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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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zu durchstoßen oder grell gefärbte Zierplättchen in den Mundwinkeln zu tragen. Und selbst im Kampf verzichtete sie auf eine Maske. Vielleicht legte sie es darauf an, den Männersklaven zu gefallen – eine andere Erklärung wußte ich nicht.
    Sie schien meinen abschätzigen Blick zu bemerken, denn ihre Gestalt straffte sich plötzlich.
    »Du stehst auf dem Gebiet der Zaubermutter Zahda«, dröhnte die Amazone. »Ich will dich hier nicht länger sehen, also verschwinde. Man hört ohnehin, daß du ständig besoffen bist.«
    Diese Frechheit duldete nur eine Antwort. Aber Gudun hielt mich zurück, womit sie in gewisser Weise sogar recht haben mochte. Nukima war es nicht wert, daß ich mein Schwert mit ihrem Blut befleckte.
    Es gab gewisse eherne Gesetze, die einen offenen Schlagabtausch zwischen uns untersagten. Denn beide waren wir adligen Blutes, sonst hätten wir nie zu Amazonenführerinnen aufsteigen können.
    Jeder von uns stand eine Hexe als Beraterin vor. In kämpferischen Fragen ließen wir uns jedoch kaum etwas dreinreden.
    Nukima würde ohnehin bald ihre Ansprüche auf die Hälfte Korums verlieren. Es wirkte sich nachteilig aus, daß ihre Hexe seit längerer Zeit irgendwo im Dämmerland unterwegs war und niemand wirklich wußte, ob sie überhaupt noch unter den Lebenden weilte.
    Nicht zu Unrecht wurden Amazonen an den Taten gemessen, die sie vollbrachten. Nukima hatte zwar einige Schlachten siegreich geschlagen, aber weder konnte sie von sich sagen, jemals im Land der Wilden Männer gewesen zu sein, noch hatte sie wie ich einen Dämon besiegt und war später sogar bis, in die Randgebiete der Schattenzone vorgedrungen. Niemand durfte mir also das Recht streitig machen, zur alleinigen Befehlshaberin der Garnisonsstadt ernannt zu werden.
    »Was ist?« spottete Nukima. »Hat es dir angesichts meiner Übermacht die Sprache verschlagen?«
    »Ich warte darauf, daß du dich entschuldigst!« fauchte ich.
    Die Amazone Zahdas brach in lautes Gelächter aus.
    »Ist das deine ganze Antwort?« wollte ich wissen.
    Sie nickte und blickte mich herausfordernd an.
    »Wir bleiben«, entschied ich. »Wer bist du schon, daß du mir Befehle erteilen willst?«
    »Damit zwingst du uns, dich zu töten.« Nukima gab ihren Kriegerinnen einen Wink. Mit wildem Kampfruf drangen sie auf uns ein.
    »Es lebe Zaems Schwertmond!« rief Gudun aus und warf sich ihnen entgegen.
    Nukima hatte sich mit geschickten Kämpferinnen umgeben, die eine selten anzutreffende Einheit zwischen Geist, Körper und Schwertern entwickelten. Sie ergänzten sich gegenseitig auf geradezu vollendete Weise. Es war nur bedauerlich, daß sie Zahda angehörten.
    Vier griffen mich gleichzeitig an. Indem ich mich schnell im Kreis drehte, hielt ich sie mit Dämon auf Distanz. Das Schwert, das man »Herz« nennt, setzte ich dabei kaum ein, denn es ist etwas kürzer als die »Seele« und dient zur Abwehr.
    Plötzlich huschten zwei Schatten heran. Einen Herzschlag später vernahm ich das erstickte Gurgeln einer Kriegerin und bekam unerwartet Luft. Sofort prallte ich vor. Eine zweite Amazone Zahdas fiel unter meinen Klingen.
    Ich erkannte Vera und Malkami neben mir. Die Furcht war aus ihren Gesichtern verschwunden. Sie schienen Nukimas Kriegerinnen durchaus ebenbürtig – ein Umstand, der mich um so mehr verwunderte, als sie von einer Schule kamen, die nicht unbedingt einen hervorragenden Ruf besaß.
    Ich verstellte Nukima den Weg, als sie selbst eingreifen wollte.
    »Du solltest dir schwächere Gegner aussuchen«, höhnte ich. »Vielleicht versuchst du es zunächst mit Männern.«
    Sie sah aus, als wolle sie sich auf mich stürzen und mich mit bloßen Fäusten erwürgen. Aber dann besann sie sich doch eines anderen. Als der Kampflärm verstummte, wußte ich, daß wieder einmal der Schwertmond gesiegt hatte.
    »Eines Tages wirst du für alles büßen, Burra!« Nukima wandte sich ab und stampfte davon.
    »Diese Niederlage überwindet sie nicht so schnell«, meinte Gudun, die von hinten an mich herantrat.
    »Verzeih, Herrin«, ließ Vera sich vernehmen. »Bist du nun bereit, uns in dein Heer aufzunehmen?«
    Sie hatten sich wacker geschlagen. Einen anderen Grund, meinen Entschluß umzustoßen, hätte ich auch nie anerkannt.
    »Ihr könntet die ersten sein, die nicht von Anakrom kommen«, antwortete ich. »Bevor ihr allerdings in meine Dienste tretet, werde ich euch für die Dauer eines Nebels auf die Probe stellen.«
    »Dein Wort ehrt uns«, sagte Malkami. Sie hatte noch einiges
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