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Flammentochter (German Edition)

Flammentochter (German Edition)

Titel: Flammentochter (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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Umgebung gespenstisch wirken. Arvinja spürte die magische Aura dieses Ortes mit all ihren Sinnen . Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und lief etwas tiefer in den Wald hinein. Um sich zu beruhigen summte sie leise vor sich hin und konzentrierte sich auf den Waldboden und was dort wuchs. Nach einer Weile wurde sie ruhiger und als sie auf ei ner kleinen Lichtung mehrere Büsche Johanniskraut entdeckte, war ihre Angst fast vergessen. Arvinja eilte darauf zu und stieß einen überraschten Laut aus. Die Blüten waren etwa doppelt so groß, wie bei herkömmlichem Johanniskraut und außerdem sechsblättrig. Das satte Gelb glänzte fast golden. Sie griff nach ihrem Dolch, der an ihrem Gürtel befestigt war und schnitt mehrere Büschel ab.
     
     
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    Arvinja schlenderte mit ihrer Ausbeute den Weg ins Dorf hinunter. Sie hatte die Kräuter und Pflanzen aus dem Schimmerwald in ihrem Lederbeutel verstaut und grinste zufrieden vor sich hin. Sie hatte es geschafft! Sie war, wie ihre Mutter , im Schimmerwald gewesen und alles war gut gegangen. Arvinja öffnete den Beutel noch einmal und warf einen Blick hinein, als wollte sie sich vergewissern, dass die Zauberkräuter auch wirklich noch da waren. Als sie den Blick wieder hob, erstarrte sie, ihr Herz machte einen Satz.
    Keine zehn Meter von ihr entfernt bog Torek um die Ecke. Automatisch griff Arvinja nach ihrem Dolch und zog ihn aus der Scheide. Noch bevor sie ihn hob, bemerkte sie Toreks Gesichtsausdruck und hielt irritiert inne. Er sah ängstlich aus, ja geradezu panisch entgegnete er ihrem Blick. Außerdem sah er furchtbar aus . Sein Gesicht war grün und blau, das rechte Auge zugeschwollen. Er wich zurück, wandte sich stolpernd um und rannte davon, als wäre sie ein Gespenst aus dem Wald. Arvinja runzelte die Stirn und steckte den Dolch zurück in die Scheide. Torek hatte plötzlich Angst vor ihr? Wohl kaum, aber vermutlich fürchtete er sich vor ihrem Retter. Nur er konnte ihn so zugerichtet haben. Wer war er nur und warum hatte er ihr geholfen?
     
    Arvi nja saß in ihrem Zimmer im Dachboden und betrachtete stolz ihre Ausbeute. Johanniskraut, Kamille und Eisenkraut. Sie unterschieden sich a lle in Größe und Farbe von ihren Verwandten , die außerhalb des Waldes wuchsen. Damit konnte sie schon etwas anfangen. Sie legte die Pflanzen zwischen dünnes Papier und presste sie mit Hilfe ihrer schweren Bücher über Heilkunde und Kräuter. Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu ihrem geheimnisvollen Retter und wer er wohl sein mochte.
     
     
     
    ****
     
    V on nun an ging sie so oft sie konnte in den Schimmerwald. Bald kannte sie einige Stellen, an d enen die Zauberpflanzen wuchsen. Arvinja achtete jedoch darauf, dass sie sich nicht zu weit vom Waldrand entfern te, um bei Gefahr flüchten zu können .
    Dann zog der Winter ins Land und der erste Schnee bedeckte Arvinjas Schätze für viele Wochen. In dieser Zeit stellte sie heimlich Tränke und Salben aus ihrem Vorrat her, die sie bald mit Bedacht bei den Dorfbewohnern einsetzte. In der Nähe des Schimmerwaldes standen vereinzelt verlassene Hütten aus vergangenen Zeiten. Dort konnte sie sich in Ruhe der Zubereitung der Medizin widmen, ohne dass ihr Vater und Daria etwas bemerkten.
     
     
    Arvinja behandelte Erkältungen, Erfrierungen und kleinere Verletzungen der Dorfbewohner und verwendete die magischen Kräuter dabei sehr sparsam, um kein Misstrauen zu erwecken. Mittlerweile kamen immer mehr Menschen aus dem Dorf zu ihr, worauf sie sehr stolz war. Ihr Vater war anfangs nicht gerade begeistert gewesen, doch die alten und kranken Menschen wegzuschicken hatte er auch nicht übers Herz gebracht. Daria hingegen wurde zunehmend misstrauischer. Insgeheim ahnte sie vermutlich längst, woher Arvinja die Heilpflanzen hatte. Sie schwieg, doch ihre Blicke verrieten Angst und Sorge.
     
     
     
     
    ****
     
     
    Arvinja schloss leise die Tür hinter sich und zog ihre Jacke vor der Brust zu sammen . Um diese Jahreszeit war es morgens noch sehr kalt , ihr Atem stieg in kleine n Damp f wölkchen vor ihrem Gesicht auf . Endlich war der lange Winter vorüber und sie konnte wieder zurück in den Schimmerwald gehen. Sie überprüfte noch einmal, ob sie ihren Dolch und die Ledertasche für die Kräuter dabei hatte und machte sich auf den Weg. Heute wollte sie so tief in den Wald hinein, wie nie zuvor , denn laut Neyras Aufzeichnungen wuchs dort hoch konzentriertes Arnika. Seine Wirkung war angeblich auf mehr als das Z ehn fache
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