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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem
Autoren: Daria Charon
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…“, flüsterte er heiser.
Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Karim Pascha war der Grund, warum ich aus dem Harem geflohen bin. Nach seiner Machtübernahme wäre ich ihm hilflos ausgeliefert gewesen, und er hätte sich aller ihm zu Gebote stehender Mittel bedient, mich gefügig zu machen.“ Sie hielt Justins Blick stand und enthüllte dann das letzte, das düsterste Geheimnis. „Das hatte er schon einmal getan. Und er würde es wieder tun. Es gab nicht viele Frauen, die sich ihm widersetzten, vermutlich machte das meinen Reiz für ihn aus.“
Tränen brannten in ihren Augen, und sie verschränkte die Finger so fest ineinander, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Als ich ihn um das Dokument bat, hat er seine Chance genutzt, mich wieder in seine Gewalt zu bekommen. Auch wenn er der Ansicht war, dass ich freiwillig mit ihm gehen müsste.“
Der Brief fiel zu Boden. „Warum hast du nichts gesagt, Kate? Mein Gott, ich wäre zu ihm gegangen und hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den Pascha zu überzeugen, dich gehen zu lassen.“
Es waren keine leeren Worte, Kate konnte die Entschlossenheit dahinter spüren und zweifelte nicht daran, dass er es tatsächlich getan hätte. „Es wäre nutzlos gewesen. Der Pascha ist in seiner Welt allmächtig und seine Entscheidungen sind unantastbar. Zu ihm zu gehen, bedeutete für mich, mich wieder in seine Welt einzufügen.“ Sie trat so nahe zu Justin, dass der Saum ihres Kleides auf seine Schuhspitzen fiel. „Aber alles ist anders gekommen. Serena hat mich gerettet, im letzten Augenblick. Sie wird an meiner Stelle mit dem Pascha gehen. Freiwillig und gerne.“ Sie hob die Hände und legte sie zaghaft auf Justins Brust. Die Hoffnung, dass er verstand, war alles, was sie noch hatte. „Sie hat nicht nur mich gerettet, sondern macht es auch möglich, dass wir zusammenbleiben können, Justin. Wenn du mich noch willst.“
„Ob ich dich noch will?“ Seine Stimme klang angespannt. „Ich saß hier mit diesem Brief, der mein Leben in einem Ausmaß zerstört hat wie es Edward und sein perfider Plan niemals vermocht hätten. Und du kannst noch fragen …“
Seine Verbitterung war unüberhörbar, deshalb unterbrach sie ihn hastig, um ihren Standpunkt klar zu machen. „Ich wollte dir helfen, nichts anderes. Du hast einmal gesagt, du willst mein Glück, auch wenn es dein Unglück ist. So ging es mir auch. Ich liebe dich, Justin, niemals wird jemand deinen Platz in meinem Herzen einnehmen können. Niemals. Egal, was auch geschieht.“ Sie hätte gerne den Kopf an seine Schulter gelegt und die Geborgenheit seiner Arme gespürt. Aber er machte keine Anstalten, ihr in dieser Hinsicht entgegen zu kommen. Und sie fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie hatte ihm ihre Liebe gestanden, in Worten und in Taten. Ungeschickt vielleicht. Vielleicht … auch zu spät.
Justins Gesicht ließ keine Rückschlüsse auf seine Gedanken zu. In seinen Augen hatte sie ihn wieder einmal belogen und hintergangen. Wenngleich aus ehrbaren Motiven. Aber Tatsache blieb, dass sie ihn nicht ins Vertrauen gezogen hatte, als es darum ging, ein schwerwiegendes Problem zu lösen, das ihre beiden Leben betraf.
Sie kämpfte darum, nicht zu weinen, während sie spürte, wie ihre Kraft sie verließ. Sie hatte gedacht, dass das Schlimmste, was ihr passieren konnte, ein Leben in Karim Paschas Harem war. Aber jetzt musste sie erkennen, dass ein Leben hier, in ummittelbarer Nähe von Justin, ohne ihn und ohne seine Liebe, der ewigen Verdammnis sehr nahe kam. Warum hatte sie auch so lange gebraucht, um zu verstehen, dass eine Ehe mit Justin keine Gefangenschaft war, sondern die einzige Freiheit bedeutete, auf die es wirklich ankam?
Mit gesenktem Kopf wartete sie darauf, dass Justin zu sprechen beginnen würde. Seine Verstimmung war noch immer greifbar, und sie konnte überhaupt nicht einschätzen, wie er auf all ihre Enthüllungen reagieren würde. Ob er über all das zerbrochene Glas zwischen ihnen hinwegsehen konnte. Ob er sie noch immer liebte. Oder ob sie ihn einmal zu viel belogen hatte.
Als er das Schweigen endlich beendete, besaß seine Stimme größere Ähnlichkeit mit einem wütenden Knurren als mit zartem Süßholzraspeln. „Also wirst du aufhören, mich davon überzeugen zu wollen, dass ich mir eine Frau suchen muss, die besser zu mir passt? Oder dass ich meine Erfahrungen in Bordellen und anderen Etablissements zu vertiefen habe? Und mich endlich doch heiraten?“
Die
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