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Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese

Titel: Flaming Bess 06 - Sternbaronat Roter Riese
Autoren: Thomas Ziegler
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Ziel entgegen.
    Vielleicht in den Tod, dachte Glory Moon.
    Sie fröstelte.
    »Glory? Ist mit dir alles in Ordnung?« Es war typisch für Flaming Bess, daß ihre erste Sorge nicht dem Schiff, sondern der Pilotin galt.
    »Keine Probleme«, antwortete Glory Moon über die Lautsprecher des Interkomnetzes.
    Sie hoffte, daß die synthetisch erzeugte Stimme nichts von ihrer Furcht und ihrer Erschöpfung verriet. »Aber die NOVA STAR … Ich habe keine Kontrolle mehr über den Kurs. Eine Art Wirbelströmung hat das Schiff erfaßt. Die Maschinen sind nicht stark genug, um uns aus dem Sog zu befreien … «
    »Ein Parasturm?« fragte Bess.
    »Nein, kein Parasturm. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Es geschah so plötzlich, daß ich keine Chance hatte, der Gefahrenzone auszuweichen.«
    »Wir könnten alle Kraftwerke auf das Paratriebwerk schalten«, schlug die Kommandantin vor. »Es ist riskant, aber eine kurzfristige Überlastung … «
    »Es wird das Schiff zerreißen«, unterbrach Glory Moon. »Tut mir leid, doch ich fürchte, uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten.«
    Jemand fluchte. Katzenstein. »Klingt großartig«, knurrte er. »Wirklich großartig.«
    Glory Moon sagte nichts.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder nach draußen, ins strudelnde Schwarz des Mahlstroms, und die hochempfindlichen elektronischen Augen des Schiffes registrierten im gleichen Moment eine Veränderung.
    Hier und dort mischte sich Grau in Schwarz, dünne, graue Linien, die sich rasch zu einem schlauchförmigen Netzwerk verknüpften. Bald war die NOVA STAR von einem dreidimensionalen Spinnennetz umgeben. Die Fäden wurden heller und heller, bis ihr Licht zu einer scheinbar massiven Wand verschmolz.
    Ein Schacht aus purem Licht war entstanden, und am tiefen Grund sah Glory Moon etwas, das sie mit schrecklicher Furcht erfüllte. Abrupt verschwand der strahlende Schacht.
    Was blieb, war verzerrter Raum.
    Körniger Raum, träge wallend, in zäher, schleimiger Bewegung, wie gemahlene Schlacke auf einem Magmasee. Am äußersten Rand des Blickfeldes — unerreichbar — das Morgenrot des Pararaums, der dort, wo er in die körnig-verzerrte Zone überging, merkwürdig gekrümmt war, in zahllose Rotschattierungen zerlegt, die verrückte Winkel bildeten, bei deren Anblick Glory Moon schwindelte.
    Im Zentrum der körnig wabernden Zone ein Loch.
    Als wäre dort eine kreisrunde Öffnung in den Raum gestanzt worden, ein Tor ins Nichts, in die Abwesenheit von Raum und Zeit, die große Negation der grausigen, alles verschlingenden Leere.
    Und die NOVA STAR fiel direkt auf dieses Loch zu, haltlos ins Nichts jenseits aller Dinge, aller Vorstellung.
    Glory Moon stöhnte auf.
    Mit einem Mal wußte sie, mit was sie es zu tun hatten.
    Sie hatte davon gehört, vor Jahren, während ihrer Ausbildung in der Psychonauten-Akademie von Centrus, aber sie hatte nie geglaubt, jemals mit dieser Gefahr konfrontiert zu werden.
    »Es ist ein String«, sagte sie heiser. »Ein Defekt in der Raum-Zeit, Überbleibsel aus der Frühzeit des Universums. Ein String… Bei der Göttin! Ein Riß in der Welt, ein Riß, der alles ansaugt, was in seinen Einflußbereich gerät, und hinter dem Riß das Nichts, das absolute Nichts, und wir … «
    Ihre Stimme versagte.
    Das Loch im Raum war zu einem gewaltigen Schlund angewachsen, und plötzlich war ein Rauschen in ihrem Kopf, und das Rauschen wurde zueinem brüllenden Lärm, und der Lärm war überall im Schiff. Die Luftschrie auf, der Strahl, das Fleisch, die Materie selbst, während sie bei ihremSturz aus dem Raum ins Nichts jeden Zusammenhalt verlor, zerbröckelte, zerfiel, sich auflöste …
    Das letzte, was Glory Moon spürte, war ein grausamer flackernder Schmerz und eine grenzenlose Traurigkeit, daß sie, der man die Sicherheit des Raumschiffes und seiner fünftausendköpfigen Besatzung anvertraut hatte, dieses Vertrauen auf so tödliche Weise enttäuschte.
    Dann hatte der String, der Riß in der Welt, das Maul der ewig hungrigen Leere, die NOVA STAR verschlungen.
     

2.
     
    Baron Stork bebte vor Zorn.
    Er war ein schlanker, fast knochiger Mann mit silbergrauen Haaren, kohlschwarzen Augen und einem totenbleichen Gesicht, wie es typisch für die Bewohner der Höhlen von Argylon war.
    Doch jetzt glühten seine Kohlenaugen, und der Zorn trieb ihm das Blut in die Wangen, so daß sie fast so rot leuchteten wie sein kostbares Brokat- und Seidengewand.
    »Es ist unglaublich!« fauchte er. »Einfach unglaublich! Wie konnten die
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