Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammenbrut

Titel: Flammenbrut
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Niemand i-interessiert sich für mich!»
    Mich hast du interessiert.
Der Gedanke blieb unausgesprochen.
    «Lucy und Jack hast du interessiert», sagte sie stattdessen.
    «Nein, habe ich n-nicht! Zuerst dachte ich es, aber dann habe ich gemerkt, dass es ein Irrtum war! Das ist der Grund, warum
     ich hergekommen bin, aber sie sind wie alle anderen!»
    |386| «Was ist mit Angus und Emily?»
    «Darüber will ich nicht r-reden!»
    «Also wirst du sie auch töten? Sie verbrennen wie deine eigene Familie?»
    Der Schock ließ ihn erbleichen.
    «Wer hat dir das ges-gesagt?»
    «Egal, wer es mir gesagt hat, es stimmt, nicht wahr?»
    «N - nein!»
    «Doch, es stimmt! Du hast das Haus angesteckt, während dein Vater, deine Mutter und deine Brüder schliefen, und dann hast
     du dagestanden und sie brennen sehen!»
    «Ha-hab ich nicht! So war es nicht, es war ein Unfall!»
    «Ein Unfall, dass du das Haus in Brand gesteckt hast?»
    «Ja! Nein! Ich ha-habe das nicht   –» Sein Gesicht war gequält. «Ich wollte ihnen nicht wehtun! Ich wollte nur, dass sie mich
b-beachten
! Sie haben immer gestritten und mich mit M-Michael und Andrew allein gelassen, und die beiden haben S-Sachen mit mir gemacht, und wenn ich es meiner M-Mama und meinem Papa erzählen wollte, haben die mir nicht geglaubt! Obwohl ich es ihnen immer wieder gesagt habe, haben sie mir
     nicht geglaubt. Und dann hat meine G-Großmutter versucht zu helfen, sie hat versucht, es ihnen zu erk-erklären, und sie haben angefangen zu schreien, und – und dann lag
     Großmutter auf dem Boden, ganz
blau
, ihr Ge-Gesicht war
blau
. Und sie sagten, sie sei – sie sei
tot
, und niemand – niemand hat sich darum geschert, außer mir. Also habe ich das Feuer angezündet, und ich dachte:
J-jetzt
werden sie zuhören,
jetzt
werden sie es begreifen, wird es ihnen leidtun   …»
    Sein Blick heftete sich auf etwas, das Kate nicht sehen konnte. «Und dann hat es angefangen zu b-brennen, und ich konnte direkt
     in die Flammen sehen, als wäre es eine |387| andere Welt, ganz rein und sauber. Ich habe sie beobachtet und   … und nichts hat mich mehr gequält. Sie wurden größer und größer, bis nichts anderes mehr da war, und sie waren   … sie waren wunderschön.»
    «Aber nachher ist es nicht schön, oder?», sagte Kate.
    Sein Gesicht verfinsterte sich und verlor etwas von seiner glückseligen Miene.
    «Nein.»
    Einen Augenblick sah er aus wie ein kleiner Junge, verloren und verängstigt.
    «Du wolltest ihnen nicht wehtun», sagte Kate.
    «N-nein.»
    «Willst du Angus und Emily wehtun?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Dann lass sie gehen! Bitte!»
    «Ich k-kann nicht.»
    «Warum nicht?»
    «Es ist zu sp-spät.» Es war ein Flüstern.
    «Ist es nicht!», schrie Kate. «Es ist nicht zu spät! Denk doch nach! Denk darüber nach, wie du dich nachher fühlen wirst!»
    Er sah sie an. «Es wird kein Nachher geben.»
    Sie hatte denselben Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, als der Mann sich in das Feuer geworfen hatte.
Vielleicht erschien es ihm ja gar nicht so grauenhaft.
Damals hatte sie seine Bemerkung nicht verstanden.
    «Das willst du also, ja?», entfuhr es ihr unwillkürlich. «Das ist es, was du immer gewollt hast.»
    Sein Blick ruhte immer noch auf fernen Flammen. Sie registrierte, dass er seine Hand fester um das Küchenmesser schloss.
    «Es m-muss so sein.»
    |388| Sie spürte, wie er wieder in seinen früheren Fatalismus glitt. Sie versuchte, ihn zu durchbrechen.
    «Es muss sein? Wie bei Paul Sutherland? Musste auch er getötet werden?»
    Plötzlich kehrte sein Blick zu ihr zurück. «Er war ein T-Trinker . Er hat es verdient. Trinker richten sich doch eh schon zugrunde.»
    «Also dachtest du, du würdest ihm die Mühe abnehmen?», verhöhnte sie ihn. «Na, komm schon, was ist deine Entschuldigung? Du
     hast doch immer eine! Lass sie hören! Hast du’s getan, weil er dich geschlagen hat?»
    «Nein.» Er sah sie mürrisch an.
    «Warum denn dann? Du kanntest ihn doch nicht mal?»
    «Ich wusste, was er get-getan hatte!»
    Seine plötzliche Heftigkeit überraschte sie. Kate brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was er meinte.
    «O mein Gott. Du hast ihn wegen dieser Sache getötet, die er
mir
angetan hat?»
    Ellis mied ihren Blick.
    «Was ist mit den Dingen, die
du
getan hast?», fragte sie.
    «D-das ist etwas anderes!»
    «Wieso? Wieso das?»
    «Weil du unser B-Baby g-getötet hast!»
    «Ich habe unser Baby nicht getötet!»
, schrie sie ihn an. «Ich habe
nichts
getötet!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher