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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Autoren: Robin Hobb
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Outislander zu der Überzeugung geführt, dass Stein, der ausreichend mit Lebensenergie angefüllt wurde, zu Drachen geformt werden konnte, um ihnen als Werkzeug ihrer Rache zu dienen. Ich finde es beunruhigend, mir vorzustellen, wie nahe sie daran waren, das wahre Geheimnis der Erschaffung eines Drachen zu entdecken.
    Zyklen, die Geschichte der Welt verläuft in Zyklen, hat der Narr mir einmal erklärt. Die Outislander verwüsteten unsere Küste, also rief König Weise die Uralten zu Hilfe, um sie zu vertreiben. Und die Uralten entfremdeten die Outislander mit der Gabe, während sie immer und immer wieder über ihre Häuser flogen Generationen später erschienen sie erneut vor unserer Küste, um zu brandschatzen, zu morden und die Unseren zu entfremden. Also zog König Veritas aus, um die Uralten erneut zu erwecken, und die Uralten trieben sie wieder zurück - und entfremdeten sie dabei ein weiteres Mal. Ich frage mich, ob der Hass nun wieder schwelen wird, bis...

    Ich seufze und lege die Feder zur Seite. Zu viel habe ich schon geschrieben. Nicht alle Dinge müssen überliefert werden. Nicht alle Dinge sollten überliefert werden. Ich nehme die Schriftrolle und gehe mit langsamen Schritten zum Kamin. Meine Beine sind verkrampft vom langen Sitzen. Es ist ein kalter, diesiger Tag, und der Nebel, der vom Meer heranzieht, hat jede alte Wunde an meinem Körper entdeckt und zum Leben erweckt. Die Stelle im Rücken, wo mich der Pfeil getroffen hat, ist noch immer die schlimmste. Wenn es kalt ist, spüre ich das Ziehen der Narbe im ganzen Körper. Ich werfe das Pergament auf die glühenden Holzscheite und muss dazu über Nachtauge hinwegsteigen. Seine Schnauze wird langsam grau, und seinen Knochen gefällt das Wetter ebenso wenig wie meinen.
    Du wirst fett. Du tust nichts anderes mehr als beim Feuer liegen und deinen Wanst zu pflegen. Warum gehst du nicht jagen?
    Er streckt sich und schnauft. Geh und piesacke den Jungen, nicht mich. Und leg Holz aufs Feuer.
    Doch bevor ich ihn rufen kann, kommt mein Gehilfe herein. Er rümpft die Nase über den Geruch von brennendem Pergament und wirft mir einen strafenden Blick zu. »Ihr hättet mir auftragen können, frisches Holz zu bringen. Wisst Ihr, was gutes Pergament kostet?«
    Ich antworte ihm nicht, und er seufzt und schüttelt den Kopf über mich. Dann geht er hinaus, um Holz zu holen.
    Er ist ein Mitbringsel von Merle und ist seit zwei Jahren bei mir. Ich habe mich noch immer nicht an ihn gewöhnt. Bestimmt war ich nie ein Knabe, wie er einer ist. Ich erinnere mich an den Tag, als sie ihn zu mir brachte, und ich muss darüber lächeln. Sie war vorbeigekommen, so wie sie es zwei- bis dreimal im Jahr tut, um mich zu besuchen und wegen meines Einsiedlerdaseins zu tadeln. Dieses Mal aber hatte sie den Jungen dabei. Er blieb draußen auf seinem mageren Pferdchen sitzen, während sie an die Tür klopfte. Als ich öffnete, drehte sie sich um und rief ihm zu: »Steig ab und komm herein. Hier ist es warm.«
     
    Er war vom nackten Rücken des Ponys gerutscht, blieb daneben stehen und zitterte vor Kälte, während er mich anstarrte. Das schwarze Haar wehte ihm über das Gesicht. Er hielt sich einen alten Umhang Merles vor die Brust.
    »Ich habe dir einen Jungen gebracht«, verkündete Merle und grinste vor sich hin.
    Ich erwiderte ungläubig ihren Blick. »Du meinst - er gehört mir?«
    Sie zuckte die Schultern. »Wenn du ihn brauchen kannst. Ich dachte, er könnte dir guttun.« Sie überlegte. »Genaugenommen dachte ich, du könntest ihm Gutes tun. Mit Kleidung und regelmäßigen Mahlzeiten und so weiter. Ich habe für ihn gesorgt, solange ich konnte, aber das Leben einer fahrenden Musikantin...« Sie ließ den Satz in der Luft hängen.
    »Dann ist er... Hast du, haben wir...« Ich stammelte, suchte nach Worten, leugnete meine Hoffnung. »Er ist dein Sohn? Meiner?«
    Ihr Lächeln wurde breiter, während sie meine Verwirrung genoss, doch in ihre Augen trat ein Ausdruck von Mitgefühl. Sie schüttelte den Kopf. »Meiner? Nein. Deiner? Das könnte schon möglich sein. Bist du denn vor acht Jahren durch Flunderbay gekommen? Da habe ich ihn gefunden. Er aß verfaultes Gemüse aus der Müllgrube des Dorfes. Seine Mutter ist tot, und seine Augen sind verschiedenfarbig, deshalb wollte seine Schwester ihn nicht haben. Sie sagt, er ist ein von einem Dämon gezeugter Bastard.« Sie legte den Kopf schräg und fügte augenzwinkernd hinzu: »Also nehme ich an, er könnte durchaus dein Sprössling
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