vermochte an die dreißig Bewohner der Schattenzone zu tragen – Wesen mit Fähigkeiten, von denen selbst die Hexen nichts wußten.
    Die erste entscheidende Auseinandersetzung seit ungezählten Großnebeln stand bevor. Vieles, was in letzter Zeit geschehen war, schien nur auf ein Ziel hinauszulaufen:
    Die Mächte der Schattenzone rüsteten zum Angriff auf Vanga und die Große Barriere.
    2.
     
    In gewisser Hinsicht fühlte ich mich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Für das Leben in einer Stadt wie Korum war ich nicht geboren. Mir fehlte die Freiheit, die mein Leben während der letzten Jahre entscheidend bestimmt hatte. Das Rauschen des Ozeans war mein Pulsschlag, der mir neue Kräfte verlieh; der Ruf des Abenteuers war nötig, mich wachzuhalten.
    All das entbehrte ich in dieser nördlichsten aller Garnisonsstädte, in die Zaems Befehl mich gesandt hatte. Ein Tag war wie der andere. Wir kämpften viel, um unser Können nicht zu verlernen, und hielten ausschweifende Gelage oft bis in den frühen Morgen hinein, mit denen wir die Langeweile totschlugen. Der Wein war uns zum Freund geworden, und wir liebten ihn wirklich innig, waren aber nie so betrunken, daß Zahdas Kriegerinnen mit uns leichtes Spiel gehabt hätten.
    Mein Blick wanderte über den Turnierplatz, auf dem zu dieser Stunde nicht gekämpft wurde, und weiter zum Hafen, der von der Anhöhe aus, auf der ich stand, in seiner ganzen Ausdehnung zu übersehen war. Ankommende Schiffe brachten meist Nahrung und Waffen aus dem Süden des Landes.
    Immerhin beherbergte die befestigte Stadt etwa zweitausend ständige Bewohner, davon allerdings zwei Drittel niedere Männersklaven. Doch auch sie mußten verpflegt werden, wollten wir nicht auf ihre Dienste verzichten.
    Zweihundert Amazonen waren mir unterstellt, weitere zweihundert gehörten zum Clan der Zaubermutter Zahda und gehorchten den Befehlen ihrer Anführerin Nukima. In meinen Augen ein unhaltbarer Zustand. Immerhin war ich diejenige, die in vielen Teilen der Welt gekämpft und Ruhm und Ehre erworben hatte. Meinen Namen sprach man mit Ehrfurcht aus.
    Drei Feldzüge gegen das Land der Wilden Männer hatte ich angeführt und erfolgreich geschlagen, ebenso drei Schlachten gegen Amazonen Zahdas gewonnen und im Dämmerland Medusen ohne Zahl vom Himmel herabgeholt.
    Wie recht hatte doch die uralte
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