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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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erblickte andere Menschen, die nicht hier waren - verletzt, geschunden, gepeinigt - Sally und Little Thom, Moll und Long Jenny, Fat Billy und Sweet Polly. Plötzlich schwang sie die Pistole herum und drückte ab. Der Knall hallte ohrenbetäubend durch die Nebelwand, die Waffe zuckte in Maggies Hand, und Johnny riss die Augen auf.
    In seiner Stirn klaffte ein rundes Loch. Er taumelte nach hinten, prallte gegen das Brückengeländer und stürzte darüber. Mühsam rang sie nach Luft. In ihrem Handgelenk brannte ein heftiger Schmerz, klirrend fiel die Pistole zu Boden. Dann rannte Maggie zur Brüstung und spähte nach unten. Doch der Nebel hatte den kurzen Aufruhr der Wellen bereits verschluckt, als wäre einfach nur ein Stein ins Wasser gefallen. Nicht einmal ein Plätschern war zu hören.
    Ein oder zwei Tage später würde einer der halb verhungerten Straßenjungen den Toten mit einem Schleppnetz aus dem Fluss ziehen und den Fund pflichtbewusst der Polizei melden, nachdem er ihm alle Wertsachen abgenommen hatte. Vielleicht würde man die Leiche identifizieren, vielleicht auch nicht. Was immer auch geschehen mochte - Johnnys Gehilfen waren der Gefangenschaft entronnen.

    Endlich befreit. Maggie wich vom Geländer zurück, ihr Fuß stieß gegen den Revolver, der über das Kopfsteinpflaster schlitterte.
    Als sie die Waffe aufhob, fuhr ein neuer Schmerz durch ihr Handgelenk. Hastig nahm sie die Pistole in die andere Hand und wollte sie ins Wasser schleudern. Doch dann zögerte sie und steckte sie unter den Schal. Ein Schießeisen war wertvoll. So etwas durfte man nicht wegwerfen.
    »Vielen Dank, mein Mädchen.«
    Verwirrt drehte sie sich um. Danny stand noch an derselben Stelle wie zuvor, als sie die Pistole gehoben hatte. Unter dem Schnurrbart trug er ein Lächeln zur Schau, das so falsch wie sein melodischer Akzent war.
    Obwohl Maggie innerlich zitterte, hob sie ihr Kinn und starrte ihn an. »Jetzt sind Sie mir was schuldig, Danny O’Sullivan.«
    Das Lächeln, das er so salopp wie einen Hut aufgesetzt hatte, behielt er bei. »Ein tapferes Mädchen könnte ich gebrauchen.«
    »Nein, ich will von niemandem gebraucht werden. Lassen Sie mich einfach in Ruhe. Mich und meine Freunde. Wir sind auf niemanden angewiesen. Weder auf Johnny noch auf Ihresgleichen.«
    »Klingt vernünftig«, meinte er und zuckte mit den Schultern. »Wenn wir quitt sind, gebe ich dir Bescheid.«
    »Da Sie mir Ihr Leben verdanken, werden wir niemals quitt sein.«
    »Aber Maggie, mein Mädchen …« Sein unverhülltes blaues Auge funkelte. »In dieser Stadt können Menschenleben
gekauft und verkauft werden wie alte Fische oder der Abfall eines Gemüsehändlers.«
    Ohne ein weiteres Wort schlenderte er davon. Sekunden später verschwand er im Nebel, und Maggie erschauerte.

1
    Vier Jahre später
     
     
    C harles Crossham, Lord Edgington, eilte die vergoldete Barocktreppe hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Mühsam zwang er sich zu einer ausdruckslosen Miene. Er kochte vor Wut. Verdammt, wie konnte Millie es wagen, aus einer albernen Laune heraus die Pläne zu vereiteln, die er fünf Monate lang geschmiedet hatte? Vielleicht wusste sie nicht, welche Rolle er heimlich bei Lily Barretts Debüt spielte. Trotzdem war ihre Einmischung unerträglich. Während er durch die Galerie schritt, hallte der Marmorboden unter seinen polierten Stiefeln.
    Erbost riss er die Tür ihres Wohnzimmers auf und postierte sich mitten auf dem hellen Aubusson-Läufer, der den Teppich vor dem Kamin berührte. Bei seiner stürmischen Ankunft zuckte sie zusammen, dann spähte sie über ihren Roman hinweg und erwiderte seinen eisigen Blick. Sie saß am Fenster, in ihrem zierlichen, mit cremefarbener Seide bezogenen Lieblingssessel. Durch die Spitzengardinen drang winterliches Licht herein.
    »Soeben erfuhr ich, was du auf dem Ball der Rushworths getan hast«, begann er ohne Umschweife.

    »Was habe ich denn verbrochen?« Ihre grauen Augen weiteten sich, ihre Stimme klang atemlos, und ihre Hand umklammerte das Buch so fest, dass der Einband protestierend knarrte.
    Charles knirschte mit den Zähnen. Wie konnte sie eine solche Frage stellen? Ihre geheuchelte Unschuld zerrte an seinen Nerven. Am liebsten hätte er sie gepackt und wenigstens ein bisschen Verstand in ihr selbstsüchtiges Spatzenhirn hineingeschüttelt. »Du hast Miss Barrett gedemütigt«, erklärte er stattdessen in ruhigem Ton. Wie er seine Schwester behandeln musste, wusste er, nachdem er seit vier Jahren dem
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