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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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hinzufügen wollen, wurde aber von Gudun unterbrochen, die aufgeregt in Richtung des Hafens deutete.
    Dort setzte soeben ein Luftschiff zur Landung an. Der in grellem Rot und Gelb bemalte Ballon, den das Gesicht eines Vogels mit großen Augenflächen und spitz angedeutetem Schnabel zierte, wurde zusehends schlaff. Trotzdem war zu erkennen, daß er einer bedeutenden Frau gehörte, vielleicht sogar einer Hexe.
    »Er geht im Gebiet Zahdas nieder«, stellte Gudun fest.
    »Und?« zischte ich, »glaubst du, davon lasse ich mich abhalten?«
     
    3.
     
    In Sichtweite der großen Barriere kreuzte Vina mit dem Zugvogel gegen den von Osten wehenden Wind, der die Feuchtigkeit eines vergangenen Regentags mit sich führte. Bald kamen die Dächer von Komm in Sicht.
    Ein ausgedehnter Hafen lag unter dem Luftschiff. Pfahlbauten, die als Lager für ankommende Waren dienten, waren die ersten Gebäude. An sie schlossen sich die Langhäuser der männlichen Arbeiter an einfache Bauten aus Holz, deren Fundamente nur zum Teil aus gemauerten Bruchsteinen bestanden.
    Üppig wuchernde Parks bildeten eine deutliche Abgrenzung zur eigentlichen Stadt, deren Häuser gepflegter wirkten. Eine befestigte Mauer umschloß Korum und auch die Hafenanlagen, die sich einer natürlichen Bucht anpaßten, trennte ein breiter Wall mit Wehrgängen, Wachtürmen und Katapulten vom Meer.
    Der Wind drehte und trieb den Zugvogel, der nur noch schwer zu lenken war, vor sich her. Vina mußte das Gas schneller aus dem Ballon entweichen lassen, um nicht allzu weit vom vorgesehenen Landeplatz abgetrieben zu werden. Die Folge war, daß die Gondel ruckartig an Höhe verlor und heftig zu schaukeln anfing.
    »Wir stürzen ab!« kreischte Gerrek entsetzt. »Alle Geister der Lüfte, helft uns.«
    Die Hexe warf ihm einen verweisenden Blick zu. Aber der Mandaler achtete nicht darauf. Verzweifelt stemmte er sich gegen die Innenwand der Gondel und drückte sein Maul an der Drachenhaut platt, die nur wenig nachgab.
    »Wir werden jämmerlich ersaufen…«
    »Wenn du nicht sofort still bist, werfe ich dich eigenhändig ins Wasser«, drohte Vina.
    Gerrek fuhr herum.
    »Das wirst du nicht tun«, röchelte er. »Vorher verbrenne ich dieses lebensgefährliche Gefährt.«
    Mit einem Lächeln auf ihren Zügen wandte die Hexe sich wieder den Steuerseilen zu. Sie schien ihm nicht zu glauben.
    »Ich tue es wirklich!« rief Gerrek aufgebracht.
    »Bitte. Wenn du unbedingt Feuer speien mußt – niemand hindert dich daran.«
    »Du glaubst mir nicht, wie? Aber ich bin kein Mann mehr, über den du dich lustig machen kannst.«
    Erneut sackte die Gondel durch. Der Mandaler hielt den Atem an, seine Nüstern blähten sich, und dann schossen dunkle Qualmwolken aus ihnen hervor. Aber nicht ein einziger Funke.
    »Verdammt!« Gerrek stemmte die Fäuste in die Seite und rollte wild mit den Augen. »Das ist mir noch nie passiert.«
    »Wirklich nicht?« fragte Vina lauernd.
    »Nun ja, vielleicht… aber das muß sehr lange her sein, mindestens zwanzig Großnebel.«
    »Ich erinnere mich, daß du damals kein Drache…«
    »Oh!« platzte Gerrek heraus, »Jetzt begreife ich deine Schamlosigkeit, du Hexe. Dein Zauber ist es, der mein Feuer erstickt. Nie wieder werde ich mit dir fliegen. Wer vertreibt dir denn die Medusen von der Ballonhülle, wenn ich nicht mehr bin, he? Wer hilft dir, wiedergeborene Tau einzufangen und Feuergöttinnen? Mir brummt der Schädel noch immer von dem Schlag, mit dem Ramoa mich niedergestreckt hat. Ihr Hexen seid doch alle gleich.
    Ich verlange, daß du dich bei mir ent…«
    Ein plötzlicher Ruck riß ihn von den Beinen und ließ ihn verstummen. Auf seinem verlängerten Rückgrat rutschte er quer durch die Gondel und fand erst zu Vinas Füßen einen Halt.
    »Wir sind gelandet«, sagte sie. »All deine Aufregung war völlig umsonst.«
    »Ach, Quatsch!« Ein wenig unbeholfen rappelte Gerrek sich auf. »Ich habe genug von der Fliegerei und werde mein Glück an Land versuchen.« Er humpelte zur Deckenluke und stieß sie mit einer wütenden Bewegung auf. Immerhin war er groß genug, um sie mit ausgestreckten Armen erreichen zu können.
    »Raus hier«, hörten die anderen ihn murmeln, während er hochkletterte. »Weg von diesen unausstehlichen Weibern, die einen Mann zur Verzweiflung treiben.«
    Aber er kam nicht weit. Wie die Fangarme einer Meduse senkte es sich auf ihn herab, bevor er Zeit fand zu begreifen. Etwas Weiches hüllte ihn ein und legte sich gleich einer zweiten Haut um seinen
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