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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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Jahren nicht mehr. Daher verabschiedete sie sich kurz angebunden und legte auf. Anschließend beugte sie sich ruckartig über den Ausguss, weil sie spürte, wie die Übelkeit sie überkam.
    Das Klingeln eines Schlüsselbunds und das Geräusch der sich öffnenden Eingangstür ließen sie aufhorchen. Dominick rannte an ihr vorbei und kam kurz darauf mit Juanita in die Küche zurück. Die Haushälterin sah Vanessa ängstlich an.
    “Sind Sie bereit?”, fragte sie auf Spanisch.
    “Wo bist du denn so lange gewesen?”, erwiderte Vanessa in der gleichen Sprache.
    “Ich war noch bei einem Nachbarn, der sich den Motor des Wagens angesehen hat. Ich kann Sie doch nicht fortlassen, ohne sicher zu sein, dass der Wagen in Ordnung ist.”
    Vanessa war nicht wirklich glücklich über das Auto, das Carlos besorgt hatte. Sie fürchtete, der Wagen könnte gestohlen sein. Denn eigentlich hätte er viel teurer sein müssen. Aber Carlos hatte nichts davon erwähnt, und sie hatte ihn nicht danach gefragt. Wozu auch? Sie musste nehmen, was sie kriegen konnte, ihr blieb keine Wahl.
    “Warum hast du mir nichts davon gesagt? Oder angerufen?”, fragte sie.
    Juanita verzog das Gesicht und trat näher. Dabei schaute sie sich forschend um, als vermute sie irgendwo eine Kamera. “Gestern Abend war es schon zu spät, um Bescheid zu sagen. Und wir haben doch abgesprochen, dass wir so etwas nicht am Telefon besprechen.” Sie senkte die Stimme, damit Dominick, der sich jetzt wieder mit seiner Übungstafel beschäftigte, sie nicht verstand. “Gestern Abend hat er mich angerufen und gefragt, was Dominick für Fortschritte macht. Aber er hat mir auch eine Menge Fragen über Sie gestellt.”
    “Was für Fragen denn?”, flüsterte Vanessa.
    “Was Sie machen, wenn er nicht da ist. Wo Sie hingehen. Ob Sie versuchen, sich mit mir zu unterhalten.”
    “Was hast du ihm gesagt?”
    “Nichts.” Sie zog den langen Mantel aus und nahm die Sonnenbrille und das Kopftuch ab. Um diese Verkleidung hatte Vanessa sie gebeten. “Ziehen Sie das hier an und gehen Sie. Jetzt sofort. Es passt nicht zu einer alten Frau wie mir, sich mitten im Sommer so warm anzuziehen. Das Auto ist in Ordnung. Alles wird gut gehen.”
    Vanessa zögerte, als sie die Kleider entgegennahm. “Aber er ist nicht nach Mexiko geflogen, Juanita. Er ist immer noch hier, in der Stadt. Er möchte, dass du ein
menudo
zum Abendessen machst!”
    “Und … wollen Sie etwa noch warten?” Juanita beugte sich über den Tresen, um nachzuschauen, was Dominick gerade machte.
    Vanessa sah, dass er immer noch beschäftigt war. Trotzdem legte sie Juanitas Sachen auf den Tresen und zog sie ins Speisezimmer, um ganz sicher zu gehen, dass ihr Sohn nichts von dem Gespräch mitbekam. “Ich weiß nicht, was ich tun soll.”
    “Sie müssen gehen”, sagte Juanita. “Er ahnt etwas. Ich weiß das.”
    “Aber was willst du ihm denn erzählen, wenn er heute Abend nach Hause kommt?”
    “Machen Sie sich keine Sorgen. Ich sage einfach, dass ich spät dran gewesen bin und Sie schon weg waren, als ich kam.”
    Wieder sah Vanessa zu Dominick. Nun malte er nicht mehr, sondern setzte die Magnetbuchstaben zu den Wörtern zusammen, die sie ihm beigebracht hatte. Liebevoll lächelte sie ihm zu und sah dann rasch wieder zu Juanita. “Er wird dich fragen, warum du ihn nicht angerufen hast, nachdem du entdeckt hast, dass ich weg bin.”
    Juanita knabberte nachdenklich an ihrer Lippe. “Ich sage Carlos, dass er mich früher nach Hause bringen soll”, entschied sie. “So früh, dass ich nicht erwarten konnte, dass Sie schon zurück sind. Und Manuel sage ich, dass ich mich krank gefühlt habe und Dominick nicht anstecken wollte.”
    “Und wenn jemand das Haus überwacht und mich in dieser Verkleidung sieht? Dann wird er Manuel erzählen, dass du mit Dominick verschwunden bist. Wie willst du das Manuel heute Abend erklären?”
    “Beruhigen Sie sich. Wir haben doch alles besprochen. Ich bin nur die Haushälterin. Niemand kümmert sich darum, ob ich komme oder gehe. Wenn jemand behauptet, ich sei mit Dominick fortgegangen, dann sage ich
loco
, ihr seid ja verrückt. Mein Sohn hat mich morgens hergebracht, und Carlos hat mich zurückgebracht, als ich krank wurde. Und dazwischen habe ich nichts anderes getan als sonst. Das ist doch ganz einfach. Abgesehen davon glaubt Manuel doch, dass wir uns überhaupt nicht miteinander verständigen können.”
    “
Sí.”
Nur mit Mühe brachte Vanessa ihr heftiges Atmen unter
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