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Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter

Titel: Flaming Bess 08 - Die elektrischen Ritter
Autoren: Thomas Ziegler
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er wirklich geglaubt, durch das Zusammenraffen von Kredits glücklich zu werden?
    »Freunde!« rief Samwell A. Goldberg und richtete sich zu seiner ganzen Größe von einem Meter fünfzig auf. »Freunde! Das Herz läuft mir über! Vielleicht ahnt ihr es schon — ich bin soeben ein neuer Mensch geworden. Von der Habgier geheilt, bereue ich alles, was ich euch angetan habe. Ich schäme mich für die miserable Qualität meiner Waren, für die Höhe meiner Preise und die Skrupellosigkeit meines alten Ichs. Greift zu, Freunde! Nehmt euch, was ihr braucht, und was ihr nicht gebrauchen könnt, bringt euren Freunden mit. Und liebt mich so, wie ich euch liebe … «
    Dann sprang er vom Leichtmetallcontainer herab und stürzte sich glücklich und liebebedürftig auf die grünäugige Linderghast-Frau, die vor Entzücken einen spitzen Schrei ausstieß.
    Und aus dem Maschinendeck stieg das dumpfe, herzschlagähnliche Wummern des dhrakanischen Paratriebwerks herauf..
     
     
     
    In allen Decks der NOVA STAR spielten sich zur gleichen Zeit ähnliche Szenen ab.
    Im Nebula -Casino in der Luvsektion des 4. Oberdecks lud Harp, der dicke Barkeeper mit dem melancholischen Gesicht, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit alle Gäste auf Kosten des Hauses zu einer Vurguzz-Orgie ein. Er erntete begeisterte Zustimmung.
    Ein Deck tiefer, in den Hydroponischen Hallen, wo in endlos aneinandergereihten Kunststoffschalen voller Nährflüssigkeit Frischgemüse und Obst angebaut wurden, entschieden die Hydrotechniker auf Vorschlag des Gletscherwelt-Geborenen Greldin, daß es höchste Zeit wurde, für die Flüchtlinge ein Wintersportparadies zu schaffen. Die Entscheidung wurde umgehend in die Tat umgesetzt: Aus den Klimaschächten strömte minus zwanzig Grad kalte Luft, und Greldin machte sich mit einigen Kollegen auf die Suche nach einer Schneemaschine.
    Im 5. OD entschloß sich das Kantinenpersonal spontan zu einer Umprogrammierung der Nahrungssynthesizer und entwickelte dabei einen bemerkenswerten Sinn für Humor. Als Vorspeise gab es wahlweise Wassersuppe oder Plastiksalat, als Hauptgericht Alten Schuh, gekocht, gebraten, gedünstet oder getragen, als Dessert Eiswürfel oder Schnürsenkelkonfekt. Das ungewöhnliche Menü, das von den Synthesizern programmgemäß synthetisiert wurde, übte auf alle Feinschmecker des Fünften eine geradezu magische Anziehungskraft aus.
    Im 6. Oberdeck wurde Nelson »Biggs« Beiderbecke, der berühmt-berüchtigte Allroundkünstler und Vurguzz -Brenner, von euphorischen Klimatechnikerinnen in einen stillgelegten Abwärmeschacht gesperrt und gezwungen, ein Dutzend neue Gedichte zu produzieren, zu rezitieren und anschließend zu verzehren. Beiderbecke bezeichnete dies später als »das erste authentische Happening in der Geschichte der Weltraumfahrt« und kündigte an, dieses historische Ereignis in einem Musical zu verewigen.
    Und aus dem Maschinendeck stieg das dumpfe, herzschlagähnliche Wummern des dhrakanischen Paratriebwerks herauf. Man mußte schon ein sehr feines Gehör haben, um festzustellen, daß sich der Herzschlag verändert hatte — oder eins sein mit dem elektronischen Netzwerk des Schiffes wie Glory Moon, die Psychonautin …
    Es war nur eine kurze Paraflugetappe, und sie führte durch ein Gebiet, in dem es weder Strings noch dimensionale Verzerrungen oder Parasturmzonen gab, aber schon nach den ersten Minuten hatte Glory Moon bemerkt, daß es kein normaler Transit werden würde.
    Ihr Körper ruhte auf dem liegeähnlichen Spezialsitz in der Zentrale der NOVA STAR, unmittelbar vor dem schräg geneigten Sichtfenster des großen Hauptbildschirms, doch ihr Geist durchkreuzte die Regenbogensee des Pararaums. Am parsekweiten Horizont, mehr zu erahnen, als zu erkennen, zeichnete sich der Dimensionsschatten der Zielsonne ab: ein sonderbar verdrehter Möbiusstreifen, der im Rhythmus des Triebwerksgeräusches pulsierte. Glory Moon horchte mit den Schiffssensoren hinaus in das wogende Farbenmeer, wo sich Ströme aus Gold und Flaschengrün in träge kreisende Wirbel aus Zinnoberrot ergossen. Rostbraune Fontänen stiegen aus der Tiefe des Pararaums empor und schlugen über dem pyramidenförmig ansteigenden Rumpf des Sternenschiffs zusammen.
    Alles spielte sich in völliger Stille ab.
    Die Psychonautin war erleichtert.
    Einen Moment lang hatte sie befürchtet, daß sich ein Parasturm zusammen braute. Aber was war dann der Grund für ihre innere Unruhe? Was irritierte sie?
    Sie horchte weiter, und dann vernahm sie
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