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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie
Autoren: Alan Bradley
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ja, da kommt einem am ehesten das Wörtchen ›allgegenwärtig‹ in den Sinn. Was sagst du dazu?«
    »Stanley hat Bonepenny in unserem Garten aufgelauert. Bonepenny war Diabetiker und …«
    »Ah«, sagte der Inspektor fast murmelnd. »Insulin! Wir haben nicht daran gedacht, das zu überprüfen.«
    »Nein«, sagte ich, »nicht Insulin: Tetrachlorkohlenstoff. Bonepenny ist daran gestorben, dass man ihm Tetrachlorkohlenstoff in den Hirnstamm injiziert hat. Stanley hat eine Flasche von dem Zeug aus der Apotheke in Doddingsley mitgebracht. Ich habe das Etikett von Johns, dem Apotheker, auf der Flasche gesehen, als Stanley in der Grube die Spritze damit gefüllt hat. Wahrscheinlich haben Sie sie längst unter dem ganzen Müll dort gefunden.«
    Man konnte es seinem Gesicht ansehen, dass dem nicht so war.
    »Dann muss sie ins Abflussrohr gerollt sein«, sagte ich. »Da ist so ein altes Rohr, das bis runter zum Fluss führt. Jemand muss sie dort nur rausfischen.«
    Der arme Sergeant Graves!, dachte ich.
    »Die Spritze hat Stanley aus der Tasche in Bonepennys Zimmer im Dreizehn Erpel gestohlen«, fügte ich ohne nachzudenken hinzu. Verdammt!
    Der Inspektor schlug sofort zu.
    »Woher weißt du, was sich in Bonepennys Zimmer befand?«, fragte er in scharfem Ton.
    »Äh … dazu komme ich noch«, sagte ich. »Später. Stanley glaubte, dass Sie niemals irgendwelche Spuren von Tetrachlorkohlenstoff in Bonepennys Gehirn entdecken würden. Zum
Glück hatte er Recht damit, denn sonst hätten Sie vermutet, dass es aus einer von Vaters Flaschen stammt. Er hat das Zeug nämlich literweise in seinem Arbeitszimmer stehen.«
    Inspektor Hewitt zog sein Notizbuch heraus und kritzelte einige Worte hinein, zu denen, wie ich vermutete, auch der Begriff Tetrachlorkohlenstoff gehörte.
    »Ich wusste gleich, dass es Tetrakohle ist, denn Bonepenny hat mir den letzten Rest davon mit seinem Todeshauch ins Gesicht geblasen«, sagte ich, rümpfte die Nase und machte ein entsprechendes Gesicht dazu.
    Wenn man bei einem Inspektor sagen konnte, dass er ganz weiß im Gesicht wurde, dann wurde Inspektor Hewitt in diesem Moment ganz weiß im Gesicht.
    »Bist du dir da sicher?«
    »Aber klar. Bei Tetrachlorkohlenstoff kenne ich mich ganz gut aus.«
    »Willst du mir damit sagen, dass Bonepenny noch lebte, als du ihn gefunden hast?«
    »Gerade noch«, antwortete ich. »Er ist fast im gleichen Moment … ähm … dahingeschieden.«
    Es folgte wieder eine lange, gruftartige Stille.
    »Kommen Sie«, sagte ich, »ich zeige Ihnen, wie es gemacht wurde.«
    Ich nahm einen gelben Bleistift in die Hand, spitzte ihn gut an und ging in die Ecke, wo das Skelett an seinen Drähten baumelte.
    »Mein Großonkel Tarquin hat es von dem Zoologen Frank Buckland bekommen«, sagte ich und strich zärtlich über den Schädel. »Ich habe ihn Yorick getauft.«
    Ich verriet dem Inspektor nicht, dass Buckland, in hohem Alter, Tar dieses Geschenk in Anbetracht seiner zu erwartenden großen Zukunft geschenkt hatte. »Der leuchtenden Zukunft der Wissenschaft«, hatte Buckland auf seine Karte geschrieben.

    Ich hielt die Bleistiftspitze ans obere Ende der Wirbelsäule, schob den Stift langsam unter den Schädel und wiederholte dabei Pembertons Worte in der Garage:
    »›Ein bisschen schräg ansetzen … dann durch splenius capitus und semispinalis capitis hinein, das Band zwischen Atlas und Axis anpieken, und dann die Nadel vorsichtig über das …«
    »Vielen Dank, Flavia«, sagte der Inspektor abrupt. »Das reicht schon. Bist du ganz sicher, dass er das gesagt hat?«
    »Genau das waren seine Worte«, antwortete ich. »Ich musste in Gray’s Anatomie für Medizinstudenten nachschlagen. In der Kinderenzyklopädie sind zwar viele Bildtafeln, aber nicht annähernd so viele Einzelheiten verzeichnet.«
    Inspektor Hewitt rieb sich das Kinn.
    »Dr. Darby findet bestimmt die Einstichstelle in Bonepennys Nacken«, sagte ich hilfsbereit. »Wenn er weiß, wo er nachsehen muss. Er könnte auch die Nebenhöhlen untersuchen. Tetrachlorkohlenstoff ist luftbeständig und dürfte, da der Mann ja nicht mehr geatmet hat, dort noch nachzuweisen sein. - Und außerdem«, fügte ich hinzu, »könnten Sie ihm sagen, dass Bonepenny, kurz bevor er sich zu seinem Spaziergang nach Buckshaw aufgemacht hat, im Dreizehn Erpel noch was getrunken hat.«
    Der Inspektor sah immer noch verwirrt aus.
    »Die Wirkung von Tetrachlorkohlenstoff wird durch Alkohol intensiviert«, erklärte ich.
    »Und«, fragte er mit einem
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