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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Autoren: Robin Hobb
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Augenblick die Welt um mich herum dunkel, und ich verlor jede klare Erinnerung an sie. Ich kann nicht sagen, ob Veritas sie führte oder ob die Drachenreiterin und ihr Drache bei ihnen war. Ich wusste nur, es herrschte Frieden in den Sechs Provinzen und keine Roten Schiffe würden sich in künftigen Sommern mehr unserer Küste nähern. Außerdem hoffte ich, sie würden gut schlafen in ihrem Garten der Steine, wie sie es zuvor getan hatten. Ich ging in die Hütte zurück, um den Spieß mit dem Kaninchen zu drehen. Ich freute mich auf einen langen, ruhigen Winter.
    So lösten die Uralten das Versprechen ein, das sie einst König Weise gegeben hatten. Sie kamen und vertrieben die Roten Schiffe von den Küsten der Sechs Provinzen. Auch zwei große Weiße Schiffe versanken bei dieser großen Abrechnung. Und genau wie zu König Weises Zeit stahl ihr Schatten den Menschen, auf die er fiel, Augenblicke ihres Lebens und ihrer Erinnerungen. Auch dieses Mal fanden die verschiedenen Gestalten und Farben der Drachen ihren Weg in die Chroniken und auf die Wandbehänge dieser Zeit, und die Menschen schmückten die Lücken in ihrer Erinnerung an den Flug der Drachen mit allen möglichen Spekulationen und viel Fantasie aus. Fahrende Musikanten dichteten Gesänge darüber, und in all diesen Gesängen heißt es, Veritas wäre in eigener Gestalt zurückgekehrt, auf dem Rücken des Türkisdrachen, und hätte die anderen in den Kampf gegen die Roten Schiffe geführt. Die schönsten Lieder berichten davon, wie Veritas nach den Kämpfen von den Uralten mitgenommen wurde, um als hochgeehrter Gast mit ihnen zu feiern und dann neben ihnen in ihrer verzauberten Burg zu schlafen, bis der Tag kommt, an dem Bock wieder seiner Hilfe bedürfe. So wurde die Wahrheit, wie Merle zu mir gesagt hatte, etwas größer als die Wirklichkeit. Schließlich war es eine Zeit, in der es den Menschen nicht schwerfiel, an zauberkräftige Helden und alle möglichen wundersamen Ereignisse zu glauben.
    Wie zum Beispiel, als Edel höchstselbst an der Spitze einer Heerscharvon sechstausend Soldaten aus Farrow geritten kam, um nicht nur Bock, sondern allen Küstenprovinzen Hilfe und Nachschub zu bringen. Vor ihm trafen in langer Reihe die Kähne mit Vieh und Korn und Schätzen aus Burg Fierant selbst ein, die wiederbrachten, was erst vor einem Jahr den Weg flussaufwärts genommen hatte. Die Schiffer berichteten von den Geschichten, die man sich in Farrow erzählte, so dass der Prinz eines Tages aus einem Traum erwacht und nur halbbekleidet durch die Flure von Burg Fierant gelaufen sei und die Rückkehr von Prinz Veritas nach Bocksburg und das Erscheinen der Uralten prophezeit hätte, die kämen, um die Küstenprovinzen von den Roten Korsaren zu befreien. Botenvögel wurden ausgesandt, um sämtliche Truppen aus den Bergen zurückzurufen und König Eyods untertänigste Vergebung zu erflehen sowie großzügige Wiedergutmachung anzubieten. Er rief seine Barone zusammen, um ihnen zu verkünden, Königin Kettricken würde Veritas’ Sohn zur Welt bringen und er, Edel, wolle als Erster dem künftigen Monarchen den Vasalleneid leisten. Zu Ehren dieses besonderen Anlasses hatte er befohlen, sämtliche Galgen niederzureißen und zu verbrennen sowie alle Gefangenen zu begnadigen und freizulassen. Des Königs Rund sollte umbenannt werden in der Königin Garten und zum Zeichen der neuen Einigkeit Bäume und Pflanzen aus allen Sechs Provinzen beherbergen. Als später an jenem Tag die Roten Schiffe die Außenbezirke von Fierant überfielen, rief Edel selbst nach Pferd und Rüstung und eilte hinaus, um an der Spitze seiner Untertanen die Stadt zu verteidigen. Er focht Seite an Seite mit Kaufleuten und Hafenarbeitern, Fürsten und Bettlern. In dieser Schlacht erwarb er sich die Liebe der einfachen Leute von Fierant. Als er bekanntgab, seine Treue gehöre von nun an der Königin Kettricken und dem Kind unter ihrem Herzen, erklärten auch sie sich zu getreuen Untertanen des Herrschergeschlechts der Weitseher.
    Als Edel Bocksburg erreichte, soll er auf den Knien und in Sackleinen gekleidet mehrere Tage vor den Toren ausgeharrt haben, bis die Königin sich herabließ, zu ihm hinauszugehen und seine unterwürfigste Bitte um Vergebung entgegenzunehmen, dass er je an ihrer Ehre gezweifelt habe. In ihre Hände legte er sowohl die Krone der Sechs Provinzen zurück als auch den schlichten Reif des Kronprinzen und sagte, er habe nicht den Ehrgeiz, einen höheren Titel zu führen als den des Onkels
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