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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie
Autoren: Alan Bradley
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ist nichts passiert, was mich dazu gebracht hätte, meine Meinung zu ändern.
    Wie bereits gesagt, den de Luces fehlt etwas. Irgendeine chemische Verbindung oder auch der Mangel daran fesselt ihre Zungen, sobald sie Gefahr laufen, Zuneigung zu jemandem zu
zeigen. Dass ein de Luce dem anderen sagt, dass er ihn liebt, ist so unwahrscheinlich, wie dass sich einer der Gipfel des Himalaja zur Seite neigt und seiner benachbarten Felsspitze etwas Nettes zuflüstert.
    Den Beweis dafür hatte Feely geliefert, als sie mir mein Tagebuch stahl, das Metallschloss mit einem Büchsenöffner aus der Küche aufbrach und dann laut daraus vorlas, wobei sie sich in den Kleidern, die sie der Vogelscheuche unseres Nachbarn gestohlen hatte, oben auf die große Treppe stellte.
    Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich mich Vaters Arbeitszimmer näherte. Davor blieb ich stehen, weil ich nicht genau wusste, ob ich meinen Plan wirklich umsetzen wollte.
    Dann klopfte ich unsicher an die Tür. Es dauerte sehr lange, bis Vaters Stimme »Herein« sagte.
    Ich drehte den Türknauf und trat ein. Vater saß am Tisch neben dem Fenster und schaute kurz von seinem Vergrößerungsglas auf, dann wandte er sich wieder der Betrachtung einer magentaroten Marke zu.
    »Darf ich was sagen?«, fragte ich, wobei mir bewusst wurde, dass es eine merkwürdige Frage war. Trotzdem schienen mir diese Worte die einzig richtigen zu sein.
    Vater legte das Glas auf den Tisch, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. Er sah müde aus.
    Ich fasste in meine Tasche und zog ein Stück blaues Schreibpapier heraus, in das ich den Rächer von Ulster eingeschlagen hatte. Ganz langsam, wie ein Bittsteller, ging ich auf ihn zu, legte das Papier auf den Schreibtisch und trat wieder zurück.
    Vater faltete es auf.
    »Herr der Gerechten!«, sagte er. »Das ist ja A A!«
    Er setzte die Brille wieder auf, nahm seine Juwelierlupe zur Hand und betrachtete die Briefmarke ganz genau.
    Jetzt, dachte ich, bekomme ich meine Belohnung. Ich konzentrierte
mich auf seine Lippen, wartete darauf, dass sie sich bewegten.
    »Wo hast du die her?«, fragte er schließlich mit dieser sanften Stimme, die den Zuhörer wie einen Schmetterling auf eine Nadel spießt.
    »Gefunden«, antwortete ich.
    Vaters Blick war militärisch, unerbittlich.
    »Bonepenny muss sie verloren haben«, sagte ich. »Sie ist für dich.«
    Vater studierte mein Gesicht, wie ein Astronom eine Supernova studiert.
    »Das ist sehr anständig von dir, Flavia«, sagte er schließlich mit einiger Anstrengung.
    Und gab mir den Rächer von Ulster wieder zurück.
    »Aber du musst sie seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben.«
    »König Georg?«
    Vater nickte. Ich fand, dass er dabei ein bisschen traurig aussah.
    »Ich weiß nicht, wie die Marke in deinen Besitz gekommen ist, und ich möchte es auch nicht wissen. Nachdem du allein so weit gekommen bist, solltest du es auch allein zu Ende bringen.«
    »Inspektor Hewitt will, dass ich sie ihm gebe.«
    Vater schüttelte den Kopf.
    »Das ist nett von ihm«, sagte er, »aber auch typisch Behörde. Nein, Flavia, die gute alte AA hier ist schon durch zu viele Hände gegangen, einige davon waren sauber, die meisten leider schmutzig. Du musst dafür sorgen, dass sich die deinen als die würdigsten von allen erweisen.«
    »Aber wie schreibt man denn dem König?«
    »Ich zweifle nicht daran, dass du Mittel und Wege finden wirst«, sagte Vater. »Und mach bitte die Tür zu, wenn du gehst.«
Dogger stand im Garten und schaufelte Mist von der Schubkarre ins Gurkenbeet, als wollte er die Vergangenheit zudecken.
    »Miss Flavia«, sagte er, lüftete den Hut und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    »Wie adressiert man eigentlich einen Brief an den König?«, fragte ich.
    Dogger lehnte die Schaufel vorsichtig ans Gewächshaus.
    »Theoretisch oder tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    »Hmmm«, machte er. »Ich glaube, da schaue ich besser irgendwo nach.«
    »Halt«, sagte ich. »Mrs Mullets Hundert Alltagsfragen und Antworten für den anspruchsvollen Haushalt . Sie hat das Buch in der Speisekammer.«
    »Sie ist eben zum Einkaufen ins Dorf gegangen«, sagte Dogger. »Wenn wir uns beeilen, kommen wir vielleicht mit dem Leben davon.«
    Kurz darauf drängten wir uns in die Speisekammer.
    »Hier ist es«, sagte ich aufgeregt, als ich das Buch in meinen Händen aufklappte. »Aber warte … das hier ist schon vor sechzig Jahren erschienen. Stimmen die Angaben da überhaupt noch?«
    »Aber
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