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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum
Autoren: Hubert Haensel
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haben Diener der Amazonen diese Kolonie im Untergrund ins Leben gerufen. Dort seid ihr absolut sicher.«
    Nach wie vor ruhte Mythors Hand am Schwertknauf. Gerreks Blick drückte Mißtrauen aus. Dennoch folgten beide dem Mann, der sie durch die Morgendämmerung führte.
     
    7.
     
    Innerhalb weniger Tage blühte der Beuteldrache förmlich auf. In den Katakomben unter den Mauern Korums fand er Gleichgesinnte, die wie er von einer unstillbaren Sehnsucht erfüllt waren. Auch sie träumten von einem Land, in dem sie frei sein und nach ihrem Willen leben konnten. Nur nannten sie es das Land der Wilden Männer.
    Je länger Gerrek in Mythors Nähe weilte, desto größer wurde in ihm der Wunsch, einmal in seinem Leben Gorgan zu schauen.
    Sie lebten nicht schlecht, hatten aber auch nicht üppig zu essen. Gelegentlich erschien einer von Burras Männern, Sabin, Angam, Forgin oder Manor und berichtete vom Geschehen im Palast. Burra war wütend und ließ ihren Unmut an ihnen aus, was aufgeplatzte Lippen, blutige Augenbrauen und Blutergüsse deutlich bewiesen.
    »Dennoch wird sie bald aufgeben«, sagte Angam. »Sie glaubt, daß eine Hexe euch geholfen hat, die Stadt zu verlassen.«
    Eines Nachts – das erste Zehnt des Nebels mochte mittlerweile vergangen sein – kam Forgin. Er schien aufgeregt.
    »Mir bleibt nicht viel Zeit«, verkündete er. »Wenn Burra aufwacht und ich nicht zurück bin, wird sie wissen wollen, wo ich war. Und sie hat Mittel, die Wahrheit herauszufinden.«
    »Was ist geschehen?« fragte Mythor.
    »Zum Morgen hin legt ein Schiff ab, das Waffen brachte, ein großer Dreimaster, der einzige, der zur Zeit im Hafen liegt. Es gibt einen Weg, um ungesehen an Bord zu gelangen.«
    »Führe uns!« rief Gerrek erfreut aus.
    Aber Mythor winkte ab. »Und Nukima und die Hexe Vina?« wollte er wissen.
    »Nukima würde sich nie für euch so einsetzen, wie du es vielleicht erhoffst, Honga«, sagte Forgin. »Sie ist eine Amazone.«
    »Und Vina steckt mich bloß wieder in ihren Zugvogel « , schimpfte Gerrek. »Du weißt, wie sehr ich das Fliegen verabscheue. Weshalb also fliehen wir nicht endlich?«
    »Ich bringe euch ungesehen zum Hafen«, nickte Forgin.
    Zu dieser Stunde weilten etwa zwei Dutzend Männer in den Katakomben. Der Abschied von ihnen war kurz, aber herzlich. Doch als Forgin eben einen der schräg aufwärts führenden Stollen betreten wollte, erhob sich lautes Geschrei.
    Er wandte sich um. Im spärlichen Schein einiger weniger Fackeln erkannte er, daß von der anderen Seite her Amazonen in die Höhle eindrangen.
    »Nun gilt es!« rief er Honga und dem Mandaler zu, ohne sich Gedanken darüber zu machen, weshalb nach langen Großnebeln ausgerechnet jetzt Kriegerinnen den Unterschlupf des Männerbundes aufspürten. Verrat schloß er von vornherein aus.
    Weit kamen sie aber nicht, weil auch vor ihnen Amazonen heranstürmten. Die grimmigen Eisenmasken, die sie trugen, verliehen ihnen einen Hauch von Unbesiegbarkeit.
    »Zurück!« Forgin warf sich herum und stürmte an Mythor und Gerrek vorbei, die für die Dauer eines Herzschlags zögerten, ehe sie ihm folgten.
    Es gab keinen Ausweg.
    Von allen Seiten kamen die Kriegerinnen. Keiner der Männer stellte sich ihnen zum Kampf, weil es ohnehin sinnlos war, gegen ihre blitzenden Klingen anzurennen.
    Nicht so Mythor und Gerrek.
    Im Nu waren die beiden, die sich wacker schlugen, eingekreist. Gerrek lähmte zwei Amazonen, die ihm zu nahe kamen, mit dem »kalten Griff«, dann aber war er gezwungen, sein Kurzschwert mit beiden Händen zu führen, um sich Luft zu verschaffen. Mythor erging es nicht besser.
    Zum Glück schienen die Kriegerinnen Befehl zu haben, die beiden lebend und unverletzt in ihre Gewalt zu bringen. Sie begnügten sich damit, ihre Gegner vor sich her zu treiben.
    Rücken an Rücken kämpften Mythor und der Beuteldrache, als unverhofft ein großes, engmaschiges Netz auf sie herabfiel. Es schien zu leben, denn eng schmiegte es sich an ihre Körper.
    Mythor war zu keiner Bewegung mehr fähig. Er hörte Gerreks Fluchen, vernahm dessen zischenden Atem, als er Feuer spie, und gleich darauf einen wütenden Schmerzensschrei.
    »Das Zeug ist bestialisch«, kreischte der Mandaler. »Es wirft die Flammen zurück. Ich glaube, ich habe mir das Maul verbrannt.«
    Starke Hände entwanden Mythor das Gläserne Schwert, zerrten ihn unter dem Netz hervor und stießen ihn vorwärts. Er sah, daß mit Gerrek das gleiche geschah. Die wüsten Beschimpfungen, die der Beuteldrache von
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