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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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sichtbar.
    »Verräterin!« schleuderte Mythor dieser in jäh aufwallendem Zorn entgegen.
    »Was bist du schon?« erwiderte sie unbewegt. »Ein männlicher Emporkömmling. Bei aller Rivalität steht Burra mir wesentlich näher. Und Vina wird mich verstehen, denn ihr und den anderen geschieht nichts.«
    Hoch über ihren Köpfen ertönte der heisere Schrei eines Raubvogels. Ein geflügelter Schatten stürzte geradewegs auf die Hexe zu. Mythor erkannte die Umrisse des Vogels im Schein der Flammen, die Gerrek spie. Der Beuteldrache wollte Vina, die wie erstarrt dastand und zu Nukima hinüberstarrte, noch zur Seite stoßen, kam aber zu spät. Das sterbende Tier verkrallte sich in ihrem Haar. Ohne einen Laut von sich zu geben, stürzte sie zu Boden.
    Für einen Augenblick sah Mythor Nukima fassungslos. Unter dem Eindruck des Geschehens schien sie sich zusammenzukrümmen. Dann zog sie ihre Schwerter.
    »Haltet ein!« schrie sie. »Diese schändliche Tat wird niemals meine Billigung finden.« Indes unterstanden nur wenige der Kriegerinnen ihrem Befehl. Weitaus die größere Zahl folgte dem Schwertmond.
    Gerrek und Ramoa knieten neben der Hexe nieder. Niemand beachtete sie, denn Burras Interesse galt einzig dem wiedergeborenen Tau. Vorsichtig löste der Beuteldrache den Vogel aus Vinas Haaren und schleuderte ihn von sich.
    Nukima trat vor Burra hin und zwang sie, ihr in die Augen zu schauen.
    »Wie konntest du es wagen, dich an der Hexe zu vergreifen?« fragte sie mit gefährlich leiser Stimme. Als die Amazone ihr nicht nur die Antwort schuldig blieb, sondern sich einfach abwandte, stieß sie zu. Ihre Klinge, trotz aller Wut nur zögernd geführt, glitt an den Eisenlamellen des Leibpanzers ab. Burra warf sich herum.
    »Auf diesen Moment habe ich lange gewartet«, höhnte sie. »Du vergißt dich, Nukima.«
    »Weil deine Tat nach Vergeltung schreit.« Ein rascher Blick zeigte ihr, daß Ramoa und der Mandaler Vina soeben vorsichtig aufhoben.
    »Damit habe ich nichts zu tun«, behauptete Burra. »Glaubst du, ich könne über Vögel befehlen?’’.
    Unsicherheit zeigte sich in Nukimas Zügen. Aber alles Zögern fiel von ihr ab, als Dämon durch die Luft schnitt. Sie wehrte den überraschenden Streich ab. Gleichzeitig griffen auch ihre Kriegerinnen zu den Waffen.
    Niemand bemerkte, daß Gerrek und die Feuergöttin der Tau auf den Zugvogel zuhasteten. Die Hexe in ihren Armen stöhnte leise.
    Vinas Gesicht war von einer wächsernen Blässe, selbst aus ihren Lippen wich das Blut. Der Blick ihrer Augen suchte den Mandaler.
    »Wird… wird sie sterben?« fragte Gerrek flüsternd.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ramoa ebenso leise. »Die Krallen des Vogels waren zweifellos vergiftet.«
    »Irgend etwas müssen wir doch tun können. Ein Gegengift vielleicht, oder…«
    Er verstummte, weil Vina kaum verständlich zu sprechen begann.
    »Honga… sagt ihm…« Von Krämpfen geschüttelt brach sie wieder ab.
    »Hilf ihr, Ramoa!« bat Gerrek eindringlich. »Du bist doch auch eine Frau – du mußt wissen, was man da tut.« Aber die Feuergöttin schüttelte nur bedauernd den Kopf.
    »Das einzige, was wir tun können, ist zu fliehen. Vina wollte es so.«
    »Verdammt wenig«, brummte der Beuteldrache. »Zauberer und Hexen, steht ihr bei. Was soll ich denn tun, wenn sie nicht mehr ist? Wer wird mich bei sich aufnehmen?«
    »Der Zugvogel wartet!« unterbrach Ramoa seine Elegie. »Bewege dich endlich!«
    Währenddessen spitzte die Auseinandersetzung der Amazonen sich zu. Nukima schien den Zweikampf gegen ihre Rivalin zu verlieren. Nicht zu Unrecht genoß Burra den Ruf als hervorragende Schwertkämpferin.
    Nur noch zwei von Zaems Kriegerinnen bewachten Mythor. Aber viel lieber hätten sie ebenfalls ihre Klingen geschwungen. In dem Augenblick, als Nukima fiel, waren sie nicht mehr zu halten.
    Mythor nutzte die Gelegenheit. Er sah, daß Gerrek und Ramoa eben in die Gondel des Zugvogels kletterten.
    Burra schrie, als er losrannte. Der Gorganer hastete weiter, ohne sich umzuwenden. Gerrek wurde auf ihn aufmerksam. Hoffentlich versucht er nicht, mir zu helfen! dachte Mythor. Aber der Beuteldrache schwang nur sein Kurzschwert und kappte einige der Halteleinen.
    Mythor fühlte förmlich, daß die Verfolger aufholten. Jeden Moment konnte ein Schwerthieb ihn niederstrecken.
    Endlich hatte er den Zugvogel erreicht. Er sprang, bekam den oberen Rand der Gondel zu fassen und war dankbar, daß Ramoa ihm half, sich hochzuziehen. Gerrek durchschlug die letzten
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