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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition)
Autoren: Petra Röder
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wurde mir bewusst, dass ich das hier beschriebene Ritual vollzogen hatte.
    Ich versuchte mich zu beruhigen, aber ich spürte, dass ich zunehmend hysterischer wurde, als ich über die Möglichkeit einer Zeitreise nachdachte.
    »Mach dich nicht lächerlich Janet. So etwas gibt es nicht«, sagte ich zu mir selbst. Dann fasste ich in Gedanken, noch einmal alles zusammen, was ich eben gelesen hatte.
    Imogen Russle war mit 28 Jahren bei einer Wanderung in den Highlands von einem Unwetter überrascht worden und hatte in einer kleinen Höhle Unterschlupf gesucht. Dort fand sie den Kupferring und gleich bei ihrer Rückkehr nach Inverness, hatte sie damit begonnen, die eingravierten Zeichen zu entschlüsseln. Schnell hatte sie herausgefunden, dass es sich um uralte Druidenzeichen handelte und dass sie etwas Großem auf der Spur war.
    Es dauerte jedoch noch ganze zwei Jahre, bis sich alle Informationen, die sie gesammelt hatte, wie ein Puzzle, zusammenfügten. Sie hatte das Geheimnis entschlüsselt und einen Weg gefunden, mit Hilfe des Ringes in die Vergangenheit zu reisen.
    1973, mit 30 Jahren hatte sie allen Mut zusammengenommen und das Ritual durchgeführt. Sie war tatsächlich im Jahr 1622 gelandet, wo sie später ihren Mann Lord Enoch Matheson kennenlernte und heiratete. 1632 starb Enoch. Imogen reiste zurück in ihre Zeit und kam im Jahr 1983 an.
    Demnach war in der Gegenwart genau dieselbe Zeitspanne verstrichen, wie in der Vergangenheit.
    Und ich hatte vor einigen Stunden dasselbe Ritual durchgeführt, war einem sterbenden Mann begegnet und wurde anschließend von einem gutaussehenden Highlander auf eine Burg verschleppt, wo sich alle benahmen, als kämen sie aus einer längst vergangenen Zeit. Ich keuchte laut auf und schnappte nach Luft.
    Konnte es sein? War es wirklich möglich, dass ... dass ich in der Vergangenheit war?
    Noch während ich zutiefst verwirrt über all das nachgrübelte, was mir gerade durch den Kopf ging, tauchte Mistress Graham mit ein paar Kleidungsstücken auf, die sie neben mich auf das Bett legte. Wie in Trance streifte ich mir das weiße Wollkleid über und zog den dazugehörigen Überrock an.
    Rona drapierte ein rechteckiges Tuch über meine Schultern, das aus dem gleichen karierten Stoff bestand, wie der Überrock und fixierte es vorne mit einer Brosche. Wie sie beiläufig erwähnte, handelte es sich um eine sogenannte Rundfibel, mit der auch die Plaids der Männer befestigt wurden, was mir aber herzlich egal war.
    Anschließend half sie mir dabei, meine widerspenstige Lockenpracht zu bändigen und meine Haare nach oben zu stecken. Das war jedoch nicht so einfach, denn kaum hatte sie alles fixiert, lösten sich hier und da wieder einzelne Locken und baumelten einsam vor meinem Gesicht herum. Laut fluchend packte sie dann die Strähne und steckte sie erneut fest.
    Als sie mir auch noch eine weiße Haube über den Kopf ziehen wollte, lehnte ich freundlich, aber sehr energisch, ab. Ich verabscheute Kopfbedeckungen jeder Art und das würde sich sicherlich auch nicht in der Vergangenheit ändern.
    Sie schürzte kurz die Lippen, zuckte dann aber mit den Achseln und warf das Häubchen wieder zurück auf das Bett. Anschließend trat sie einige Schritte nach hinten und begutachtete mich von oben bis unten. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Sie schien mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein.
    »Es ist zwar nur das Sonntags-Gewand einer Magd, aber es kleidet Euch hervorragend. Ich habe unsere Näherin bereits angewiesen, ein neues Kleid für Euch zu fertigen, bis dahin müsst Ihr jedoch mit diesem vorlieb nehmen.«
    »Mistress Graham?«, sagte ich leise und wappnete mich für das, was ich gleich erfahren würde.
    »Ja, mein Mädchen?«, entgegnete sie sanft.
    »Haltet mich nicht für verrückt, aber könntet Ihr mir bitte das genaue Datum sagen?« Wieder traf mich ihr mitleidiger Blick, als sie antwortete.
    »Aye, es ist der 20. Tag im August, meine Liebe.« Verlegen räuspernd überlegte ich, ob ich ihr die entscheidende Frage stellen konnte. Ich kam zu dem Entschluss, dass mir gar nichts anderes übrig blieb. Wie sonst sollte ich herausfinden, ob Imogen die Wahrheit geschrieben hatte.
    »Und ... und welches Jahr?«, fragte ich kaum hörbar.
    Mistress Graham stieß einen entsetzten Schrei aus, zog mich fest in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Kopf.
    »Es wird alles wieder gut«, flüsterte sie und fügte dann hinzu.»Wir schreiben das Jahr 1658, mein Kind.«
    Mein Magen
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