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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Augen, was er zutage beförderte.
    „Du zuerst, Ilya, oder?“
    „Ilya zuerst!“ Sein Kopf kam noch näher. „Da din.“
    Zuoberst steckte der Schneeanzug – der seinen neuen Besitzer natürlich nicht wirklich glücklich machen würde, zumindest nicht, ehe er damit trocken und warm im Schnee tollen konnte. Matthias ruckte das Paket heraus und reichte es an Mila weiter, die es neugierig untersuchte.
    „Jezz Ilya?“, fragte der.
    Matthias tauchte in den Rucksack und fand sogleich das Hauptgeschenk. „Guck mal, ob du herausfindest, was das wohl ist.“ Er reichte ihm den kleinen Holzlaster.
    „Wagen“, grapschte der neue Besitzer sofort zu, drehte und wendete ihn – und tickte mit seinem dicken kleinen Zeigefinger eines der Räder an. Und jauchzte hingerissen. „Räda rolln.“ Selig ließ er seine Finger an allen Rädern entlanggleiten. „Räda d'ehn sich.“
    „Och, ist der ... toll!“ Mila hatte die Packung mit dem Schneeanzug neben sich abgelegt und kniete bei Ilya, sich nur mühsam zurückhaltend, das Auto selbst zu untersuchen.
    Der Junge jedoch schaffte das ganz allein. „Hoch“, stellte er überrascht fest und kippte die Ladefläche.
    Matthias stand schon mit den beiden Gummitierpackungen bereit, riss sie auf und schüttete sie auf den Laster. „Jetzt kannst du sie herunter kippen, siehst du?“
    „Kippen.“ Kaum dass sie gelandet waren, schaufelte Ilya sie schon wieder hinauf und wiederholte das Spiel. Konnte dann nicht widerstehen, zuerst die einzelnen Tiere zu betrachten. „Kuh“, fand er. „'wein. Hund. Ziege. S'af. Reh. Hir's. Ferd. Noch ein Ferd.“
    „Das ist ein Zebra“, erklärte Matthias.
    Auch die beiden Frauen hockten dabei und ließen sich zusammen mit Ilya die exotischen Tiere benennen. „Die meisten stammen aus Afrika. Aber es gibt in meiner Zeit Gärten, wo man sie auch bei uns anschauen kann. Das nennt man Zoo.“
    „Africa kennen wir“, nickte Mila eifrig und bewunderte den kleinen Tiger.
    „Und ich hatte keine Ahnung, wie Löwen aussehen. Dabei hat Till von ihnen erzählt.“
    „Kokodil“, steuerte Ilya sein soeben neu entdecktes Lieblingstier bei.
    Gerührt betrachtete Matthias, was sein Geschenk bewirkte. Dass er ihnen allen so viel Freude bereitete ... „Käthe, ich habe doch auch was für dich“, fiel ihm wieder ein, und er zog seinen Rucksack näher.
     
    Wenig später eilte Käthe mit dem Verbandszeug – woran die durchsichtige Hartplastikhülle mit Klettverschluss beinahe das Faszinierendste gewesen war – sowie dem Nähetui in die Hütte, um Letzteres gleich auszuprobieren.
    Nun stand die Übergabe des Kleides an. Ein bisschen verlegen holte Matthias das Paket hervor. Das Bild der Neuzeitfrau auf der Zellophanhülle, die Mila ein wenig ähnelte, erinnerte ihn aber daran, warum er es gekauft hatte, und er sprach es aus: „Hierin wirst du wunderschön aussehen.“
    Mila war seinem Blick gefolgt – und errötete. „Oh, das ist ... sehr kurz.“ Scheu streiften ihre Augen Matthias' Gesicht, während sie auf die braungebrannten Beine des Models tippte.
    So ein Mist! Ihm war natürlich klar gewesen, dass sie das Kleid mit dem auffälligen bunten Blumenmuster nicht in der mittelalterlichen Öffentlichkeit tragen könnte. Dass für die Leute hier bereits nackte Fesseln einem Skandal gleichkamen, hatte er nicht gedacht. Jetzt musste Mila glauben, er hätte ihr Reizwäsche mitgebracht. Puh!
    Zum Glück grinste sie. Und streckte dann, nun ohne das geringste Zögern, die Hand danach aus. „Muss ich es hier öffnen?“
    Er zeigte es ihr.
    Sie zog das Kleid heraus und nahm zuerst nur den Stoff in Augenschein. Strich ehrfürchtig darüber. Um dann zu erstrahlen. „Wunderschön“, murmelte sie. „Dünn und weich und leicht.“ Vorsichtig entfaltete sie es. Bestaunte die dünnen Träger. Hielt es sich endlich an den Körper und machte, an sich hinunterguckend, ein paar Schritte. Begann, sich in den Hüften zu wiegen wie im Tanz. „Es ist wunderschön.“
    „Du bist wunderschön.“
    Sie hob den Kopf, um ihn schon wieder anzulächeln. „Das Kleid ist wunderschön.“
    „Du!“ Es machte süchtig, ihr das zu sagen.
    Sie zum Strahlen zu bringen. „Das Kleid!“
    „Mama anzieh'n?“
    Ilya. Der offenkundig vorerst genug von seinem Zoo-Laster hatte – der parkte mit ordentlich aufgereihter Ladung an einem Zaunpfahl – und Mila jetzt das Schneeanzugpaket an den blümchenumwehten Bauch drückte.
    „Das musst du anziehen, Ilya.“ Matthias öffnete es und
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