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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman
Autoren: Bjoern Berenz
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Pegel des Rheins in der Regenzeit. Das kurzfristigeingeschobene Wochenende in Tschechien hat mir nicht nur eine weitere peinliche Anekdote für meine Biografie eingebracht, sondern auch noch mein ohnehin schon knapp bemessenes Zeitfenster drastisch verkürzt.
    Aber das Glück ist ja bekanntlich mit den Tüchtigen. Wenn ich schon meinen Mac nicht benutzen kann, so kann ich wenigstens einige grobe Ideen zum Handlungsverlauf zu Papier bringen. Ja, das könnte ich tun! Andererseits bin ich von Natur aus eher ein faules Stück und auch in diesem Moment bereit, die schicksalhafte Fügung widerstandslos hinzunehmen. Eine Mütze voll Schlaf ist auf jeden Fall eine verlockende Alternative.
    Und überhaupt.
    Ich packe den nutzlos gewordenen Laptop in die Tasche, knülle meine Jeansjacke zu einem Kissen zusammen und lehne mich gegen die kühle Fensterscheibe.
    Durch die geschlossenen Augen hindurch spüre ich Rüdigers Blick auf mir ruhen. Vorsichtig lupfe ich ein Lid. Unsere Blicke treffen sich. Zum unauffälligen Weggucken ist es längst zu spät.
    »Was?«, frage ich entnervt.
    Als sich erst die eine, dann die andere Augenbraue in der haarigen Visage meines Gegenübers hebt, ahne ich es.
    Und dann folgt, was diesen bis dato echt miesen Tag zum grausigsten Tiefpunkt in meiner bisherigen Karriere als Mensch adelt: »Du bist doch der Typ aus dem Porno!«

3
    Bonobos nutzen Sex zur Streitschlichtung. Und auch sonst zu allem Möglichen. Sie treiben es unzählige Male am Tag. Dabei sind sie nicht wählerisch: Alter und Geschlecht spielen bei der Paarung keine Rolle. Wirklich, absolut gar keine.
    Die Worte platzen förmlich aus ihm heraus, wie aus einem Vulkan, der Jahrhunderte über geschlafen hat und sich plötzlich dazu entschließt, einen kleinen südpazifischen Inselstaat in Schutt und Asche zu legen.
    »Geht’s noch lauter?« Zischend presse ich den Finger auf meine Lippen und starre ihn mahnend an.
    Ja, das ist sie, meine Zielgruppe. Momente wie diese erlebe ich nicht täglich, aber unglücklicherweise hin und wieder. Und leider sehe ich mich stets in meinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt, was die Klientel meiner Filme angeht. Nie sind es sexlüsterne gut aussehende Frauen, die mich auf meinen Nebenberuf ansprechen. Immer sind es ungewaschene fettleibige oder auch klapperdürre Männer jenseits der zwanzig, die jegliches Gefühl von Selbstkritik und Scham überwunden zu haben scheinen.
    Solche Typen wie Rüdiger eben.
    »Du hast doch in dem einen Film da mitgespielt.« Er ringt nach Worten und schnippt wild mit den Fingern. »Na, wie heißt et … der, wo der Typ von den beiden Miezen um die Ecke gebracht wird.«
    Ich nicke stumm und sehne mich in den Pazifik. Ach, was sag ich – ins Bermudadreieck.
    Dabei hat er recht. Und ich habe in diesem Film nicht nur mitgespielt, ich bin zu allem Überfluss auch noch der Typ, der von den Miezen gemeuchelt wird.
    Er klatscht sich begeistert auf die massigen Oberschenkel. »Warte, sach nix, ich habbet gleich. Der Wichser , nä?«
    »Nein«, verbessere ich ihn, »das ist der mit Oliver Kalkofe und Bastian Pastewka.«
    Sein Gesicht bleibt unbewegt.
    » Der Wixxer «, helfe ich nach und lege eine besondere Betonung auf die beiden X.
    Noch immer keine Regung in Rüdigers speckig glänzendem Gesicht.
    »Der Film, den du meinst, heißt Spermophilia «, lasse ich die Katze aus dem Sack.
    Jetzt senken sich die Augenbrauen wieder. »Doofer Name.«
    Da bin ich anderer Meinung. Im Grunde ist es sogar das Beste am ganzen Film – dem Film, dem ich meine fünfzehn Minuten fragwürdigen Ruhmes zu verdanken habe.
    Dennoch ist die Leere in den Augen meines modrigen Sitznachbarn einer funkelnden Begeisterung gewichen. »Saugeil, ich brauch ’n Autogramm von dir. Dat glaubt mir sonst nachher kein Mensch. Und kann ich auch ’n Foto von uns beiden machen?«
    Ich lächele zäh, übe mich in der Gelassenheit eines buddhistischen Zen-Mönchs und zähle in Gedanken bis zehn.
    Eins …
    Wie gesagt, es passiert mir äußerst selten, dass ich außerhalb von Erotikmessen, Sexshops und Pornofilm-Sets auf diesen Film angesprochen werde. Überhaupt hätte ich es niemals für möglich gehalten, dass dieser stümperhaft produzierte Streifen auch nach über einem Jahr noch im Fokus der pornokonsumierenden Öffentlichkeit stehen würde. Aus Videotheken hatman den Film längst verbannt, das Internet aber vergisst nichts. Dank einschlägiger Handentspannungs-Onlineplattformen kann man sich überall auf der
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