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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem
Autoren: Daria Charon
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beeindruckt um. „Wenn das der Rahmen für ein kleines Tête-à-Tête ist, dann will ich gar nicht wissen …“
Sie brach ab, denn eine Tür öffnete sich und ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann trat ein. Seine Kieferlinie wurde von einem dünnen Sarazenenbart betont, der seinen Mund umrahmte. Er mochte Mitte Dreißig sein und Serena erinnerte sich vage daran, ihn auf Bällen und Gesellschaften aus der Entfernung gesehen zu haben.
Unwillkürlich hielt Serena den Atem an, denn die Luft im Raum schien plötzlich zu vibrieren. Karim Pascha blieb mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihnen stehen. Arroganz und Macht umgab ihn wie ein glitzerndes Gespinst. Der Kaftan, den er trug, war bis zum Nabel geschlitzt und ließ viel von seiner samtigen Haut sehen. An seinen Fingern funkelten zahlreiche, mit bunten Edelsteinen besetzte Ringe. Während Kate in einen Hofknicks versank, hob Serena den Blick zu seinem Gesicht. Dunkle Augen glitten gleichgültig über sie hinweg, um auf Kates gesenktem Kopf zu verharren.
Da Serena eine derartige Missachtung nicht gewohnt war, trat sie einen Schritt vor und streckte ihren Arm in der exakten Höhe aus, die klar machte, dass sie einen Handkuss erwartete. Der Mann bewegte sich seit geraumer Zeit in der britischen Gesellschaft, er musste also die Grundregeln kennen.
Einen Moment lang schwebte ihr Arm in der Luft, dann wandte sich der Pascha ihr zu und beugte sich nach westlicher Sitte über ihre Hand.
„ Lady Dexter, welche Überraschung.“
Aus den Augenwinkeln sah Serena, dass Kates Kopf hochruckte. So viel dazu, dass der Mann kein Englisch sprach. Er sprach es nicht nur, er kannte sogar ihren Namen. Sie entschied sich zu einem nonchalanten Lächeln, während der Pascha ohne den Blick von ihr zu wenden, sagte: „Leila, du darfst dich erheben.“
„ Sie heißt Kate, nicht Leila“, berichtigte Serena kühl. „Ich habe übrigens von Ihrem verachtenswerten Handel erfahren, Mr. al-Zafar.“
„ Für mich ist und bleibt sie Leila. Englische Namen kommen mir so schwer von den Lippen.“
Bemerkenswert sinnliche Lippen, dachte Serena. Der ganze Mann verfügte über eine geradezu magische Anziehungskraft, die so stark war, dass es Serena schwer fiel, sich auf den Grund ihrer Anwesenheit zu konzentrieren. Er hielt noch immer ihre Hand und machte keine Anstalten, sie loszulassen. Da sie keine Handschuhe trug, spürte sie die Wärme und die Kraft, die sich hinter dem sanften Druck seiner Finger verbarg. Ein Schauer lief über ihre Haut und brachte die feinen Härchen dazu, sich aufzurichten. Entgegen aller Anstandsregeln zog sie ihre Hand nicht weg.
„ Was kann ich für Sie tun, Lady Dexter? Leila und ich haben ein Arrangement getroffen, wie Sie ganz richtig bemerkten, und ich gedenke, es mit einem fürstlichen Dinner zu feiern.“ Er öffnete seine Hand, aber Serena zog ihre noch immer nicht weg. „Oder haben Sie einen anderen Vorschlag?“ Die Stimme des Paschas klang so tief und rauchig, als käme sie direkt aus der Hölle. Einer Hölle mit Wänden aus purpurnem Samt. Der leichte Akzent vertiefte die verborgene Botschaft seiner Worte.
Serena zögerte. Hitze durchflutete ihren Körper und machte ihn schwer, im Gegensatz zu ihrem Kopf, der sich wie leer gefegt anfühlte. Bis auf einen einzelnen, verrückten, atemberaubenden Gedanken. Sie reckte das Kinn. „Den habe ich, Mr. al-Zafar. Kate erzählte mir, Sie wollen eine Frau, die – wie war das noch – freiwillig und freudig zu Ihnen kommt. Ist das richtig?“
Der Pascha neigte leicht den Kopf.
„ Sie wissen bestimmt, dass Kate und Justin Grenville in eine leidenschaftliche Affäre verstrickt sind. Demnach wird sie weder freiwillig noch freudig an Ihre Seite eilen. Sie wird es tun, weil sie Ihnen ihr Wort gegeben hat und weil sie alles tun würde, um Justin Grenvilles Leben zu retten.“
Der Pascha verschränkte die Arme vor der Brust. „Was erwarten Sie von mir, Lady Dexter? Dass ich Leila gehen lasse und einmal mehr …“ Er warf Kate einen Blick zu, den Serena nicht zu deuten wusste. „… meine Großherzigkeit beweise?“
Serena sah den Pascha unverwandt und ohne mit der Wimper zu zucken an. „Ja, das erwarte ich. Denn ein Mann von Ihrem Format hat es nicht nötig, eine Frau gegen ihren Willen gefügig zu machen.“
Der Pascha hob die dunklen Brauen. „Leila hat vor Ihnen offensichtlich keine Geheimnisse.“
„ Nein. Sonst wäre ich nicht hier und würde Ihnen einen Handel vorschlagen.“ Serena kämpfte die letzte
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