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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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kennt.«
    »Du sprichst, als gehörtest du zu Zahdas Clan.«
    »Ich bin Vina.«
    »Die Beraterin Nukimas!« platzte Burra heraus. »Bei allen Dämonen der Finsternis, du wirst meinen Anspruch auf die Herrschaft über Korum nicht streitig machen.« Sie zog Dämon und richtete dessen Spitze auf die Hexe.
    »Begreifst du denn nicht?« drängte Vina. »Hunderte gefährlicher Kreaturen werden über Korum hereinbrechen.«
    »An uns beißen sie sich die Zähne aus. Wir wissen deine Warnung zu schätzen, aber nun sieh zu, daß du die Stadt wieder verläßt. Dieser komische Drache und das Mädchen sollen dich begleiten, der Sklave steht ab sofort in meinen Diensten. Ich denke, er wird einen guten ,Mann für alles’ abgeben.« Burra gab zweien ihrer Begleiterinnen einen Wink, daß sie sich des Tau annehmen sollten.
    Honga zog sein Schwert – eine gerade Klinge, von der ein eigenartiges Leuchten ausging. Als er es hochriß, war die Luft von leisem Wehklagen erfüllt.
    »Töte ihn nicht!« rief Burra erschrocken aus, als Vera zu einem Hieb ansetzte, der dem wiedergeborenen Helden zweifellos den Schädel gespalten hätte. Ihre Worte waren unnötig, denn die Amazone verharrte mitten in der Bewegung, die Rechte zum Schlag erhoben. In ihren Augen spiegelte sich Unglaube wider.
    »Na warte!« rief Burra und sprang mit vorgestreckter Klinge die Hexe an. Auch sie fühlte plötzlich nagende Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns, aber ihr war klar, daß es nur Magie sein konnte, die ihren Willen lähmte.
    »Haltet ein!«
    Der laute Ausruf ließ die vier Kriegerinnen herumfahren. Unvermittelt sahen sie sich einer Zehnschaft von Zahdas Amazonen gegenüber. Einen Herzschlag später kreuzten sie die Klingen. Die Hexe und ihre Begleiter schienen vergessen.
    Da wuchs ein Schatten neben Gudun auf, und eine krallenbewehrte Hand legte sich auf ihre Schulter, bevor sie ausweichen konnte. Eine unerklärliche Lähmung erfaßte ihre Glieder.
    Burra sah dies und wollte sich herumwerfen, aber die Gestalt des Drachens prallte mit ihr zusammen. Dann vermochte auch sie sich nicht mehr zu bewegen.
    »Bringt uns zu Nukima«, hörte sie die Hexe sagen. »Und nehmt die da mit. Wir werden jeden Arm brauchen, der ein Schwert führen kann.«
     
    *
     
    Längst war die Dunkelheit über Korum hereingebrochen. Eine vollkommene Schwärze kroch durch die Gassen der Stadt, legte sich auf die Plätze und machte selbst vor den Herzen der Menschen nicht halt, die schaudernd eine Kälte verspürten, wie sie der erst angebrochene Elvenmond der Zaubermutter Zeboa nur selten kannte.
    Es war das Böse, das nach Vanga griff. Vielen war diese Nacht unheimlich, und sie zogen sich in ihre Häuser zurück. Etwas Unfaßbares erstickte das Geräusch ihrer Schritte.
    Selbst der Schein der brennenden Fackeln war anders als sonst, längst nicht so hell lodernd. Sie brannten fauchend ab. Ruß und dicker schwarzer Rauch stiegen von ihnen auf.
    Nukimas Palast lag inmitten der anderen Gebäude, die er weit überragte. Mindestens fünfzig Amazonen hatten sich auf Geheiß ihrer Anführerin in einem großen, nur spärlich erhellten Saal eingefunden und lauschten dem, was die Hexe Vina zu berichten wußte.
    Als Vina endete, herrschte betroffenes Schweigen. Dann erhob Nukima sich von ihrem Stuhl und richtete sich zu voller Größe auf.
    »Wir wurden von unserer Zaubermutter Zahda nach Korum gesandt«, rief sie, »um die Grenzen Vangas zu verteidigen. Nun ist der Tag gekommen, da wir beweisen müssen, daß wir wirklich zu kämpfen verstehen.«
    »Die Amazonen Zaems werden die Luftgeister allein zurückschlagen«, kam ein Ruf aus der vordersten Reihe.
    »Du verkennst den Ernst der Lage, Burra«, mahnte die Hexe Vina. »Nur gemeinsam könnt ihr die Stadt wirkungsvoll verteidigen.«
    »Meine Kriegerinnen sind denen Nukimas schon immer überlegen gewesen…« Burra kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Wütende Schreie und Beschimpfungen übertönten sie. Fast sah es so aus, als wollten die Amazonen sich auf sie stürzen – und sie hätten es wahrscheinlich auch getan, wäre Vina ihnen nicht entgegengetreten und hätte sie mit ausgestreckten Armen zur Vernunft gemahnt.
    »Schlagt euch die Schädel ein, wenn alles vorbei ist«, hallte ihre Stimme durch den Saal. »Bis dahin aber vergeßt eure Fehde untereinander. Diejenige, die als erste die Klingen gegen ihresgleichen erhebt, wird sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
    Honga, der schwieg, weil man ihn als Mann ohnehin nicht angehört
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