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Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv

Titel: Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
Autoren: Thomas Ziegler
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Gesichtern der beiden Männer spiegelte sich ihre eigene Ratlosigkeit.
    »Verdammt«, fauchte Trimalorius, »warum tun Sie nichts?«
    In seinen Augen flackerte Verzweiflung. Wenn das Archivbewußtsein starb, würde er unter den vielen Milliarden Informationspollen nie den Speicher mit den Daten über Orat-Madurs Unsterblichkeitsformel finden! Der Tod des Archivs besiegelte auch seinen eigenen Tod — auch wenn ihm noch einige Jahrzehnte blieben.
    Aber was waren Jahrzehnte im Vergleich zur Ewigkeit?
    Der Händler zweifelte keinen Moment daran, daß die Formel des ewigen Lebens im Archiv gespeichert war. Es gab keine rationalen Gründe für diese Hoffnung, aber im tiefsten Innern war er überzeugt, nach zwanzig Jahren vergeblicher Suche endlich am Ziel zu sein.
    Die Mächte des Schicksals waren auf seiner Seite. Wie sonst ließ sich das Wunder erklären, daß er in der menschenlosen Fremde, fünftausend Lichtjahre von den Grenzen des Sternenbundes entfernt, von der NOVA STAR aus höchster Not gerettet worden war? Und es konnte kein Zufall sein, daß Flaming Bess den Hilferuf des galaktischen Archivs empfangen hatte, nachdem der Speicherkristall mit der Unsterblichkeitsformel zusammen mit der Raumfestung ARAK-NOR in einer nuklearen Explosion vergangen war …
    Flaming Bess ahnte nichts von Trimalorius’ Gedankengängen. Sie versuchte noch immer extrasensorischen Kontakt mit dem Archivbewußtsein zu bekommen — ohne Erfolg.
    Fast hilfesuchend trat sie dicht an die Membranwand heran und strich mit den Händen über das dünne, durchsichtige Gewebe. Ein Prickeln wie von einem schwachen elektrischen Schlag durchlief, von den Fingerspitzen ausgehend, ihren ganzen Körper. Das Prickeln wurde stärker, und mit einer Mischung aus Furcht und Hoffnung stellte sie fest, daß sie ihre Hände nicht mehr von der Membrane lösen konnte. Sie klebten fest, als wären sie unverrückbar mit dem Gewebe verbunden.
    Dann begann sich die Membrane zu wellen. Das elektrische Prickeln wurde stärker und stärker, verwandelte sich in ein schmerzhaftes Brennen, das Bess die Tränen in die Augen trieb, und die Wellenbewegungen der Membrane waren jetzt so heftig, daß sie hin und her geschüttelt wurde.
    Nur am Rande nahm sie die besorgten und warnenden Rufe ihrer Gefährten wahr.
    Die oberste Gewebeschicht der Membranwand löste sich und floß wie Sirup über ihre Hände, ihre Arme, Schultern, den Helm hinauf und den Oberkörper hinab, bis ihr ganzer Raumanzug von einem hauchdünnen, transparenten Film bedeckt war.
    Abrupt brach das Stimmengewirr im Funkempfänger ab — der Gewebefilm mußte die elektromagnetischen Wellen absorbieren. Larn-Saan! dachte Bess verzweifelt. Hilf mir, Larn-Saan!
    Beruhigende Impulse strömten auf sie ein; sofort ließ ihre Furcht nach. Sie begriff. Die Membrane nahm sie in sich auf, damit sie in die Gehirnkaverne gelangen konnte; die Trennwand war eine Art organische Schleuse, die ein Ausströmen der glitzernden Flüssigkeit verhinderte.
    Eine knappe Minute später hatte sie die Membrane passiert. Sie trieb im warmen, funkelnden Gehirnwasser, umgeben von den formlosen, dunkel verfärbten Protoplasmaklumpen der abgestorbenen Antikörper. Bess drehte sich und bedeutete ihren Gefährten mit einem Zeichen, daß alles in Ordnung war. Dann stieß sie sich von der Trennwand ab und schwamm mit kräftigen Stößen auf das riesige Gehirn des Archivs zu.
    Nach zwanzig Metern geriet sie in eine starke Gegenströmung, die sie in Richtung Gehirnschale zu tragen drohte, wo sie erst jetzt die dunkle Öffnung eines Abflußkanals bemerkte, der halb von den verendeten Antikörpern verstopft war.
    Offenbar wurde das Gehirnwasser permanent ausgetauscht.
    Sie stemmte sich der Strömung entgegen und bahnte sich mühsam ihren Weg durch die verklebten, in Auflösung befindlichen Protoplasmaklumpen. Langsam näherte sie sich der ungeheuren Gehirnmasse. Inzwischen konnte sie deutlich die knotige Struktur des Gewebes erkennen, die Unterteilung in verschiedene Gehirnlappen, das feine, tausendfach verästelte Netzwerk der Nervenbahnen.
    Bis jetzt gab es kein Anzeichen einer Schädigung. Aber die toten Antikörper kamen von der anderen Seite des Gehirns.
    Sie schwamm weiter.
    Die Protoplasmaklumpen trieben ihr in immer größerer Zahl entgegen, und mit jedem Meter trübte sich die Flüssigkeit mehr.
    Die Impulse des Archivbewußtseins wurden merklich schwächer.
    Flaming Bess verdoppelte ihre Anstrengungen. Endlich hatte sie das Gehirn umrundet.
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