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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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vielfaches Echo hallte von der hohen, gewölbten Decke des Raumes wider. Klagend schnitt Alton durch die Luft, doch gelang es Mythor nicht, einen gezielten Streich anzubringen. Stets schien Burra im voraus zu wissen, welchen Schlag er führte.
    Schritt für Schritt drängte sie ihn weiter zurück. Ihre Bewegungen waren manchmal so schnell, daß der Gorganer ihnen kaum folgen konnte. Instinktiv wehrte er ab, wurde dadurch aber immer mehr in die Verteidigung gedrängt.
    Allmählich wurde ihm bewußt, daß die Amazone mit ihm spielte wie die Katze mit der Maus.
    Mythor stieß gegen einen Tisch. Während er zur Seite wich, schnellte Burra sich aus dem Stand hinauf und ließ ihr Schwert herabsausen.
    Der Gorganer warf sich unter den Tisch. Den scharfen, schneidenden Luftzug, der ihn höchstens um eine Handbreit verfehlte, spürte er noch. Er wälzte sich herum und kam auf der anderen Seite wieder auf die Beine.
    Mit einem Kampfruf sprang ein Schatten über ihn hinweg, den er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Mythor hechtete auf die Tischplatte, stieß sich im Fallen nochmals ab und kam mit weit vorgestreckten Armen auf dem Boden auf. Hinter ihm schmetterte das Schwert der Amazone auf das Möbelstück und schlug es mitten durch, aber er rollte sich ab und stand wieder.
    Schon drang Burra erneut auf ihn ein. Er erwehrte sich der Schläge, indem er Alton mit beiden Händen führte.
    »Deine Art zu kämpfen ist plump«, spottete die Kriegerin. »Trotzdem hast du dich gut gehalten. Oder ist es das leuchtende Schwert, das dir die Kraft verleiht? Wohnt ihm ein Zauber inne?«
    Mythor antwortete nicht. Während er spürte, wie sein Atem erlahmte und seine Lunge zu stechen begann, ging Burras Atem nicht um eine Spur schneller. Wenn er erschöpft zusammenbrach, würde sie lachend über ihm stehen, und die Hand, mit der sie ihre Klinge hielt, würde kaum zittern.
    Wenn ich diesen Kampf überlebe, sagte Mythor sich, werde ich vieles lernen müssen, um gegen Amazonen zu bestehen. Ein verwegener Gedanke tauchte auf, nur fegte die Wirklichkeit ihn sehr schnell hinweg. Ein Heer von Kriegerinnen würde die Länder des Nordens, Ugalien, Tainnia, Salamos und wie sie alle hießen, vielleicht vom Joch der Caer befreien können.
    Dicht über dem Boden führte Burra einen Hieb nach seinen Beinen, den Mythor geistesgegenwärtig übersprang. Er schmetterte Alton hinterher, in der Absicht, ihr das Schwert aus der Hand zu prellen. Aber der Schwung ihres eigenen Schlages ließ die Amazone herum wirbeln. Der Gorganer konnte mit Altons Hilfe zwar die erneut heransausende Klinge abwehren, erhielt indes einen überaus schmerzhaften Stoß mit dem Ellbogen in die Seite, der ihn in die Knie zwang. Ein heftiger Fußtritt fällte ihn vollends.
    Mythor stieß das Gläserne Schwert hoch und fing einen neuerlichen Streich ab. Blutige Schleier wogten vor seinen Augen. Mit letzter Anstrengung wälzte er sich herum; hinter ihm bohrte sich Burras Stahl in den Boden.
    Der Kämpfer der Lichtwelt hatte jeglichen Zeitbegriff verloren. Seine Kräfte schwanden zusehends. Burra führte ihre Hiebe mit dem Schwung ihres Körpers.
    Soll alles aus sein, wofür du bisher gekämpft? Der Gedanke brachte Mythor wieder auf die Beine. Ein wenig hatte er gelernt und griff nicht mehr mit ungestümer Wucht an.
    Abermals lief er ins Leere, weil Burra ihm auswich. Im nächsten Moment prallte ihre Klinge gegen Altons Parierstange, und Mythor fühlte einen dumpfen Schmerz durch seine Hand zucken. Seine Finger wurden taub.
    Aus schreckgeweiteten Augen sah er, wie Burra zum tödlichen Hieb ausholte.
     
    *
     
    »Halt!« donnerte die Stimme einer Frau. »Halte ein, oder mein Pfeil durchbohrt dich.«
    Es war Nukima.
    Kurz hatte es den Anschein, als wolle Burra sich auf ihre Widersacherin stürzen, doch dann ließ sie die erhobene Rechte sinken.
    Hinter Nukima betraten die Hexe Vina und ein Dutzend Amazonen, deren Zeichen der Krebsmond war, den Raum. Ihnen auf dem Fuß und alle möglichen Verwünschungen ausstoßend, folgte Sosona.
    »Ihr wagt es, hier einzudringen!« fauchte Burra. »Dafür werdet ihr büßen.«
    Vina zeigte sich von der Drohung ungerührt.
    »Diesmal bist du zu weit gegangen«, sagte sie. »Wir verlangen, daß du Honga und den Beuteldrachen sofort freigibst.«
    »Und wenn nicht…?«
    »So werden die Waffen sprechen.«
    »Ha«, machte Burra lautstark. »Ihr wagt es, mir Befehle zu erteilen, mir, Burra von Anakrom, der Herrin über Korum. Nun denn…«
    »Laß Vernunft
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