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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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wir Kriege gegeneinander geführt haben«, sagte der Patrizier. »Nein, ich glaube, aus dieser Richtung dürfen wir nicht auf Unterstützung hoffen. Was um so bedauerlicher ist, da wir keine eigenen Streitkräfte haben. Nun, ich bin kein Fachmann fürs Militärische, aber ich glaube, man braucht eine Art Heer, um einen Krieg zu führen, nicht wahr?«
    Er sah sich am Tisch um.
    »Tatsache ist, daß man in Ankh-Morpork immer strikt gegen ein stehendes Heer war«, fügte er hinzu.
    »Wir alle wissen, warum die Leute einem Heer mißtrauen«, sagte Lord Witwenmacher. »Viele Bewaffnete, die herumstehen und nichts zu tun haben… Sie könnten auf dumme Gedanken kommen…«
    Mumm beobachtete, wie sich Köpfe drehten und Blicke auf ihn richteten.
    »Meine Güte«, sagte er munter. »Ist das vielleicht ein Hinweis auf ›Altes Steingesicht‹ Mumm, der die Stadtmiliz bei der Revolte gegen einen tyrannischen Monarchen anführte, um der Stadt etwas mehr Freiheit und Gerechtigkeit zu bringen? O ja, ich glaube schon! Und war er damals Kommandeur der Wache? Lieber Himmel, ja, das war er tatsächlich! Wurde er gehängt, zerstückelt und an fünf verschiedenen Stellen beerdigt? Und gilt er als ferner Vorfahr des jetzigen Kommandeurs? Meine Güte, so viele Zufälle auf einmal…« Die übertriebene Fröhlichkeit seiner Stimme verwandelte sich in ein Knurren. »Na schön! Das hätten wir also. Und nun… Hat jemand von euch etwas zu sagen?«
    Die Würdenträger rutschten auf ihren Stühlen hin und her. Gleichzeitig erklang ein kollektives Seufzen.
    »Was ist mit Söldnern?« fragte Burlich.
    »Das Problem bei Söldnern besteht darin, daß sie bezahlt werden müssen, damit sie kämpfen«, sagte der Patrizier. »Und wenn man nicht sehr viel Glück hat, muß man ihnen noch mehr Geld geben, damit sie wieder aufhören.«
    Selachii klopfte auf den Tisch.
    »Und wenn schon«, knurrte er. »Hauptsache, sie zeigen den Klatschianern, daß man mit uns nicht spaßen kann!«
    »Offenbar muß ich mich klarer ausdrücken«, erwiderte der Patrizier. »Wir können uns keine Söldner leisten. Weil wir kein Geld haben.«
    »Wie ist das möglich?« fragte Lord Witwenmacher. »Wir bezahlen doch unsere Steuern.«
    »Ach, ich dachte mir schon, daß wir auf diesen Punkt zu sprechen kommen«, sagte Lord Vetinari. Er hob die Hand, und erneut reichte ihm sein Sekretär ein Dokument.
    »Mal sehen… Oh, hier haben wir’s ja. Assassinengilde… Bruttoeinnahmen im vergangenen Jahr: 13.207.048 Ankh-Morpork-Dollar. Im letzten Jahr gezahlte Steuern: siebenundvierzig Dollar und zweiundzwanzig Cent. Hinzu kommt eine Münze, die sich bei genauerer Kontrolle als ein halber herschebianischer
Dong
erwies, nur den achten Teil eines Cents wert.«
    »Das ist alles vollkommen legal! Die Gilde der Buchhalter und Steuerberater…«
    »Ah ja, die Gilde der Buchhalter und Steuerberater. Bruttoeinkommen 7.999.011 Ankh-Morpork-Dollar. Gezahlte Steuern: keine. Statt dessen wurde eine Rückerstattung von zweihunderttausend Ankh-Morpork-Dollar beantragt.«
    »Was wir bekamen, enthielt übrigens auch einen halben herschebianischen
Dong
«, sagte Herr Frostich von der Buchhaltergilde.
    »Es ist mir völlig unerklärlich, wie so etwas geschehen konnte«, entgegnete Lord Vetinari ruhig.
    Er legte das Dokument beiseite. »Man könnte die Besteuerung mit der Milchviehhaltung vergleichen. Es geht darum, ein Maximum an Milch mit einem Minimum an Muhen zu erzielen. Ich fürchte allerdings, daß ich in letzter Zeit nur Muhen bekomme.«
    »Soll das heißen, Ankh-Morpork ist
bankrott
?« fragte Witwenmacher.
    »Ja. Und gleichzeitig gibt es viele reiche Leute in der Stadt. Hoffentlich haben sie einen Teil ihres Reichtums in Schwerter investiert.«
    »Und du hast diese allgemeine Weigerung, Steuern zu bezahlen, den Leuten einfach so durchgehen lassen?« fragte Lord Selachii.
    »Niemand hat sich geweigert, Steuern zu zahlen«, sagte der Patrizier. »Man kann nicht einmal von Steuerhinterziehung reden. Die Steuern wurden nur nicht bezahlt.«
    »Das ist abscheulich!«
    Der Patrizier hob die Brauen. »Kommandeur Mumm?«
    »Ja, Herr?«
    »Bitte stell eine Gruppe aus deinen erfahrensten Männern zusammen. Gemeinsam mit den Steuereintreibern soll sie dafür sorgen, daß wieder Geld in die städtischen Kassen kommt. Mein Sekretär gibt dir eine Liste mit den Namen der wichtigsten säumigen Zahler.«
    »In Ordnung, Herr«, sagte Mumm. »Und wenn die Betreffenden Widerstand leisten, Herr?«
    »Oh, wie
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