Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
jungen Frau im Haus nicht hätten zu erschrecken brauchen. Im Augenblick schienen sie in Vergessenheit geraten, und sie kam sich jetzt selbst wie ein richtiger Farmer vor.
    Aber bestimmt war irgend etwas mit dem Ofen nicht in Ordnung. Er briet und kochte, aber er wollte nicht backen. Das war schlecht, denn ihr Brot, das zusammen mit den Lebensmitteln und der Post dreimal in der Woche vom Milchwagen angeliefert werden sollte, konnte sich leicht verirren. Sam, der reizende Maori-Fahrer, hatte ein Herz wie Gold, so daß jeder Bericht von Not oder von einer Versammlung, bei der das Brot ausging, bei ihm unweigerlich ein positives Echo fand. Dann bekamen sie die Hälfte ihrer Brotbestellung und manchmal gar nichts.
    »Brot«, sagte Lee und betrachtete traurig die weißen Steine, »ist eine gewichtige Notwendigkeit.«
    »Die paar Klumpen wiegen schwer genug«, stimmte er ihr verdrießlich zu, »fragt sich nur, wo. Es liegt bestimmt am Abzug. Da fällt mir gerade ein, ich habe Parsons immer nur braten oder kochen gesehen. Er hat den Ofen nicht benutzt, da wette ich, daß er den Abzug nie geputzt hat. Laß uns mal nachsehen. Ja, völlig verstopft. Laß das Feuer ausgehen, und dann werden wir uns damit befassen, wenn ich wiederkomme. Ich muß rausgehen und nach der Kuh sehen.«
    Bei diesen Worten sah Lee ihn hochmütig an und bemerkte, daß sie sehr wohl in der Lage sei, einen Abzug zu reinigen, und daß das Frauensache sei. »Gib mir also eine Bürste und zeig mir, was ein Abzug ist, und wo er sich befindet, und dann werde ich die Angelegenheit im Handumdrehen erledigen.«
    Draufhin äußerte Andrew Bedenken. »Du hast noch nie etwas mit einem Ofen zu tun gehabt, und es ist eine schmutzige Arbeit. Du wirst eine schreckliche Laune haben, wenn ich zurückkomme.«
    »Werde ich nicht. Ich hasse Frauen, die wegen materieller Dinge ihre gute Laune verlieren.«
    Bei dieser selbstbewußten Aussage lachte er und sagte, er werde vorsichtshalber klopfen, bevor er hereinzukommen wage, so daß Lee eine halbe Stunde später, als sie ein leises Klopfen an der Hintertür hörte, es nicht beachtete, weil sie etwas gereizt dachte, daß es doch nur Andrew sei, der sich einen Scherz erlaubte. Sie empfand inzwischen weniger Begeisterung für die perfekte Hausfrau, denn sie hatte herausgefunden, wie weit Ruß sich verbreiten kann. Ihr Gesicht, ihre Hände, das Tuch, das sie sich um den Kopf gebunden hatte, und der Herd, alles war äußerst schmutzig, und ihre Laune war auch nicht mehr so gut wie zuvor.
    Wieder klopfte es, diesmal etwas bestimmter, und Lee entschloß sich, Rache zu üben. Sie riß schnell die Türe auf, sagte: »Da, du Idiot! Wie gefällt dir das?« und warf die Bürste ins Gesicht eines völlig fremden Menschen, der schüchtern auf der Schwelle stand. Der Mann fuhr schnell zurück, wich der Bürste fast aus, stolperte jedoch auf der Stufe, gewann sein Gleichgewicht unter Schwierigkeiten wieder und ging aus der Begegnung mit einem schwarzen Streifen auf seiner hohen intelligenten Stirn hervor.
    »Lieber Himmel«, keuchte er. »Wenn Sie mich schon fragen, das gefällt mir gar nicht.«
    Lee war entsetzt, als sie merkte, daß sie das Gesicht ihres allerersten Besuchers geschwärzt hatte. Und sie sah so gar nicht aus wie eine junge Frau, sondern ausgesprochen häßlich, in einer großen Sackschürze, die bis auf den Boden ging und Alf Parsons gehört hatte. Und nicht nur häßlich, sondern auch schmutzig. Verzagt sagte sie: »Es tut mir schrecklich leid. Ich dachte, es wäre mein Mann.«
    Zu ihrer großen Erleichterung lachte der Fremde. »Und Sie begrüßen Ihren Mann immer so?«
    Er hatte eine kultivierte Stimme, und jetzt bemerkte Lee zum ersten Mal seinen Kragen. »O je, Sie sind ein Pfarrer. Wie schrecklich. Deshalb sagten Sie >lieber Himmel< statt >zum Teufel<« Aber dann konnte sie trotz aller Anstrengung eine ungebührliche Fröhlichkeit nicht mehr zurückhalten.
    Zum Glück schien der Pfarrer viel Sinn für Humor zu haben, denn er lachte ganz spontan mit. Als beide ihre Fassung wiedergewonnen hatten, sagte Lee: »Kommen Sie herein, ich bin nicht völlig verrückt. Ich habe nur noch nie einen Ofen von innen gesehen, und Andrew sagte, ich würde dabei so eine Wut bekommen, daß er wohl besser klopfe, bevor er sich hereinwage. Deshalb dachte ich, er wäre es und würde sich einen Scherz erlauben. Die Küche sieht ziemlich übel aus, weil der Ruß herumfliegt. Vielleicht waschen Sie sich inzwischen das Gesicht, während ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher