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Flitterwochen zu dritt

Flitterwochen zu dritt

Titel: Flitterwochen zu dritt
Autoren: Catherine Spencer
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Michaels Krankheit und der traurigen Umstände der Geburt so in die Vaterrolle gestürzt hatte. Aber genau das hatte bei ihr das Gefühl verstärkt, außen vor zu sein, eher eine Nebenrolle zu spielen, als wirklich ein unersetzlicher Teil der Familie zu sein.
    Nun, da Ben weg war, fühlte Julia sich zum ersten Mal wie eine wirkliche Mutter, und sie genoss jede Minute. Was konnte rührender sein, als den warmen Atem eines schlafenden Babys am Hals zu spüren? Was brachte das Herz einer Frau so zum Überfließen wie das strahlende, zahnlose Lächeln eines Babys, das sie ansah?
    Die Tage vergingen, voller Sonnenschein und Mußestunden im Garten. Die Nächte waren ruhig und friedlich. Julia hatte keine Angst allein in dem großen Haus, denn Clifford übernahm die Rolle des Beschützers, seit Ben weg war. Er schlief manchmal zusammengerollt am Fußende des Bettes, manchmal neben der Wiege im Kinderzimmer.
    “Nun, mein liebes Mädchen”, sagte ihre Großmutter bei einem ihrer vielen Besuche, “ich bin stolz auf dich und Ben! Ihr habt etwas geschafft, Was wenige andere Paare können, und schau nur, wie es sich bezahlt macht. Michael blüht richtig auf, und man kann sehen, dass du der Mittelpunkt seines kleinen Lebens bist. Er beobachtet jede deiner Bewegungen.”
    “Ich habe nie gewusst, dass ich so lieben kann”, sagte Julia, und plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. “Ich vergöttere ihn, Amma, und ich weiß nicht einmal, warum ich nun weine. Ich bin glücklicher, als ich es je für möglich gehalten hätte.”
    In der Tat hatte sie in den letzten Tagen viel geweint. Alles und nichts konnte sie zu Tränen rühren: der Sonnenuntergang, eine vollkommene Rose, der Anblick von Michael, der mit geballten Fäustchen schlief, Clifford, der mit einem Stoffspielzeug im Maul die Treppen hinunterlief, das Hochzeitsfoto von Ben und ihr, das auf der Kommode im Schlafzimmer stand - einfach alles.
    Diese Rührseligkeit war der Erste einer Reihe von Hinweisen, die sie vermuten ließen, dass Michael sein Zimmer wohl bald mit einer Schwester oder einem Bruder würde teilen müssen. Sie machte einen Schwangerschaftstest, und der beseitigte jeden Zweifel.
    Dass sie die Pille ein paar Mal vergessen hatte, hatte ausgereicht, um ein neues Leben entstehen zu lassen.

10. KAPITEL
    Ben wollte am Sonntag zurückkommen, und so beschloss Julia, mit der Neuigkeit bis Sonntag zu warten. Sie war sich nicht sicher, wie er die Nachricht aufnehmen würde, und sie war ein wenig nervös. Sie hatte immer gesagt, dass sie sofort nach der Hochzeit ein Baby haben wolle, und er hatte einige Zeit gebraucht, um sie davon abzubringen. Würde er nun denken, dass sie die Pille absichtlich nicht genommen hatte, um ihre Wünsche durchzusetzen? Oder, schlimmer noch, dass sie es ihm heimzahlen wollte, weil er ihr keine andere Wahl gelassen hatte, als Michael zu akzeptieren?
    Auch wenn zwei Menschen sich sehr liebten, war die Ehe keine Garantie für unendliches Glück. Sie war nur so stark wie die Verbindlichkeit und das Vertrauen, das beide Partner zu geben bereit waren. Bens und ihre Ehe hatte schon auf der Kippe gestanden. Wenn nun noch ein unerwartetes Baby hinzukam, konnte sich das verhängnisvoll auswirken.
    Aber diese Befürchtungen wurden von einer viel größeren Angst verdrängt, denn am Freitagnachmittag klingelte es an der Tür, und als Julia öffnete, stand Marian Dawes vor ihr.
    “Ich musste einfach kommen”, sagte sie schnell, bevor Julia auch nur den Mund öffnen konnte. “Ich weiß, dass ich nicht das Recht dazu habe, aber ich musste ihn ein letztes Mal sehen, bevor ich unterschreibe, dass Sie ihn ganz bekommen. Bitte schicken Sie mich nicht weg.”
    Stumm hielt Julia ihr die Tür auf und winkte sie herein, zu erschrocken über Marians Aussehen, um sprechen zu können.
    Marians hübsches Gesicht wurde durch einen purpurfarbenen Bluterguss auf ihrer Wange entstellt, und sie hatte einen gehetzten Blick.
    “Danke schön”, sagte sie. “Vielen Dank, Mrs. Carreras. Ich bin Ihnen sehr dankbar.”
    Sie zittert ja! dachte Julia mitleidig und berührte Marian am Arm. “Hatten Sie einen Unfall, Marian?”
    “Nein … nein!” Instinktiv hob Marian eine Hand, um ihr Gesicht zu verstecken. “Ich bin in meine Autotür gerannt -
    ziemlich dumm von mir, stimmt’s?”
    Julia glaubte ihr keine Sekunde. “Kommen Sie in die Küche, ich gebe Ihnen etwas gegen den Bluterguss.”
    “Ich möchte Ihnen keine Umstände machen. Wenn ich nur bitte mein …
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