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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)
Autoren: Alan Bradley
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er schmunzelnd: »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, meine Liebe. Ich weiß noch sehr gut, dass ich dich auf den Namen Flavia Sabina de Luce getauft habe, und zwar im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen, und Flavia Sabina de Luce bist und bleibst du – bis du dich eines Tages entschließt, deinen Namen zu ändern, indem du in den heiligen Stand der Ehe trittst, so wie deine Schwester Ophelia.«
    Mir fiel die Kinnlade runter.
    »Feely?«
    »Oje«, sagte der Vikar verlegen. »Da habe ich mich wohl verplappert.«
    Feely? Meine Schwester Feely will in den heiligen Stand der Ehe treten?
    Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
    Und wer war der Glückliche, bitte sehr? Etwa Ned Cropper, der Kellner aus dem Dreizehn Erpel, für den Brautwerbung darin bestand, heimlich schimmlige Pralinen vor die Küchentür zu stellen? Oder Carl Pendracka, der amerikanische Soldat, der Feely die Sehenswürdigkeiten von St. Louis zeigen wollte? (»Carl will mir zeigen, wie Stan Musial den Ball aus dem Stadion drischt.«) Oder gar Dieter Schrantz, der ehemalige deutsche Kriegsgefangene, der in England geblieben war und sich als Hilfsarbeiter auf einem englischen Bauernhof verdingte, damit er irgendwann Lehrer werden und englischen Schuljungen Stolz und Vorurteil und andere Romane näherbringen konnte? Nicht zu vergessen Detective Sergeant Graves, der junge Polizist, der in der Nähe meiner blöden Schwester regelmäßig knallrot wurde und kein einziges Wort mehr herausbekam.
    Aber ehe ich nachhaken konnte, kam Mr. Haskins mit dem Seil in der einen und einer Taschenlampe, die unheimliche Schatten warf, in der anderen Hand in die ohnehin schon überfüllte Krypta.
    »Aus dem Weg!«, brummte er, und die Arbeiter drückten sich an die Wände.
    Statt die Gruft zu verlassen, nutzte ich die Gelegenheit, mich noch weiter hineinzudrängeln. Als Mr. Haskins das Seil um den Stein schlang, quetschte ich mich zwar in die hinterste Ecke, konnte von dort aus aber hervorragend sehen.
    Der Vikar hatte mich offenbar völlig vergessen. Im Schein der schaukelnden Glühbirnen wirkte sein Gesicht angespannt.
    Was hatte dieser Marmaduke, wer immer er gewesen war, doch vorhin gesagt? »Dann müssen Sie die Arbeiten eben wieder einstellen. Und zwar sofort.«
    Allem Anschein nach hatte er sich nicht durchgesetzt.
    Der Vikar kaute geistesabwesend auf seiner Unterlippe.
    »Wo ist denn Ihr Freund abgeblieben?«, fragte Mr. Haskins plötzlich. Die Frage hallte von der gewölbten Decke zurück. »Ich dachte, er wollte den großen Augenblick miterleben?«
    »Sie meinen Mr. Sowerby? Keine Ahnung, wo er bleibt. Sieht ihm gar nicht ähnlich, zu spät zu kommen. Vielleicht sollten wir noch einen Augenblick warten.«
    »Dieser Stein hier will aber nicht warten«, erwiderte Mr. Haskins. »Dieser Stein hat seinen eigenen Kopf. Und er kommt jetzt raus, ob uns das nun passt oder nicht.«
    Er tätschelte den schweren Klotz freundschaftlich, worauf der Stein ein grässliches Ächzen von sich gab, als litte er Schmerzen.
    »Das Ding hängt nur noch an einem Faden. Abgesehen davon müssen Norman und Tommy wieder zurück nach Malden Fenwick, stimmt’s, Jungs? Sie sind zum Arbeiten hergekommen. Also los jetzt.«
    Er winkte die beiden Männer mit ausholender Gebärde heran. Der eine der beiden war auffallend groß, der andere hatte keine besonderen Merkmale.
    Hier unten in den Tiefen der Krypta war Mr. Haskins Alleinherrscher über sein finsteres Königreich, und niemand wagte es, ihm zu widersprechen.
    »Außerdem ist das hier sowieso bloß die Mauer. An den Sarkophag kommen wir noch gar nicht ran. Du nimmst das Seil, Tommy.«
    Während Tommy das Seil mehrfach um einen Mauervorsprung wickelte, wandte sich Mr. Haskins mir zu. Ich fürchtete schon, er wollte mich hinausscheuchen, aber er brauchte bloß Publikum.
    »Sarkophag«, wiederholte er. »Sar-ko-phag. Ein schönes altes Wort. Ich wette, du weißt nicht, was es bedeutet, Frolleinchen.«
    »Sarkophag kommt aus dem Griechischen und bedeutet ›Fleischfresser‹. Die alten Griechen stellten ihre Sarkophage aus einem besonderen Stein her, der aus Assos in der Türkei kam. Angeblich zehrte dieses Gestein innerhalb von vierzig Tagen den gesamten Leichnam auf. Nur die Zähne blieben übrig.«
    Ausnahmsweise dankte ich im Stillen meiner Schwester Daffy, die diese spannende Information in dem mehrbändigen sargschwarzen Lexikon in unserer Bibliothek entdeckt hatte.
    »Aha!«, sagte Mr. Haskins, als hätte er das
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