Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn
Autoren: Laura Bickle
Vom Netzwerk:
von mehreren Schönheitsflecken verziert war. Ihre Finger fuhren über ihre Brust. Unterhalb des Salamanderhalsrings, in dem Sparky hauste, über der linken Brust war ein schwarzes Brandmal. Die Wunde schmerzte nicht, und Anya wusste, dass sie irgendwann verblassen würde wie all die anderen Exorzismusverbrennungen. Aber noch war sie da - eine sichtbare Erinnerung an die Seele, die Anya verschlungen hatte.
    Sie stieg in die Wanne, bewegte ihre Zehen und spürte, wie die Wärme allmählich ihre Beine hochstieg. Dann legte sie sich bis zum Hals ins Wasser und tauchte ihr langes Haar ein. Die Piraten-Ente stieß gegen ihre Zehen. Sie griff nach einem Luffaschwamm und fing an, sich kräftig abzuschrubben, so als könnte sie die Erinnerung an das tote Kind von ihrer Haut reiben.
    Die Grabesstimme aus dem Diktiergerät ging ihr durch den Kopf, und ihre Gedanken kreisten um die Worte:
    »Sirrush kommt.«
    Sie runzelte ihre Stirn. Sie hatte diesen Namen nie ausgesprochen gehört, nur in Büchern gelesen. Vor langer Zeit hatte man Feuerdrachen oder Salamander als Sirrush bezeichnet. Doch dieser Name war nur von Hexen in magischen Zeremonien benutzt worden, um das Element Feuer herbeizurufen. Aber in diesem Fall schien es so, als hätte die Botschaft des Geistes ihr persönlich gegolten, und das brachte Anya zum Grübeln. Sie erahnte schon den verräterischen Geschmack der Gefahr.
    Nachdem sich das Wasser abgekühlt hatte, kletterte Anya aus der Wanne heraus. Als sie den Stöpsel aus dem Abfluss zog, roch sie weder Salzgurken noch Asche, nur Seife und einen Hauch Jasmin, der von dem Badesalz stammte. Die Piraten-Ente umkreiste den Abfluss.
    Anya trocknete sich ab und zog ihren Bademantel an, der mit gelben Zeichentrickenten bedruckt war. Während sie über den Zottelteppich im Flur ging, hinterließ sie nasse Fußabdrücke. Sie blieb kurz stehen, um die Heizung aufzudrehen und freute sich schon auf die Wärme ihres Betts - ein einfacher Futon mit einem riesigen Stapel Decken, der ihr Schlafzimmer dominierte. Anya hatte sich nicht durchringen können, auch das Bett aus zweiter Hand zu kaufen. An Betten hafteten stets die Träume ihrer früheren Eigentümer.
    Seufzend kroch Anya unter die Decken. Sie hatte noch ein paar Stunden Zeit zum Schlafen, ehe sie zum Dienst musste. Während sie schlummerte, erwärmte sich der Salamanderreif an ihrem Hals. Sparky löste sich aus seinem Heim und glitt hinab auf den Boden. Er tapste zu einem großen Hundebett mit Flanellbezug, das an der Wand stand. Darin lag sein Lieblingsspielzeug: ein Leuchtwurm. In dem Stoffpüppchen steckte eine Taschenlampe: raffiniert verborgen in einem raupenartigen Körper mit engelhaftem Plastikgesicht. Da sie batteriebetrieben war, konnte Sparky mit der Puppe keinen großen Schaden elektrischer Natur anrichten - anders als bei der Mikrowelle.
    Sparky setzte einen Fuß auf den Leuchtwurm. Er leuchtete auf. Sparky zog die Pfote weg, und das Licht erlosch. Er legte seinen Kopf schief, betrachtete den Wurm und setzte wieder den Fuß darauf.
    An.
    Aus.
    An.
    Anya kniff ihre Augen zu, um sich vor dem blinkenden Licht zu schützen. So sehr wie Sparky es genoss, Geister und andere Wesen der spirituellen Welt zu jagen, konnte er sich in der physikalischen Welt nur für zwei Dinge begeistern: Energie und Anya. Das Spielzeug hatte ihm schon viele frohe Stunden bereitet. Anya hatte es in das Hundebett gelegt, in der Hoffnung, sie könnte Sparky auf diese Weise dazu ermuntern, doch endlich dort zu nächtigen.
    Ein Winseln ertönte neben ihrem Bett.
    Anya öffnete ein Auge. Sparkys Kopf lugte über ihrem Deckenberg hervor. Sie ächzte. Heute Nacht war sie einfach zu müde, um den Salamander in den Schlaf zu wiegen.
    Sie stand auf, schnappte sich den Leuchtwurm und warf ihn in ihr Bett. Sparky kletterte hinterher und schlüpfte unter die Decken. Er machte es sich auf Anyas Oberschenkeln bequem und hielt den Leuchtwurm in seinen Pfoten. Anya strich träge über seine faltige Haut, und Sparky fing an zu schnurren: ein leises Vibrieren, das irgendwo unter seinen Rippen entstand.
    Manchmal fragte sich Anya, wie es wohl wäre, Brians Wärme neben sich zu spüren. Sie hatte dies bereits ernsthaft in Erwägung gezogen. Aber sie wusste nicht, wie sie Brian erklären sollte, dass sie das Bett mit einem sehr zutraulichen Elementargeist teilte. Menschen konnten Sparky zwar nicht sehen, aber seine Anwesenheit war spürbar: Temperaturveränderungen, statische Elektrizität, das Gefühl,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher