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Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)

Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)

Titel: Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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nicht gehört hätte, die Magie, die jeden Wolf mit seinem Gefährten verband, hätte ihr verraten, dass Charles zu Hause war. Das jedoch war alles, was ihre Verbindung ihr verriet– seine Seite des Bandes war so undurchlässig, wie er sie nur abschirmen konnte, und das sagte einiges mehr über seinen seelischen Zustand aus, als er wahrscheinlich preisgeben wollte.
    An der Art, wie er nichts zu Anna durchdringen ließ, konnte sie ablesen, dass es wieder eine schlimme Reise gewesen war, auf der er zu viele Leute tot zurückgelassen hatte. Vermutlich Leute, die er nicht hatte töten wollen.
    In letzter Zeit war jede Reise schlimm gewesen.
    Zuerst hatte sie helfen können, aber dann hatten sich die Regeln verändert. Nachdem die Werwölfe dem Rest der Welt ihre Existenz offenbart hatten, bedeutete die neue öffentliche Aufmerksamkeit, dass es nur unter außergewöhnlichen Umständen eine zweite Chance für die Wölfe gab, die sich nicht an die von Bran aufgestellten Gesetze hielten. Anna hatte Charles weiterhin auf seinen Reisen begleitet, weil sie ihn nicht allein leiden lassen wollte. Aber als sie Albträume bekam, in denen sie immer wieder den Mann sah, der in schweigendem Flehen vor ihr auf die Knie gefallen war, ließ ihr Gefährte nicht mehr zu, dass sie mitkam.
    Sie war eigensinnig und betrachtete sich selbst gern als tough. Sie hätte ihn umstimmen oder ihm einfach heimlich folgen können. Aber Anna hatte sich nicht gegen Charles’ Beschluss aufgelehnt, weil sie erkannt hatte, dass sie ihm seinen Job nur erschwerte. Er hielt sich für ein Monster und konnte nicht glauben, dass sie die Tode bezeugen wollte, deren Bote er war.
    Also ging Charles allein jagen– wie er es schon seit hundert Jahren oder länger tat, wie sein Vater betont hatte. Seine Jagd endete immer erfolgreich– und symbolisierte gleichzeitig auch ein Scheitern. Er war dominant; er wurde von dem tiefsitzenden Drang getrieben, die Schwachen zu beschützen. Paradoxerweise beinhaltete das auch die Wölfe, die er töten sollte. Wenn die hinzurichtenden Wölfe starben, starb ein Teil von Charles mit ihnen.
    Bevor Bran sie in die Öffentlichkeit geführt hatte, hatten die jungen Wölfe– diejenigen, die seit weniger als zehn Jahren verwandelt waren– mehrere Chancen bekommen, wenn ihre Vergehen auf einem Kontrollverlust beruhten. Bei anderen wurden mildernde Umstände in Betracht gezogen, die ihre Strafe herabsetzten. Aber jetzt wusste die Öffentlichkeit von ihnen, und niemand durfte erfahren, wie gefährlich die Werwölfe wirklich waren.
    Die Aufgabe, normale Gerechtigkeit zu üben, oblag dem Alpha des Rudels. Früher hatte Charles nur ein paarmal im Jahr losziehen müssen, um sich um die Probleme zu kümmern, die über das Normalmaß hinausgingen. Viele der Alphas waren unzufrieden mit den neuen, harten Gesetzen, und so musste sich Bran, und damit Charles, immer mehr um die Vollstreckung der Regeln kümmern. Inzwischen reiste Charles ungefähr zwei- oder dreimal im Monat durchs Land, und das belastete ihn.
    Anna konnte fühlen, dass Charles inzwischen im Haus stand, also legte sie ein wenig mehr Leidenschaft in ihre Musik und rief ihn mit dem süßen Klang des Cellos, das sein erstes Weihnachtsgeschenk an sie gewesen war.
    Wenn sie nach oben ginge, würde er sie ernst begrüßen, um ihr dann zu sagen, dass er mit seinem Vater reden müsste, und das Haus wieder verlassen. Er käme ungefähr einen Tag später zurück, nachdem er in den Bergen als Wolf herumgelaufen war. Aber eigentlich kehrte Charles nie mehr ganz zu ihr zurück.
    Es war einen Monat her, dass er sie zum letzten Mal berührt hatte. Sechs Wochen und vier Tage, seit er sie zum letzten Mal geliebt hatte, das letzte Mal vor der letzten Reise, auf die er sie mitgenommen hatte. Das hätte sie auch Bran erzählt, wenn er nicht diesen » Werde erwachsen, kleines Mädchen«-Kommentar von sich gegeben hätte. Wahrscheinlich hätte sie es Bran trotzdem sagen sollen, aber sie hatte aufgegeben, ihn zur Einsicht bringen zu wollen.
    Stattdessen hatte sie sich entschlossen, etwas anderes zu versuchen.
    Sie befand sich im Musikzimmer, das Charles ihr im Keller eingerichtet hatte, während er im Erdgeschoss blieb. Statt mit Worten zu ihm durchdringen zu wollen, ließ sie ihr Cello für sich sprechen. Voll und warm glitten die Töne aus ihrem Bogen und schwebten die Treppe hinauf. Nach einem Moment hörte sie, wie die Stufen unter seinem Gewicht knarrten. Sie atmete erleichtert auf. Musik war etwas,
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