Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Benzins war ekelerregend. Sie hörte das Schlurfen eines Schrittes draußen und verschränkte die Arme vor ihrem
     Bauch. Sie konnte ihr Herz schlagen spüren; es hämmerte gegen ihre Rippen. Sie dachte an das kleinere Herz, das mit ihm Schritt
     halten musste, an den winzigen Puls der Unschuld.
    Die Tür öffnete sich. Wispernd schabte ihr Holz über den Teppichboden. Kate machte die Augen auf. Sie sah nichts, |383| nur Schwärze und die verblassenden Funken der Lichterscheinung in ihrem Auge.
    «Kate.»
    Das Wort war wie ein Schrei in der Stille. Kate presste sich gegen die Wand. Neben ihr glomm ein dumpfer Lichtschimmer auf.
     Sie wandte sich ihm zu und stellte fest, dass sie die Lampe auf dem Tisch ansah. Der Raum um sie herum erwachte zum Leben,
     während er heller wurde, kleine Betten und Kuscheltiere. Mickymaus und Donald Duck, die auf dem Lampenschirm herumtollten.
    Ellis stand in der Tür, mit der Hand auf dem Dimmer. Seine Augen waren rot vom Benzin. Sie konnte die dunklen Spritzer auf
     seinen Kleidern sehen. Er trat in den Raum, erfüllte ihn mit einem noch stärkeren Gestank. Kate machte einen Schritt zur Seite,
     weil sie hoffte, um ihn herum durch die Tür rennen zu können, aber er versperrte ihr den Fluchtweg. Das Messer lag immer noch
     in seiner Hand. Kate sah den dunklen Fleck auf seiner Klinge.
    Wieder schob sie sich zwischen die Bücherregale und den Tisch.
    Ellis stand in der Mitte des Zimmers.
    «Das hättest du nicht t-tun sollen.» Er klang jetzt ruhiger. Kate war sich nicht sicher, ob er ihren Fluchtversuch meinte
     oder die vermeintliche Abtreibung. Sie konnte nicht sprechen.
    «Du hattest k-kein Recht», sagte er. «Es war mein B-Baby . Du hattest kein Recht.»
    Sie schüttelte den Kopf, aber er achtete nicht darauf. Er starrte ihren Arm an.
    «Du blutest.»
    Er klang überrascht. Kate blickte an sich herab. Im linken Ärmel ihres Mantels klaffte ein Riss. Ihr Arm war blutdurchtränkt. |384| Sie hatte die Verletzung ganz vergessen, aber jetzt begann sie wieder zu pochen. Der Schmerz fachte ihren Zorn an.
    «Was guckst du denn so entsetzt?», fragte sie. Sie wischte mit der Hand über ihren blutigen Ärmel und hielt sie ihm hin. «Genau
     das wolltest du doch, oder?»
    Ein betroffener Ausdruck legte sich über seine Züge. «I-ich wollte das nicht.»
    «Du
wolltest
das nicht? Was, verdammt nochmal,
wolltest
du dann?» Plötzlich brachen sich die Wochen voller Angst Bahn. Sein Anblick versetzte sie in Rage. «Dann ist das also meine
     Schuld?» Sie streckte ihm den verletzten Arm hin. «Ja? Habe ich dich gezwungen, mich zu verletzen?»
    «N-nein, ich   –»
    «Also, wer hat dich gezwungen? Wer hat dich gezwungen, irgendetwas von alldem zu tun? Wer hat dich gezwungen, Alex Turner
     zu töten?»
    Er riss den Blick von ihrem Ärmel los. «Ich habe es dir ges-gesagt! Ich w-wollte das nicht!»
    «Aber er ist trotzdem tot, oder? Du wolltest es nicht, aber du hast es trotzdem getan! Und seine Frau war schwanger, wusstest
     du das?»
    Kate konnte an seinem Gesicht sehen, dass er es nicht gewusst hatte. Er sah bestürzt aus.
    «N-nein!»
    «Sie war im achten Monat! Vielleicht hat sie das Baby sogar schon bekommen, und Alex Turner wird es nie sehen, weil du ihn
     getötet hast!»
    «N-nein!» Er schüttelte heftig den Kopf. «I-ich wollte nicht   …»
    «Du hast ihn getötet, und jetzt willst du auch noch eine unschuldige Familie töten!»
    |385| «Halt den Mund!»
    Er machte einen Schritt auf sie zu, aber sie hatte mittlerweile alle Vorsicht über Bord geworfen.
    «Warum? Mich wirst du doch sowieso verbrennen! Du hast mir ja schon den Arm aufgeschnitten! Was willst du noch tun?»
    «Ich weiß es nicht!»
, schrie er. «Lass mich in Ruhe!»
    «
Dich
in Ruhe lassen?» Kate starrte ihn an. «Mein Gott, hör doch bloß, wie du redest! Denk doch eine Sekunde lang darüber nach,
     was du tust!»
    Sein Gesicht war verzerrt von Schmerz. Als sie ihn ansah, löste sich ihr Zorn auf.
    «Leg das Messer weg.» Beinahe hätte sie ihn Alex genannt, und in ihrer Hast, den Ausrutscher zu kaschieren, sprach sie ohne
     nachzudenken weiter. «Du brauchst Hilfe.»
    Er riss den Kopf hoch.
    «Was für Hilfe, v-verdammt nochmal? Leute, die dumme F-Fragen stellen und mir sagen, wo mein verdammtes P - Problem liegt? Die wollen nicht helfen! Die wollen bloß, dass ich mich benehme! Hauptsache, ich b-belästige niemanden, alles
     andere interessiert sie nicht! Aber es interessiert niemanden, ob man mich belästigt!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher