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Fluch des Magiers

Fluch des Magiers

Titel: Fluch des Magiers
Autoren: Sandra Melli
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sie ihre Gedanken auf Khaton. Für das, was sie nun für ihn getan hatte, war der weiße Evari ihr eine hübsche Belohnung schuldig. Kurz erinnerte sie sich, dass sie in ihren Satteltaschen mittlerweile genügend Gold und Juwelen mitführte, um sich eine größere Baronie oder gar eine Grafschaft kaufen zu können. Aber warum sollte sie umsonst für den Evari arbeiten? Das sah sie nicht ein.
    Die Einmündung des Bärenflusses kam in Sicht und damit auch die Stelle, an der sie den Toisserech verlassen würden. Den Matrosen war nicht gerade wohl dabei, dass sie in den Fluss hineinsteuern mussten, und sie starrten furchterfüllt auf das südliche Ufer. Nur Laisa blickte nach Norden auf den grün leuchtenden Wald, der, wie sie mittlerweile wusste, in früheren Zeiten ein Stützpunkt der Eirun gewesen war, und schnaufte im nächsten Augenblick überrascht.
    Ein Mann stand am Ufer und winkte ihnen, zu ihm zu kommen. Obwohl er das schlichte Gewand eines Heilers trug, erkannte Laisa Khaton, und ihr fielen einige Felsbrocken vom Herzen.
    »Kapitän, leg am Nordufer an«, rief sie dem Schiffer zu. Dieser starrte sie verwundert an, gehorchte aber.
    Kurz darauf betrat Khaton das kleine Schiff und sah Laisa prüfend an. »Du siehst aus, als hättest du in letzter Zeit so einiges erlebt!«
    »Das kannst du laut sagen, großer Magier«, antwortete Laisa bissig.
    Khaton fasste sie bei der Schulter. »Wie steht es drüben? Es heißt, T’wool habe das Königreich Vanaraan besetzt und seine Macht bis an den Strom ausgedehnt. Plant König Arendhar, nach Westen zu kommen und sich für den Angriff der Grünen auf den roten Süden zu rächen?«
    Die Frage kam so unerwartet, dass Laisa zunächst nicht wusste, wie sie darauf antworten sollte. Dann aber schüttelte sie den Kopf. »Natürlich will er das nicht! Arendhar wollte mit diesem Schritt nur verhindern, dass sich das Freistadt-Unwesen am Strom weiter ausbreitet. Er hat genug Sorgen auf seiner eigenen Seite, um an einen Krieg gegen den Westen denken zu können.«
    »Stimmt das auch?«
    Laisa hatte Khaton noch nie so nervös gesehen. »Was ist denn los?«
    »Die Nachricht vom Einmarsch T’wools in Vanaraan hat sich in Windeseile in den Dämmerlanden verbreitet, und die Menschen hier am goldenen Ufer glauben, er hätte es getan, um die hiesigen Reiche angreifen zu können. Es erleichtert mich, dass dies nicht der Fall ist. Aber das sollten wir nicht verbreiten.«
    Khaton zwinkerte Laisa verschwörerisch zu, bevor er weitersprach. »Jetzt, da die Menschen Angst haben, bin ich wieder der hohe Herr Khaton und der großmächtige Evari, und man bittet mich um Schutz und Rat. Sobald die Herrscher im Westen jedoch merken, dass ihnen keine Gefahr droht, werden sie mich wieder einen Popanz und Versager nennen.«
    »Es droht Gefahr, aber anders, als diese Herrschaften glauben«, sagte Laisa und berichtete Khaton, was an der Fährstation passiert war.
    Der Evari hörte ihr zu, ohne sie auch nur einmal zu unterbrechen, und als sie endete, strich er nachdenklich über seinen Bart. »Der Verrat reicht also noch tiefer, als ich es befürchtet habe. Wir werden ein Auge auf Tenelian halten müssen. Vorher aber will ich deine Gefangenen verhören. Das soll jedoch nicht hier, sondern in meinem Turm geschehen. Ich werde zusehen, dass wir rasch dorthin kommen!« Khaton machte ein paar Gesten mit der Hand und murmelte mehrere Zauberformeln.
    Sofort sah Laisa, wie sich die Geschwindigkeit des Schiffes mehr als verfünffachte und es förmlich über das Wasser schoss.
    »Bei Gamindhon werden wir diesen Kahn verlassen und uns in meinen Turm versetzen. Bis dorthin reicht es, wenn wir für Verfolger zu schnell und vor allem unsichtbar sind«, erklärte Khaton ihr.
    »Ich will dabei sein, wenn du diese Kerle verhörst«, forderte Laisa und brachte den Evari damit zum Lachen.
    »Natürlich wirst du dabei sein! Ich glaube, dass dein Anblick sie mehr erschrecken dürfte als der meine. Doch jetzt erzähle mir, was drüben geschehen ist. Konntest du die Prinzessin aus Urdil unbeschadet nach T’wool bringen?«
    ☀ ☀ ☀
    Erulim stand auf dem höchsten Turm von Tenelian rah und starrte mit zusammengekniffenen Augen nach Norden. Der Bärenfluss war zwar mehr als einen Tagesmarsch entfernt, doch die Artefakte, die er in Ufernähe hatte anbringen lassen, ließen ihn die ganze Breite des Flusses so deutlich erkennen, als würde er selbst dort stehen. Doch das, was er suchte, entdeckte er nicht. Das Schiff, mit dem diese
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