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Flammenbrut

Titel: Flammenbrut
Autoren: Simon Beckett
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ich hätte das wegräumen sollen», sagte sie kauend. «Morgen habe ich sicher zwei Kilo drauf.»
    «Du könntest ja mit mir ins Fitnessstudio gehen.»
    «Nein danke. Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen schlank sind, hätte er nicht die Schokolade erfunden.» Sie schob sich noch
     eine Garnele in den Mund. «Und du weißt ja, was beim letzten Mal passiert ist, als ich in einem Fitnessstudio war. Ich habe
     Jack kennengelernt.»
    Sie lachten. Kate schenkte Wein nach, dann lehnte sie sich wieder gegen das alte Ledersofa. Sie fühlte sich wohlig schläfrig.
     Eigentlich kannte sie Lucy erst seit sieben Jahren, aber es kam ihr viel länger vor. Lucy war Empfangsdame in der Agentur
     gewesen, bei der Kate ihren ersten P R-Job bekommen hatte – der Agentur, deren Marketing-Direktor Paul Sutherland gewesen war. Ihre ausgeprägten Rundungen und ihr Hang
     zu engen Kleidern hatten reihenweise Männerköpfe herumschnellen lassen, aber zwei Kinder und ein süßer Kerl hatten alldem
     ein Ende bereitet. Und |38| wenn ihr dieser Tausch etwas ausmachte, zeigte sie es nicht. Manchmal beneidete Kate sie.
    Lucy leckte sich die Finger ab. «Du willst Paul also wirklich nicht anzeigen?»
    «Ich glaube nicht, dass das viel brächte. Es würde ja doch nur sein Wort gegen meins stehen.» Kate griff nach ihrem Weinglas.
     «Außerdem ist im Grunde genommen nichts passiert.»
    «Es wäre aber was passiert, wenn du ihn nicht aufgehalten hättest. Und woher willst du wissen, dass er es nicht wieder versuchen
     wird?»
    «Ich werde eben vorsichtiger sein müssen. Ich glaube aber nicht, dass er es nochmal probiert. Er war nur betrunken und aufgebracht,
     weil er die Ausschreibung verloren hatte. Ich glaube, nicht mal Paul wäre dumm genug, daraus eine große Sache zu machen.»
    Lucy lachte laut auf. «Ich kann mir das durchaus vorstellen.»
    Kate nahm diese Bemerkung ohne Kommentar zur Kenntnis. Lucy hatte sie von Anfang an vor Paul Sutherland gewarnt. Sie hatte
     nicht auf sie gehört.
    «Also, wie geht es jetzt weiter, nachdem du die Ausschreibung gewonnen hast?», erkundigte sich Lucy. «Wirst du jetzt ein bisschen
     kürzertreten und die Sache langsamer angehen lassen?»
    «Würde ich gern. Aber jetzt fängt die harte Arbeit erst richtig an.»
    Lucy suchte sich die nächste Garnele aus. «Dann gib einen Teil deiner Arbeit weiter. Du behauptest doch immer, Clive sei so
     gut.»
    «Ist er auch, aber ich kann nicht alles auf ihn abladen.»
    «Dann wirst du also versuchen, alles selbst zu machen, |39| bis du einen   …» Lucy brach ab. «Na ja, bis du umkippst», beendete sie ihren Satz.
    Die Flammen züngelten durch die Kohlen, und Kate starrte in das Feuer. «Ich arbeite gern», sagte sie.
    «Das heißt nicht, dass du nicht auch ein Sozialleben haben könntest.»
    «Ich habe eins.»
    Lucy schnaubte. «Ab und zu ein Besuch im Fitnessstudio macht noch keinen Partylöwen aus dir.»
    Kate rieb sich den Nacken. Eine neuerliche Kopfschmerzattacke kündigte sich an. «Bitte, hör auf damit.»
    «Es tut mir leid, Kate, aber ich kann mich nicht einfach zurücklehnen und zusehen, wie du dich zu Tode schuftest.» Der Feuerschein
     verlieh Lucys blondem Haar einen rötlichen Schimmer. «Ich weiß, dass es nicht einfach ist, ein Geschäft zu leiten – mein Gott,
     Jack investiert genug Zeit in seins. Aber du brauchst auch ein Leben jenseits der Arbeit.»
    Plötzlich sah Kate den Raum um sich herum nur noch verschwommen. Das Feuer löste sich in funkelnde Prismen auf. Sie wandte
     den Kopf ab und blinzelte.
    «Kate? Stimmt was nicht?»
    «Schon gut. Mir geht’s bestens.»
    Lucy riss ein Stück Papier von der Küchenrolle ab und reichte es ihr. «Nein, das tut es nicht. Du warst den ganzen Abend über
     in so einer seltsamen Stimmung.» Sie wartete, bis Kate sich die Nase geputzt hatte. «Geht es um das, was mit Paul passiert
     ist?»
    «Nein, ich bin einfach eine blöde Kuh, das ist alles.»
    Lucy sah sie nur an.
    «Ich weiß nicht, was los ist», stieß Kate hervor. «Ich müsste außer mir vor Freude sein, aber ich empfinde |40| bloß   …» Sie warf das zerknüllte Küchenpapier ins Feuer. Einen Augenblick lang bewahrte es seine Form, dann war es in einem Auflodern
     der Flammen verschwunden. «Ich weiß nicht, was ich empfinde.»
    Die Flamme erstarb und hinterließ nur eine graue Aschenflocke, über der eine dünne Rauchwolke aufstieg. Kate wandte den Blick
     ab und strich sich unbewusst über den Ärmel.
    Lucy beobachtete sie. «Du brauchst
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