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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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Vielleicht war auch sie verloren.«
    »Tut mir leid«, seufzte Charles. »Nun, dann werde ich dich anziehen.« Wie sein Tonfall bezeugte, erkannte er, welch eine unzulängliche Reaktion das war.
    Sie nickte und fühlte sich wie eine ausgestopfte Puppe, als er ihr in die Kleider half. Als er kam, hatte sie den Revolver noch nicht in der Tasche verstaut. Das holte sie jetzt nach. Unter dem dünnen Stoff zeichnete sich die Waffe ab, Maggie glaubte sogar, das kalte Metall schreien zu hören. Aber Charles schien nichts zu bemerken, während er sich selber anzog. Sie suchte und fand eine Schere. Damit schnitt sie einen langen Schlitz in die Robe, so dass sie die Pistole schnell und mühelos hervorholen konnte. Das nahm er ebenso wenig zur Kenntnis.
    Wortlos beobachtete er, wie sie sich frisierte. Dann glättete er sein eigenes Haar mit ein paar Bürstenstrichen. Als er die Bürste auf den Toilettentisch zurücklegte, entdeckte er ein zusammengefaltetes Papier und griff danach. Vergeblich streckte sie eine Hand aus, um ihn daran hindern. »Für meine Kinder«, las er in Maggies immer noch ungelenker Handschrift.
    Er entfaltete das Papier, da fiel ein kleines Bündel Geldscheine heraus - ihr Gewinn beim Kartenspiel. Als er erkannte, wie gering sie ihre Überlebenschancen einschätzte, fühlte er sich elend. »Maggie …«
    »Für sie ist das ein Vermögen«, flüsterte sie.
    Weil er nichts zu sagen wusste, schüttelte er nur den Kopf. Nein, ich lasse dich nicht sterben. Nicht einmal ihretwegen.

    Auf ihren Wunsch führte er sie schon ein paar Minuten, bevor der Dinnergong ertönte, aus ihrer Suite. So begegneten sie niemandem, als sie nach unten gingen. Schweigend standen sie im Salon neben dem Speiseraum, bis sich die anderen versammelten. Schließlich kündigte der Butler den Beginn der Mahlzeit an.
    Fünf lange, von Diwanen umgebene Tische standen im Zimmer. Erstaunt musterten die Gäste das Arrangement. Charles umfasste Maggies Ellbogen und führte sie zu einem Tisch in einer Ecke, möglichst weit von Gifford, Dines und Miss Howser entfernt.
    Nachdem sie nebeneinander auf einem Diwan Platz genommen hatten, wurde der erste Gang aufgetragen. Was Charles aß, nahm er nicht wahr. In seinem Mund schmeckte alles nach nichts. Er merkte auch nicht, was ringsum gesprochen wurde und was die Tischgesellschaft von dem ungewöhnlichen Dinner hielt, bei dem Flötisten und ein Harfenist auftraten. Die Melodien hörte er ebenso wenig wie das Gelächter der Gäste.
    Aber er würde niemals die Explosion vergessen, die wie Kanonendonner durch das Haus hallte. Der Raum erzitterte, die Musik verstummte. An der Zimmerdecke schwankten die Lüster. Eine Frau kreischte, aufgeregt redeten alle durcheinander. Dann flackerte orangegelbes Gaslicht und erlosch.
    Beklemmendes Dunkel erfüllte das Speisezimmer.
    »Oh, die Gasleitung!« Charles erkannte Flora Ashcrofts Stimme. »Offenbar ist ein Rohr explodiert!«
    »Die Hauptleitung in der Küche muss abgeschaltet werden«,
befahl seine Mutter. Anscheinend war sie nur albern, wenn es keine Rolle spielte. »Wenn das Rohr repariert wird und die Zündflamme nicht brennt, strömt das Gas aus den offenen Düsen und wird uns alle ersticken.«
    »Darum kümmere ich mich«, erbot sich Peter Radcliffe. Dieser Ankündigung folgten ein Krach und ein gedämpfter Fluch.
    »Niemand rührt sich!« Gebieterisch durchdrang Charles’ Ruf die wachsende Verwirrung. »Die Dienstboten werden Kerzen bringen. Sobald wir Licht haben, kann jemand die Gasleitung abdrehen. Vorerst droht uns keine weitere Explosion. Wir werden auch nicht ersticken.« In der Dunkelheit tastete er nach Maggie. Beinahe blieb sein Herz stehen, denn er spürte nur die Polsterung des Diwans, noch warm von ihrem Körper.
    Nein …
    Kurz entschlossen ignorierte er seine eigene Anweisung und sprang auf. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, sich in der Finsternis zu orientieren. Er sah nur ein paar vage Silhouetten, die ihm nichts nützten. In seiner Fantasie entstand das Bild des Speiseraums - die nächste Tür befand sich zu seiner Linken. Er brauchte Licht, irgendetwas, das brannte. Hastig ergriff er seine Serviette. »Christopher!« Ja, Christopher Radcliffe saß ihm gegenüber. Nach jeder Mahlzeit rauchte der Mann eine dicke Zigarre.
    »Ja?«
    »Gib mir deine Streichhölzer.«
    Ein Rascheln. Langsam, viel zu langsam … »Hier.«

    Ungeduldig streckte Charles seine Finger aus, und sie berührten den Arm des Mannes, wanderten bis zur Hand, in
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